Ein Avatar für die Gebärdensprache

Viele alltägliche Interaktionen zwischen Hörenden und Gehörlosen bestehen aus kurzen und spontanen Gesprächen an der Bushaltestelle, an Ladentheken oder in Büros. In diesen Situationen ist es meist nicht möglich, eine Gebärdensprachdolmetscherin oder einen Gebärdensprachdolmetscher beizuziehen, wie es häufig punktuell bei Interviews, Sitzungen, TV-Sendungen, Konferenzen oder im Bildungs-, Gesundheits- und Rechtswesen geschieht.

Ein Avatar soll bald mittels künstlicher Intelligenz Hilfe leisten. Im Rahmen des europäischen Förderprojekts EASIER (Englisch für «einfacher») soll eine animierte Figur mit dem Realismus von ­Videos kombiniert werden und somit Gebärdensprachdolmetschende imitieren – sogar in Schweizer Mundart. Ziel sei nicht, Menschen zu ersetzen, beruhigt Robin Ribback, Leiter Innovation bei SWISS TXT. Die SRG-Tochter ist als Kompetenzzentrum für Barrierefreiheit der SRG am europäischen Projekt beteiligt und arbeitet eng mit Partnern aus der ­freien Wirtschaft sowie der Forschung zusammen.

Wo der Avatar zum Einsatz kommen werde, so Ribback, sei dort, wo keine Dolmetschenden verfügbar oder nur schwierig zu organisieren seien. Zum Beispiel bei Hinweisen an Bahnhöfen, ausserplanmässigen Nachrichten, mittels App bei spontaner Kommunikation zwischen gut hörenden und gehörlosen Menschen, in der Interaktion mit Smart Speakern, bei Warnmeldungen, Nachrichten über HbbTV; auch Wetternachrichten wären jederzeit als Avatare ­abrufbar. Bis es jedoch so weit ist, könnte es noch ein Weilchen dauern. In der Zwischenzeit werden wohl nicht nur die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf Hochtouren arbeiten, sondern auch die echten Gebärdensprachdolmetscherinnen und -dolmetscher.

Text: Pernille Budtz

Bild: Raffinerie

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