Glückskette: Hilfe in der Ukraine, Ostafrika, Haiti und in der Schweiz
In vielen Weltregionen herrscht Not, zum Beispiel in Haiti, wo im letzten Herbst 3,2 Millionen Menschen von einem Erdbeben mit riesiger Zerstörungskraft betroffen waren. Aber auch in unserem Land gibt es Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind. Wie die Spendengelder der Glückskette in den verschiedenen Ländern eingesetzt werden, lesen Sie in diesem Artikel.
Die ganze Welt schaut derzeit auf die Ukraine, die sich vehement gegen den Angriff Russlands wehrt. Der Konflikt spielt sich sozusagen vor unserer Haustüre ab und verunsichert viele Menschen in Europa.
Dies erklärt, warum die ersten Spenden bei der Glückskette eingegangen sind, kaum hatte die Welt am 24. Februar vom Einmarsch Russlands in das südliche Nachbarland erfahren. Drei Tage später rief die Glückskette zusammen mit den verschiedenen Kanälen der SRG offiziell zur Spendensammlung auf. Nach neun Monaten beträgt der Kontostand bereits 127 Millionen Franken. Judith Schuler, Direktorin Kommunikation und Fundraising, ist mit dem Spendenerfolg sehr zufrieden: «Wir sind überwältigt von der Solidarität der Schweizer Bevölkerung. Der Erfolg dieser Kampagne zeigt, was wir dank der erfolgreichen Zusammenarbeit mit der SRG erreichen können.»
Hilfe für Kriegsopfer
Nach Eingang der ersten Spenden konnten die Partnerorganisationen, die in der Ukraine aktiv sind, ihre Finanzierungsanträge an die Glückskette senden. Bisher haben 11 der 25 akkreditierten Partnerorganisationen Finanzierungsanträge für die Ukraine und die Nachbarländer Polen, Rumänien und Moldawien eingereicht. Die Akkreditierung der Partnerorganisationen wird alle drei Jahre von der Glückskette überprüft. Zudem müssen sie für jedes Projekt einen neuen Finanzierungsantrag stellen. Es finden auch regelmässig Projektbesuche vor Ort und Evaluationen statt.
Die Spenden für die Ukraine werden nun fast im ganzen Land für die Ausstattung von Notunterkünften, die medizinische Versorgung, psychologische Betreuung und Bargeldhilfe eingesetzt. Es ist wichtig, dass die Menschen selber entscheiden können, was sie am nötigsten brauchen. Seit Sommer arbeiten diverse Partnerorganisationen auch an der Vorbereitung für den kalten Winter. Mindestens ein Raum pro Wohneinheit muss repariert und isoliert werden, damit die Menschen durch die Kälte nicht zusätzlichen Gefahren ausgesetzt werden. Geplant ist, mindestens ein Drittel der eingegangenen Spenden im Jahr 2022 in Projekte zu investieren. Wie die Spendengelder eingesetzt werden, kann im «Treffpunkt»-Beitrag von Radio SRF nachgehört werden (ab 4:55).
Linderung der Hungersnot wegen Dürre
Ein anderer Kontinent wird momentan von einer schlimmen Trockenheit heimgesucht. Aufgrund des Klimawandels hat es im Horn von Afrika – Kenia, Somalia und Äthiopien – während der letzten vier Regenzeiten im Oktober 2020, März 2021, Oktober 2021 und März 2022 sehr wenig geregnet. Rund 36 Millionen Menschen sind daher von akutem Hunger betroffen. Neben den klimatischen Bedingungen verschärfen wirtschaftliche Probleme als Folge der Pandemie und bewaffnete Konflikte die besorgniserregende Situation.
Auch die blockierten Weizenlieferungen in der Ukraine und die stark gestiegenen Transportkosten führten vorübergehend zu einer zusätzlichen Anspannung der Lage. Die aktuelle Spendensammlung der Glückskette zugunsten von Ostafrika ermöglicht es der Glückskette, diverse Notprojekte der Partnerorganisationen zu finanzieren. Es handelt sich insbesondere um die Wasser- und Nahrungsmittelversorgung sowie die Behandlung von Kindern, die unter akuter Mangelernährung leiden.
Nothilfe mit Wiederaufbau und Entwicklungszusammenarbeit verbinden
Am 12. Januar 2010 ereilte die haitianische Bevölkerung das Schicksal in Form eines schweren Erdbebens der Stärke 7,0 auf der Momenten-Magnituden-Skala. Neben dem tragischen Tod von 300 000 Menschen brachte das Erdbeben eine immense Zerstörung mit sich: 250 000 Wohnungen und 30 000 Geschäfte wurden dem Erdboden gleich gemacht. Ein Drittel der gesamten Bevölkerung wurde in Mitleidenschaft gezogen.
Der Spendenaufruf der Glückskette für die Opfer des Erdbebens brachte 66,2 Millionen Franken ein. In Haiti verfolgt die Spendenorganisation den Ansatz, Nothilfe mit Wiederaufbau und Entwicklungszusammenarbeit zu verbinden. Nach der Soforthilfe (20 Prozent der Spenden) konnte in einer zweiten Phase der Wiederaufbau der Gebäude in Angriff genommen werden (65 Prozent der Spenden). 15 Prozent flossen in Projekte zur Katastrophenvorsorge. Insgesamt wurde das Geld in 91 Projekte investiert, die von 21 Schweizer NGO umgesetzt wurden. Über zwei Millionen Menschen profitierten von dieser Unterstützung. Dabei handelt es sich um Projekte zur Prävention und Risikominderung im Falle von Katastrophen, insbesondere Wiederaufforstungsprojekte.
Die meisten Partnerorganisationen, die den Wiederaufbau unterstützt haben, waren im August 2021, als Haiti erneut von einem starken Erdbeben getroffen wurde, immer noch vor Ort und konnten dank der Unterstützung der Glückskette sehr schnell Notmassnahmen ergreifen.
Solidarität mit Betroffenen der Corona-Pandemie
Die Schweiz ist weder direkt von Kriegshandlungen betroffen noch kennt sie Dürre oder riesige Zerstörung durch Erdbeben. Und dennoch sind auch bei uns Menschen auf die Unterstützung der Glückskette angewiesen. Die zweijährige Pandemie hat die sozial schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft stark in Mitleidenschaft gezogen, seien es Obdachlose und ausgegrenzte Menschen, Kinder mit Erfahrung von häuslicher Gewalt und Jugendliche mit Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt.
Die Sammlung «Coronavirus Schweiz» war die längste Sammlung in der Geschichte der Glückskette und gleichzeitig die schnellste bezüglich der Vergabe von Spendengeldern. Nur gerade vier Tage nach dem Start der Sammlung am 23. März 2020 konnten das Schweizerische Rote Kreuz und Caritas Schweiz mit den ersten von 209 Projekten starten.
In den Jahren 2020 und 2021 kamen 44 Millionen Franken zusammen, von denen 1,7 Millionen Menschen profitierten. Verschiedene Formen von Unterstützung waren gefragt: finanzielle Hilfe, Transport, Pflege oder Hauslieferungen, Beratung und Verteilung von Informationen sowie Nahrungsmittelhilfe. Auch wenn die Spitze der Pandemie vorüber ist, sind die Probleme keineswegs verschwunden. Deshalb unterstützt die Glückskette weiterhin Projekte, die den sozial Schwächsten zugutekommen.
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