Bot «Focus» Marco Rima eine unsachgemässe Plattform?

In seine erste «Focus»-Sendung lud Komiker und Host Stefan Büsser den befreundeten Komiker Marco Rima ein. Nach Ansicht eines Beanstanders hätte SRF dem Corona-Massnahmenkritiker keine Plattform bieten dürfen. Die Ombudsleute sehen keinen Verstoss gegen das Radio- und Fernsehgesetz, auch wenn die Sendung nicht wirklich befriedigend gewesen sei.

Wer auf Anti-Corona-Demos auftrete und von einer Spaltung spreche, gehöre nicht ins öffentliche Radio- und Fernsehen, findet der Beanstander. Es sei falsch, Marco Rima eine Plattform zu geben, um seine unwissenschaftlichen Meinungen zu verbreiten und ihm «nur» Büsser entgegenzustellen. Der Beanstander verweist auf die sogenannte «False balance». Bei dieser werde der wissenschaftliche Konsens mit wenigen Gegenstimmen gleichgesetzt.

Persönlichkeit des Gasts steht im Mittelpunkt

Der Podcast «Focus» sei kein politisches und auch kein kontroverses Format, schreibt die verantwortliche Redaktion in ihrer Stellungnahme. Vielmehr sollen Haltungen, Prägungen und Werte eines Gastes vertieft dargestellt werden. Im Podcast vom 12. September 2022 sei es inhaltlich nicht um die Corona-Massnahmen gegangen. Leitfrage sei gewesen, was ein tiefgreifender gesellschaftspolitischer Dissens mit einer privaten Freundschaft mache. Die freundschaftliche Verbundenheit der beiden Komiker sei transparent gemacht worden. Host Stefan Büsser habe die kritische Distanz immer gewahrt. Wenn sich sein Gast Marco Rima vom Thema zu entfernen drohte, habe ihn Stefan Büsser mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu seinen Aussagen konfrontiert.

Brücken bauen

SRF lege grossen Wert auf eine sachgerechte und vielfältige Berichterstattung, hält die Redaktion fest. Unterschiedliche Perspektiven und Meinungen sollen in den SRF-Angeboten zum Ausdruck kommen. Der gesellschaftliche Zusammenhang habe während der Corona-Pandemie gelitten. SRF könne als öffentliches Medienhaus eine wichtige Rolle spielen, diese Polarisierung nicht weiter voranzutreiben. Stefan Büsser habe mit seiner Gästewahl versucht, hier eine Brücke zu schlagen. Er habe dies mit der gebotenen Sorgfalt und mit kritischem Nachfragen getan.

Keine wissenschaftliche Auseinandersetzung

Die Ombudsleute können den Ärger des Beanstanders aufgrund von Marco Rimas Verhalten und seinen Aussagen während der Corona-Pandemie nachvollziehen. Es sei im «Focus» zwar durchaus mehrheitlich um die Zeit der Pandemie und um den Virus gegangen. Im Zentrum sei jedoch ein Gespräch zwischen zwei Comedians ohne wissenschaftlichen Bezug zu Corona gestanden. Die Auseinandersetzung sei nicht zu wissenschaftlichen Erkenntnissen geführt worden. Wenn es doch wissenschaftlich zu werden drohte, sei die Diskussion darüber nicht weitergeführt worden. Sonst hätte man sich tatsächlich fragen können, ob der Vorwurf der «false balance» zutreffend gewesen wäre.

Keine unhaltbaren Aussagen

Es muss laut Ombudsleuten in einer von der Meinungsäusserungsfreiheit lebenden Demokratie möglich sein, dass zwei Comedians die Corona-Massnahmen unterschiedlich werten und darüber eine Diskussion führen. Unhaltbare Aussagen, wie sie Marco Rima zum Beispiel während einer Corona-Demonstration gemacht habe, seien im Gespräch nicht wiederholt worden. Ein Verstoss gegen das Radio-und Fernsehgesetz können die Ombudsleute nicht feststellen. Allerdings erachten sie den Podcast als nicht gelungen. Rima habe zu viel Raum zugestanden bekommen und seine Aussagen seien durch Stefan Büsser zu wenig kritisch hinterfragt worden. So habe Rima einen zu grossen Werbeeffekt erhalten.

«Focus» vom 12. September 2022:

Text: SRG.D/dl

Bild: SRG.D/Illustration Cleverclip

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