«Die grösste Challenge ist, dass die WM in vier verschiedenen Zeitzonen stattfindet»
Am 20. Juli startet in Neuseeland und Australien der FIFA Women’s World Cup 2023. SRF überträgt sämtliche Spiele live. Im Interview verraten Sven Sarbach, Leiter Grossprojekte bei der Business Unit Sport (BUS) der SRG, sowie Balint Kalotay, Produzent bei SRF Sport, wie sich die Vorbereitungen gestalten und was die grössten Herausforderungen dabei sind.
Was läuft hinter den Kulissen, wie sehen die Vorbereitungen aus?
Sven Sarbach: Hinter den Kulissen läuft momentan einiges für diese Fussball-WM. Die Planung und Organisation, Logistik und die Unterkünfte sind Themen, die uns beschäftigen. Die SRG leitet und koordiniert das Projekt für die vier sprachregionalen SRG-Sender (SRF, RTS, RSI und RTR). Diese stellen je ein eigenes, vielfältiges WM-Programm für TV, Radio und Onlinemedien zusammen – mit speziellem Schweizer Fokus und massgeschneidert für alle Landesteile.
Konkret heisst das: wir erstellen Pläne und buchen Kommentar- und Interviewpositionen beim Veranstalter. Zudem erarbeiten die technischen Fachleute alle notwendigen Konzepte, um sicherzustellen, dass die Bilder überhaupt in die Schweiz kommen. Eine weitere wichtige Aufgabe während der Vorbereitung ist die Organisation der Unterkünfte und Reisen für die Mitarbeitenden.
Balint Kalotay: Bei SRF laufen die Vorbereitungen für den FIFA Women’s World Cup 2023 bereits seit Herbst 2022 intensiv. Genau wie jeweils bei den Männern begleiten wir auch die Frauen-Nati seit Beginn des WM-Jahres auf allen Kanälen, so etwa mit einer ausführlichen Berichterstattung zur Amtsübernahme der neuen Nationaltrainerin Inka Grings und den Testspielen gegen Polen, China und Island. Auch die beiden unmittelbaren Vorbereitungsspiele Ende Juni und Anfangs Juli zuhause gegen Sambia und Marokko wird SRF live übertragen. Parallel laufen die Vorbereitungen für die umfassende Berichterstattung über das Turnier im Juli und August. Wie kommuniziert überträgt SRF alle 64 WM-Spiele live.
Kurz zusammengefasst, was macht die SRG vor Ort in Neuseeland und Australien?
Sven Sarbach: Zu den Aufgaben der sprachregionalen SRG-Sender gehört einerseits der Kommentar der Spiele sowie die journalistische Berichterstattung über alle wichtigen Ereignisse. Die Delegationsleitung der SRG sorgt für optimale organisatorische Bedingungen vor Ort. Dazu gehört auch die Koordination mit dem Schweizerischen Fussballverband. Wir stellen ausserdem sicher, dass alle wichtigen Informationen des Veranstalters den Weg zu unseren Mitarbeitenden finden und alle Programmvorhaben möglichst wunschgemäss umgesetzt werden können.
Wie viele Leute umfasst das Team der SRG vor Ort?
Sven Sarbach: Die SRG-Journalistinnen und -Journalisten begleiten das Schweizer Team und berichten über alles, was an den und rund um die Spiele passiert. Insgesamt sind 64 Spiele an 32 Spieltagen geplant, das ist viel und bedingt eine komplexe Planung. In der Phase, in der die Schweizerinnen im Turnier dabei sind, werden 25 Personen vor Ort im Einsatz stehen. Sobald das Turnier für die Schweizer Nati vorbei ist, wird der grosse Teil dieser SRG-Crew in die Schweiz zurückkehren. Eine kleine Crew bleibt vor Ort, um den weiteren Turnierverlauf journalistisch zu begleiten.
Werden alle Spiele vor Ort kommentiert oder kommen auch Kommentatoren oder Kommentatorinnen in Zürich zum Einsatz?
Sven Sarbach: Es ist beides vorgesehen. Bei 64 Spielen verteilt über zwei Länder – Australien und Neuseeland – ist auch die Einsatzplanung der Kommentatoren und Expertinnen relativ komplex. Die Spiele des Schweizer Nationalteams werden alle live vor Ort kommentiert.
Was gibt es zu beachten, wenn man einen Anlass begleitet, der so weit weg stattfindet? Wie unterscheidet sich die Vorbereitung zum Beispiel zu der vergangenen EM in England?
Sven Sarbach: Da das Turnier in Australien und Neuseeland stattfindet, ist vor allem die Zeitverschiebung eine grosse Herausforderung. Das gesamte Turnier findet in vier verschiedenen Zeitzonen statt, drei davon in Australien. Eine weitere Herausforderung ist die grosse Distanz zwischen den Spielorten. Das Schweizer Nationalteam bestreitet seine Vorrundenpartien und allfällige weitere K.O.- Partien zwar alle in Neuseeland, jedoch verteilt auf den beiden Hauptinseln. Deshalb muss auch landesintern jeweils mit dem Flugzeug gereist werden. Die Europameisterschaft letztes Jahr in England war viel überschaubarer, die Planung einfacher, die Wege kürzer.
Australien und Neuseeland sind uns 8 bis 10 Stunden voraus. Was hat die Zeitverschiebung für eine Auswirkung auf die Programmgestaltung und die Berichterstattung?
Balint Kalotay: Aufgrund der grossen Zeitunterschiede beginnen einige Spiele in der Schweiz mitten in der Nacht, der Grossteil am Vormittag – zudem aufgrund der verschiedenen Zeitzonen in Australien und Neuseeland auch noch zu ganz unterschiedlichen Zeiten. Damit ist an vielen Tagen keine durchgehende Liveberichterstattung möglich, wie wir sie von anderen grossen Turnieren gewohnt sind. Voraussichtlich werden deshalb die Nachtspiele mit Schlusspfiff vor 7 Uhr morgens bei SRF im Livestream gezeigt.
Können Sie uns schon etwas zum Rahmenprogramm verraten? Welche Highlights sind geplant?
Balint Kalotay: Während der Kampagne des Schweizer Fussballnationalteams am FIFA Women’s World Cup 2023 wird zur Primetime um 20.10 Uhr regelmässig das «FIFA WM-Magazin» auf SRF zwei ausgestrahlt. In diesem rund 20-minütigen Magazin berichtet SRF kompakt über die wichtigsten Geschichten und Geschehnisse des Tages. Der Hauptfokus der Sendung liegt auf der Berichterstattung rund um die «Nati». Dafür begleiten wir das Team analog den Männerturnieren mit einer eigenen Crew für TV, Radio und Multimedia vor Ort. Des Weiteren erhält das TV-Publikum jeweils einen Ausblick auf die anstehenden Partien. Zudem werden ein Spiel pro Tag sowie alle Spiele ab der K.O.-Phase mit einem WM-Studio in Zürich begleitet.
Ist es schwieriger etwas, das «noch nicht so etabliert» ist, unter die Leute zu bringen?
Balint Kalotay: Natürlich sind etablierte Produkte «einfacher» zu verkaufen. Aber wie bereits die Zahlen bei der Frauen-Europameisterschaft im vergangenen Sommer gezeigt haben, steigt das Interesse am Fussball der Frauen. Dazu beigetragen haben sicher das hohe Niveau der Spiele und die Atmosphäre in den englischen Stadien. Mit der umfassenden Berichterstattung zur WM und der engen Begleitung des Schweizer Teams können aber auch wir für mehr Sichtbarkeit sorgen und zeigen, dass die Schweiz auch bei den Frauen eine «Nati» mit Potential hat, die von Weltklassespielerinnen wie Lia Wälti, Ramona Bachmann oder Ana Maria Crnogorcevic geprägt wird.
Ausblick: Die Fussball-EM der Frauen findet 2025 in der Schweiz statt. Was bedeutet das für SRF?
Sven Sarbach: Es freut uns sehr, dass die Schweiz den Zuschlag für die Durchführung dieser Fussball-EM erhalten hat. 16 Nationalteams in voraussichtlich acht Schweizer Städten, das ist ein grosser Erfolg für die Schweizer Sportfans und für die Schweiz. In welcher Form die SRG-Sender über die EM berichten, ist noch nicht klar.
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