Das lange Impressum eines Podcasts

Seit letztem Sommer hat SRF seine Audiostrategie neu ausgerichtet; Podcasts nehmen dabei eine immer grössere Rolle ein. Wie sich das auf das Personal auswirkt, erklärt Beat Soltermann, Co-Chefredaktor CR Audio/Digital.

Aufgefallen ist es mir vor ein paar Jahren, und zwar bei den Podcasts aus den USA. Am Ende einer Episode zählte der Podcast-Host die an der Produktion beteiligten Leute auf. Das Ganze glich dem Abspann am Ende eines Kinofilms. Da wurden Producer, Director, Anchor und Sound Engineer aufgeführt, aber auch Aufgaben wie Theme Music, Artwork, Research Support, Creative Consulting und Community Management.

Oha! Typisch USA, dachte ich zuerst. Immer etwas dick auftragen. Dann fand ich einfach schön, dass hier das ganze Team gewürdigt wird. Auch das: Typisch USA! Doch der wahre Grund für die lange Liste liegt in der Podcast-Produktion selbst. In den USA wurde sie schon länger als eigenständige Audioform gesehen. Man setzte auf originäre, extra für den Markt produzierte Formate und kam weg von den Radiosendungen, die man auch noch nachhören kann.

Die Folge: Es brauchte mehr Fachleute als für eine klassische Radiosendung. Auch SRF versucht seit einiger Zeit und erst recht mit der Einführung der digitalen Audiostrategie diesen Sommer, den speziellen Bedürfnissen von Podcasts gerechter zu werden. Was heisst das? Hosts moderieren persönlicher und direkter als klassische Moderationspersonen. Das Storytelling funktioniert ebenfalls anders; die Interaktion mit dem Publikum ist oft intensiver. Inhaltlich haben Podcasts mehr Spielmöglichkeiten. Sounddesigner, Investigativjournalistinnen oder das Audio-Archiv arbeiten mit. Die Distributionsmanager erstellen Distributionskonzepte und koordinieren deren Umsetzung im Haus.

Damit das Publikum von einem Podcast weiss, muss es zuerst wissen, dass es ihn gibt und ihn finden. Unterstützung gibt es von SEO-Managerinnen und der Marketingabteilung. Das digitale Plattform-Management sorgt mit den App-Entwicklerinnen dafür, dass die Podcasts auf unseren Plattformen eine Heimat finden. Die Analysten von Audience werten den Erfolg von Podcasts aus und sind – zusammen mit Formatentwicklerinnen – bei der Schaffung neuer Angebote dabei.

Womit wir beim US-Abspann wären. Auch bei SRF haben wir heute viele Fachleute, die die Entwicklung, die Recherche, die Produktion und die Distribution von Podcasts unterstützen. Neue Rollen und Aufgaben, vor allem aber viel Teamwork. Eigentlich schade, dass bei uns das Impressum nicht auch mal etwas länger ausfällt.

Zur Person:

Beat Soltermann ist bereits mehr als 20 Jahre für SRF tätig. Seit diesem Jahr leitet er gemeinsam mit Ursula Gabathuler die neu zusammengeführte Abteilung Chefredaktion Audio/Digital. Davor war der heute 51-Jährige als USA-Korrespondent in Washington tätig und leitete von 2017 bis 2022 die Redaktion der politischen Hintergrundsendung «Echo der Zeit».

Text: SRG.D

Bild: SRF/Oscar Alessio

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