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Noëlle Striffeler: «Ich betrachte die anderen Sportarten nicht als Konkurrenz»

Noëlle Striffeler spielte erfolgreich Handball in der Schweiz und in der Bundesliga. Heute engagiert sich die 32-Jährige als Co-Kommentatorin bei den Frauenhandball-Übertragungen auf SRF. Im Interview spricht sie über Faszination, Geld und die Konkurrenz um die Aufmerksamkeit des Publikums. Teil drei unserer Serie «SRG und Hallensport».

Zur Person

Noëlle Striffeler hat über 15 Jahre auf höchsten Niveau Handball gespielt. In der Schweiz war sie unter anderem für den TSV Frick, Rotweiss Thun sowie Spono Nottwil aktiv. Mit den Luzernerinnen feierte sie 2016 den Schweizermeistertitel. Heute arbeitet die 32-Jährige im Marketing des Berner Energieversorgers Energie Wasser Bern. Sie co-kommentiert Handballspiele der Frauen für SRF live.

Noëlle Striffeler, Sie haben mehr als Ihr halbes Leben auf höchstem Niveau Handball gespielt. Was fasziniert Sie auch heute noch daran?

Handball ist eine elegante Sportart, bei der aber auch Kraft, Tempo und Kreativität eine wichtige Rolle spielen. Und weil es so viele Goals gibt, kommt garantiert nie Langeweile auf.

Sie hatten mit 15 Jahren Ihren ersten NLA-Einsatz und wechselten mit 19 in die Bundesliga. Haben Sie dort das grosse Geld gemacht?

(Lacht) Schön wärs! Ich habe während meiner Karriere neben dem Sport immer gearbeitet. In der Bundesliga war ich als Halbprofi aktiv; daneben war ich rund 20 Stunden pro Woche im Büro eines Sponsors tätig. In der Schweiz habe ich meist Vollzeit oder zumindest 80 Prozent als Kauffrau gearbeitet.

Heute wird auch im Schweizer Handballsport eine (Teil-)Professionalisierung angestrebt. Wie weit ist diese Entwicklung?

Man muss klar zwischen den Herren und den Damen unterscheiden. Während die Männer diesbezüglich schon weit sind, fehlt es im Frauenhandball immer noch an den nötigen finanziellen Mitteln. Und trotzdem: Im Vergleich zu meiner Zeit in der NLA hat sich schon einiges getan.

«Die jungen Talente sind nicht nur besser ausgebildet als früher, sie treten auch selbstbewusster auf.»

Inwiefern?

Für den Frauenhandball war die Lancierung der Handball-Akademie des Schweizerischen Handball-Verbandes (SHV) in Cham ein grosser Schritt. Diese bietet seit 2020 den talentiertesten Spielerinnen die Möglichkeit, im Leistungszentrum OYM unter besten Bedingungen zu trainieren und gleichzeitig eine Ausbildung zu absolvieren. Im Männerhandball gibt es mit der Suisse Handball Academy in Schaffhausen bereits seit 2011 ein Leistungszentrum.

Haben die professionellen Ausbildungsstrukturen auch zur Folge, dass Handball-Talente heute weiter sind als noch vor 10 oder 15 Jahren?
Ich glaube ja. Als ich mit 19 Jahren in die Bundesliga wechselte, war ich eher noch eine Ausnahmeerscheinung. Heute sind viele Schweizerinnen in ausländischen Top-Ligen aktiv – darunter zum Beispiel auch meine jüngere Schwester. Die jungen Talente sind nicht nur besser ausgebildet als früher, sie treten auch selbstbewusster auf.

Entwickelt hat sich auch die mediale Präsenz. Was verändert sich durch die SRF-Partnerschaft für die Spielerinnen und Spieler?

Die Partnerschaft hat einen indirekten Einfluss auf die Spielerinnen und Spieler: Je mehr TV-Übertragungen, desto grösser das Interesse am Sport. Und je grösser das Interesse, desto mehr Mittel sind früher oder später vorhanden. Und genau diese sind nötig, um die angestrebte Professionalisierung zu erreichen.

Wie spüren Sie persönlich, dass das Interesse am Handball steigt?

Wenn ich am Wochenende als Co-Kommentatorin bei einem Spiel dabei war, werde ich am Montag danach regelmässig im Büro angesprochen – und das auch von Leuten, die nicht aus der Handballszene stammen. Die erhöhte Reichweite hat zweifellos eine positive Wirkung.

Auch andere Sportarten kämpfen um Aufmerksamkeit. Wie stehen Sie zu Ihrer Konkurrenz aus dem Unihockey, dem Volleyball oder dem Basketball?

Ich betrachte die anderen Sportarten nicht als Konkurrenz. Im Gegenteil: Wenn ich beim Zappen auf ein Volleyball- oder ein Unihockeyspiel stosse, bleibe ich regelmässig hängen. Ich glaube, dass sich die wachsende Reichweite positiv auf alle Hallensportarten auswirkt. Oder anders: Sorgen die Unihockeyaner:innen im TV für Spektakel, profitiert davon auch der Handball.

«Die Richtung stimmt – aber am Ziel sind wir noch lange nicht.»

Ende November erfolgt in Basel der Startschuss zur ersten Frauen-Handball-EM auf Schweizer Boden. Welche Erwartungen haben Sie an den Event?

Aus sportlicher Sicht hoffe ich natürlich, dass die Schweiz möglichst gut abschneidet. Noch mehr wünsche ich mir jedoch, dass es den Organisatoren gelingt, mit Top-Rahmenbedingungen ein möglichst grosses Publikum zu begeistern. Es wäre genial, wenn sich mit den Spielen unserer Nationalmannschaft die St. Jakobshalle in Basel füllen lassen würde.

Was wünschen Sie sich darüber hinaus für die Zukunft des Handballsports in der Schweiz?

Ich wünsche mir, dass die aktuellen positiven Entwicklungen auch in Zukunft weitergehen. Ob bei der Nachwuchsförderung, bei der (Teil-)Professionalisierung der Meisterschaft oder bei der wachsenden Medienpräsenz: Die Richtung stimmt – aber am Ziel sind wir noch lange nicht.

Jetzt mittendrin: Die Hallensport-Saisonfinals auf SRF

Handball NLA/SPL1

  • Finalrunde Frauen: 20. April (18 Uhr), 21. April (15 und 18 Uhr)
  • Playoff-Halbfinals Herren: 21. April (16. Uhr), 24. April (18.15 Uhr), 2. Mai (18.15 Uhr)
  • Cupfinals: Samstag, 27. April 2024, Frauen ab 16:05 Uhr und Herren ab 18:50 Uhr

Ausstrahlung: SRF 2, SRF info, im Webstream und auf der SRF Sport App


Unihockey Superfinal UPL

  • Frauen: Kloten-Dietlikon Jets gegen Zug United, 21. April 2024, ab 11:35 Uhr auf SRF 2 und im Webstream
  • Herren: SV Wiler-Ersigen gegen Zug United, 21. April 2024, ab 15:05 Uhr auf SRF 2 und im Webstream

Ausstrahlung: SRF 2, im Webstream und auf der SRF Sport App


Volleyball Playoff-Final NLA

  • Frauen: NUC Volleyball gegen Volley Düdingen, 19. April (19.30 Uhr), 24. April (19.30 Uhr), 26. April (19.30 Uhr) und 28. April (14 Uhr),
  • Männer: Volley Schönenwerd gegen Volley Amriswil, 20. April (18 Uhr), 25. April (19:30 Uhr) und 27 April (18 Uhr)

Ausstrahlung: Im Webstream und auf der SRF Sport App


Basketball NLA-Playoff

  • Final Frauen: 21. April (16 Uhr), 24. April (20 Uhr) und 28. April (16 Uhr)
  • Halbfinals Herren: 20./21. April (18 Uhr), 23. April (19.30 Uhr) und 25. April (19.30 Uhr)

Ausstrahlung: Im Webstream und auf der SRF Sport App



Text: Daniel Schriber

Bild: zVg / Freshfocus/Claudio de Capitani

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