Hopp Schwiiz! So wird Ihr Public Viewing zum Volltreffer
Der Sommer steht vor der Tür – und mit ihm die Fussball-EM in Deutschland. Veranstalter:innen bereiten Public Viewings vor, doch die Planung ist komplex. Wer selbst Fussballspiele öffentlich zeigen möchte, sollte diese 10 Punkte beachten.
In diesem Juni findet die Fussball-EM in Deutschland statt. Zu den sommerlichen Grossanlässen gehört seit Längerem auch das gemeinschaftliche Fussballerlebnis: das Public-Viewing. Aber wie organisiert man das eigentlich? Und darf man die SRF-Übertragungen auch für kommerzielle Zwecke nutzen? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, betrachten wir zwei Szenarien genauer:
Szenario A: Ein Verein beabsichtigt, für seine Mitglieder und einige geladene Gäste ein geschlossenes Public Viewing zu veranstalten. Dabei wird ein gastronomisches Angebot zu Selbstkosten angeboten.
Szenario B: Eine Person plant, ein Public Viewing gewerblich anzubieten. Dafür wird eine Leinwand auf einem öffentlichen Platz aufgestellt, Eintritt verlangt und eine Bar mit alkoholischen Getränken sowie einem gastronomischem Angebot errichtet.
1. Die Definition: Wann ist ein Viewing privat und wann public?
Wenn Sie ein EM-Fussballspiel privat mit Freunden oder Familie zu Hause anschauen, benötigen Sie keine speziellen Lizenzen oder Genehmigungen. Die Partien werden für alle zugänglich auf SRF übertragen. Aber auch bei geschlossenen Veranstaltungen stellt sich die Frage: Wie lange sind sie auch privat? Gemäss dem Schweizer Urheberrecht gilt ein Ereignis als privat, wenn es im Kreis eng verbundener Personen stattfindet. Bei Vereinen kann dies jedoch bereits fraglich sein. Für gewerbliche Public Viewings ist diese Frage irrelevant.
2. UEFA, SRF, Suisa: Welche Stelle erteilt die Lizenzen zur Übertragung?
Ob gewerbliches Event oder Vereinsfest: In beiden Szenarien werden also gewisse Lizenzen und Genehmigungen benötigt, um ein Public Viewing durchführen zu können. Doch bei wem müssen diese eingeholt werden? Bei der UEFA, die das Turnier organisiert – oder bei SRF, das die Spiele in der Deutschschweiz überträgt? Weder noch. Im Falle der Fussball-EM ist die Schweizer Genossenschaft der Urheber und Verleger von Musik (Suisa) zuständig.
3. Die 3-Meter-Grenze
Die Lizenzkosten hängen vor allem von der Grösse des Bildschirms ab, auf dem das Spiel gezeigt wird. Für Bildschirme mit einer Bilddiagonale von bis zu 3 Metern gilt der Gemeinsame Tarif 3a (GT 3a), der monatlich erworben werden kann. Wenn alle EM-Spiele gezeigt werden sollen, werden die Lizenzkosten für Juni und Juli fällig. Für das Vereins-Szenario betragen die Kosten entweder 2x 20.80 Franken, wenn nur die Spiele gezeigt werden, oder 2x 40 Franken, wenn Spiele gezeigt werden und dazwischen Musik abgespielt wird.
4. Mehr Bildfläche, mehr Kosten
Bei einer Bilddiagonale von mehr als 3 Metern gilt der Gemeinsame Tarif 3c (GT 3c). Beim GT 3c gibt es verschiedene Ausprägungen – je nach Grösse des Bildschirms. Beim gewerblichen Public Viewing sind die Kosten zusätzlich höher, da ein Eintritt verlangt wird. Im Folgenden eine Übersicht der GT 3c-Tarife:
Ohne Eintritt oder Getränkezuschlag | Mit Eintritt oder Getränkezuschlag | |||
Bilddiagonale | 1 Tag | Maximal 30 aufeinander folgende Tage | 1 Tag | Maximal 30 aufeinander folgende Tage |
3m bis unter 5m | CHF 62.40 | CHF 312.00 | CHF 124.80 | CHF 624.00 |
5m bis unter 8m | CHF 104.00 | CHF 520.00 | CHF 208.00 | CHF 1’040.00 |
8m bis unter 12m | CHF 166.40 | CHF 832.00 | CHF 332.80 | CHF 1’664.00 |
ab 12m | CHF 249.60 | CHF 1’248.00 | CHF 499.20 | CHF 2’496.00 |
5. Auch das Rahmenprogramm bedenken
Bei einem Public Viewing stellt sich immer die Frage nach dem Rahmenprogramm. Wenn man den Event mit einem DJ- oder einem Band-Auftritt verbindet, wird eine zusätzliche Lizenz von der Suisa fällig. Diese Lizenzkosten werden in der Regel als Prozentsatz der Ticketeinnahmen berechnet. Für Kleinveranstaltungen mit einem Eintrittspreis von weniger als 17 Franken und einer Veranstaltungsortkapazität von maximal 400 Personen gibt es Pauschalgebühren.
6. Essen und Trinken: Bewilligungen einholen
Wer im Vereinslokal eine kleine EM-Bar mit Getränken, Snacks und ähnlichem anbieten möchte, sollte sich zunächst darüber zu informieren, bei welcher Behörde die entsprechende Genehmigung beantragt werden muss. Je nach Stadt oder Gemeinde kann dies die Polizei, die Verwaltung oder der Gemeinderat sein. In der Stadt Zürich beispielsweise ist die Stadtpolizei zuständig. Ein zeitlich begrenztes gastronomisches Angebot auf Privatgrund wird dort gemäss der Allgemeinen Polizeiverordnung und dem Gastgewerbegesetz bewilligt. Ein befristetes gastronomisches Angebot auf öffentlichen Grund kann hingegen grundsätzlich nur in Zusammenhang mit einer Veranstaltung bewilligt werden.
7. Öffentlicher Raum benötigt öffentliches Interesse
Für ein kommerzielles Public Viewing während der EM benötigt man in der Regel eine Genehmigung der Stadt oder Gemeinde für die Nutzung öffentlichen Grundes. In Zürich wird diese Genehmigung gemäss den Veranstaltungsrichtlinien der Stadt Zürich (VRL) und der Benutzungsordnung erteilt. «Die oberste Direktive für die Bewilligung einer Veranstaltung auf öffentlichem Grund ist, dass das öffentliche Interesse an der Veranstaltung gegeben ist», heisst es bei der Stadtpolizei auf Anfrage.
8. Variierende Genehmigungspraxis
Städte und Gemeinden variieren in ihrer Genehmigungspraxis für solche Veranstaltungen. Die Zürcher Stadtpolizei betont, dass gemäss Entscheid der Vorsteherin des Sicherheitsdepartements Public Viewings während der EM 2024 auf öffentlichem Grund nur genehmigt werden, wenn die Unterstützung des Quartiers oder der Vereine vorliegt. In der Praxis bedeutet dies, dass grundsätzlich nur Quartiervereine der Stadt Zürich, von der Stadt unterstützte Vereine oder Institutionen oder Vereine, die seit mindestens drei Jahren im Quartier tätig sind, eine Genehmigung für Public Viewings erhalten. Das Beispiel zeigt, wie wichtig eine frühe Abklärung der regionalen Genehmigungspraxis ist.
9. Gebühren, Gebühren, Gebühren
Die Bewilligung für eine Veranstaltung auf öffentlichem Grund ist immer mit Gebühren verbunden. Nebst Bewilligungs-, Schreib-, Kopier- und Zustellgebühren, können weitere Kosten anfallen. Dies zum Beispiel für die Benützung des öffentlichen Grunds, den Strom oder notwendige Absperrungen und Signalisationen.
10. Licht aus!
Irgendwann ist auch der spannendste Penalty-Krimi entschieden. Das kann sich jedoch relativ lange hinziehen – auch mal bis nach der Nachtruhe, wobei diese je nach Gemeinde variieren kann. In Zürich beginnt die offizielle Nachtruhe der Sommerzeit an Freitagen und Samstagen erst um 23 Uhr. Egal ob im Vereinslokal oder auf dem öffentlichen Platz: Ab diesem Zeitpunkt sollte übermässiger Lärm vermieden werden – je nach Ausgang der Partie, ist dies selbstverständlich wesentlich leichter gesagt als getan.
Die Anmeldung für Plätze in der SRF-Livesendung
SRF wird sämtliche Abendspiele (mit Ausnahme der Schweizer Spiele, bei denen Rainer Maria Salzgeber direkt aus Deutschland berichtet) mit einem Rahmenprogramm und Publikum aus dem SRF-Sportstudio senden. Erleben Sie die Sendung, welche ca. 23.30 endet, hautnah mit und wagen Sie einen Blick hinter die Kulissen.
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