Iih oder Ooh? Bähram Alagheband über seine Krabbeltier-Faszination

Der SRF-Host und Tierfilmer hat im Juni die erste Staffel seiner neuen Webserie «Krabbeltiere» präsentiert. Er erklärt, was ihn an den Gliederfüssern fasziniert – und warum sich Ekel und Interesse für ihn nicht ausschliessen.

Insekten sind – mit wenigen Ausnahmen wie der allseits beliebten Honigbiene – keine Sympathieträger. Für die Biodiversität und damit für die natürlichen Ökosysteme aber sind sie essenziell. Und sie sind zahlreich: Laut dem Bundesamt für Umwelt sind in der Schweiz fast 30'000 Insektenarten bekannt. Laut Schätzungen könnten es aber sogar 44'000 bis 60'000 Arten sein.

Doch die Insektenwelt ist bedroht, die Zahl der fleissigen Krabbeltiere nimmt auch hierzulande drastisch ab. Laut Pro Natura gehören 40 Prozent der bisher untersuchten Insektenarten der Schweiz zu den gefährdeten Arten. Zeit also, Insekten und Spinnen mehr Aufmerksamkeit entgegenzubringen.

Bähram Alagheband will genau das. Der Tierfilmer und selbsternannte Insekten-Nerd ist der Host der im Juni erschienenen SRF-Serie «Krabbeltiere». Bilder, die im Webformat zu sehen sind, stammen grösstenteils von Alagheband selbst. Für ihn ist es eine neue Art, seine Leidenschaft mit anderen zu teilen.

Von der Vortragsreihe zur SRF-Sendung

Alaghebands Begeisterung für Insekten wurde bereits als Kind entfacht. «Ich hatte einen langen Schulweg, sicher 30 bis 40 Minuten. Der führte einer Hauptstrasse entlang. Der Verkehr war nicht besonders spannend, also schaute ich den Boden genauer an. Da gab es vieles zu entdecken.»

Heute gibt er seine Leidenschaft an Interessierte weiter, hält Vorträge oder führt als Landschaftsführer Gäste – Familien und Erwachsenengruppen – durch einen der regionalen Naturparks der Schweiz. Er fotografiert und filmt die Krabbeltiere, bietet auch Fotokurse an. Alagheband sagt: «Es gibt von keiner Tierklasse in der Schweiz so eine grosse Anzahl wie von den Gliederfüssern. Gleichzeitig wissen wir im Vergleich mit Abstand am wenigsten über sie.» Dazu käme die unmittelbare Nähe zu ihnen: «Sobald man nach draussen tritt, findet man Insekten.»

«Ich will nicht den Moralfinger heben.»

Bähram Alagheband, Tierfilmer und SRF-Host

Sie zu filmen ist trotzdem kein einfaches Unterfangen, erklärt Alagheband weiter. Um seine kleinen Protagonisten perfekt in Szene zu setzen, harrt er ganze Tage und Wochen in der Natur aus. «Geduld ist die wichtigste Tugend als Tierfilmer», sagt er.

Dass Insekten und Spinnentiere bei vielen Menschen Ekelgefühle auslösen, stört den erfahrenen Journalisten nicht weiter. Und er will das auch nicht zwingend ändern: «Etwas kann einen packen und gleichzeitig ekeln. Dieses Gefühl gänzlich zu tilgen ist nicht mein Ziel. Ich versuche meinen Geschichten eine Faszination auszulösen und Wissen zu verbreiten. Dabei will ich nicht den Moralfinger heben. Die Sendung soll informieren und unterhalten.»

Sendungen planen ist gar nicht so einfach

«Krabbeltiere» ist als digitales Format ausgelegt, ist auf Play SRF und Youtube zu sehen. Alagheband tritt als Host auf und erklärt die Bilder, die er selbst von den Insekten geschossen und gefilmt hat. «Über gewisse Insekten und Spinnentiere, die wir in der Serie zeigen, wusste ich bereits vor der Umsetzung der Sendungen sehr viel», sagt er, «andere kannte ich weniger und musste teils noch einiges recherchieren.»

«In der Insekten-Community der Schweiz kennt man sich.»

Bähram Alagheband, Tierfilmer und SRF-Host

Sämtliche Inhalte habe er aber mit Expert:innen abgestimmt, sodass alle Fakten sicher stimmten. Hier kommt Alagheband sein gutes Netzwerk zugute. So ist er etwa Mitglied im Entomologischen Verein Bern. «Die Insekten-Community der Schweiz ist klein, da kennt man sich», so der 44-Jährige.

Es sei indes nicht immer einfach, die Protagonisten seiner Videos überhaupt aufzuspüren. Beispielsweise habe er einst für eine Geschichte während drei Tagen einen Bombardierkäfer im Wallis gesucht – vergeblich. «Erst dank zwei Biologen, die mich tatkräftig unterstützt haben, konnte ich das Tier filmen.» Aber: Bei einer Exkursion im Kanton Aargau, bei dem er den Gästen die Insektenfotografie näherbrachte, habe er wiederum gleich deren drei Bombardierkäfer entdeckt. «Insekten haben zwar einen bestimmten Lebensraum, in dem die Wahrscheinlichkeit höher ist, sie zu finden. Aber ob ich sie dort am Ende auch finde, lässt sich nie sicher sagen», sagt er lakonisch.

Entsprechend flexibel war auch das Inhaltskonzept für die «Krabbeltiere»-Serie. «Ich verfüge über einen breiten Stock an Bildmaterial. Darin suchten wir nach interessanten Geschichten. Aber gewisse Insekten, die ich in der Sendung vorstelle, stammen nicht aus dem Archiv und sind mir eher zufällig begegnet», sagt Alagheband. So etwa der Schneewurm, die Larve des Weichkäfers. Entdeckt hat er sie in seinen Skiferien. «Ich wusste erst gar nicht, was für ein Tier ich vor mir habe. Aber es hat mich interessiert, also wollte ich es filmisch festhalten. Ohne Equipment blieb mir nichts anderes übrig, als die Aufnahmen mit dem Handy zu machen.»

Dem Format tut es keinen Abbruch. «Krabbeltiere» ist typisch digital, schnell erzählt, unterhaltsam geschnitten und beliefert das Publikum mit spannenden Fun Facts über die Gliederfüssler der Schweiz. Und die Serie leistet einen wertvollen Beitrag zum Verständnis der Schweizer Biodiversität – ganz ohne Moralfinger. Und mit einem Insekten-Nerd vor der Kamera, der sein Publikum für seine Krabbler zu begeistern weiss.

SRF Wissen auf Youtube

Die SRF-Serie «Krabbeltiere» widmet sich der Lebenswelt von Schweizer Insekten und Spinnentieren. In acht Kurzfolgen thematisiert SRF-Journalist Bähram Alagheband verschiedene Krabbeltierarten und teilt faszinierende Facts.

Hier geht's zur Youtube-Serie von SRF Wissen!

Text: Pascal Zeder

Bild: SRF/Gian Vaitl

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