Virenschutz: SRF-Empfehlung war korrekt

Ein guter Schutz des eigenen Computers ist wichtig. Ein Beanstander fand deshalb, dass SRF ein gefährliches Spiel treibe, wenn es von Bezahlangeboten beim Virenschutz abrate. Doch die Ombudsstelle sagt: Die von «Espresso» gelieferten Empfehlungen waren einwandfrei.

Darum geht es in der beanstandeten Sendung

In der Konsument:innensendung «Espresso» wird Guido Berger, Leiter SRF-Digital, zum Thema kostenpflichtige Virenschutzprogramme befragt. Er führt aus, dass es für den Schutz von Computern grundsätzlich nicht nötig ist, kostenpflichtige Produkte zu erwerben. Die Betriebssysteme der Rechner seien heute besser geschützt als noch vor 20 Jahren. Auch gebe es Gratissoftware, die den Schutz zusätzlich und zuverlässig erhöhen würden.

Was wird beanstandet?

Ein Beanstander erachtet die Einschätzung von Guido Berger als fachlich falsch. Dabei sei es problematisch, dass die Empfehlungen nicht von einer unabhängigen Fachperson, sondern vom Journalisten selbst erteilt würden. Ein Fehler in dieser Thematik sei gefährlich, da die Hörerschaft sich an der Berichterstattung von SRF orientieren würde. Es sei ausserdem nicht klar, worauf sich die Empfehlungen genau beziehen, da der Begriff «Computer» nicht näher definiert werde.

Konkret kritisiert der Beanstander, dass der Beitrag wichtige Aspekte eines zusätzlichen, kostenpflichtigen Virenschutzes vernachlässige. So seien mehrere Schutzschichten immer besser, als sich auf nur eine Verteidigungslinie zu verlassen. Kostenpflichtige Virenprogramme reagierten schneller auf Entwicklungen als die Betriebssysteme, ausserdem gehe mit Updates von Betriebssystemen auch immer das Sicherheitsrisiko eines lückenhaften Schutzes einher.

Auch seien die Virenschutzprogramme übersichtlicher in der Darstellung von Gefahren und Warnungen sowie der Netzwerkparameter. Und schliesslich lieferten die Virenschutzprogramme Zusatzfunktionen wie Einschränkungen der Verbindungs- und Programmprotokolle und Kindersicherungen. Die SRF-Tipps würden zudem Schutzkampagnen und Informationen der Behörden unterlaufen, die zusätzliche Virenschutzprogramme empfehlen.

Was sagt die Redaktion?

Zum Vorwurf, dass keine unabhängige Fachperson befragt worden war, schreibt die Redaktion, dass für die Hörer:innen ersichtlich war, dass es sich bei dem Gespräch um eine Unterhaltung zwischen Journalist und Fachjournalist handelte. Die Einschätzung eines Fachjournalisten einzuholen sei gängige und bewährte Praxis. Guido Berger, Leiter SRF Digital, sei seit mehr als 18 Jahren in der Digitalredaktion tätig und verfüge über ein fundiertes Wissen zum Thema Computersicherheit und Virenschutz.

Zu den konkreten Punkten, die der Beanstander moniert, schreibt die Redaktion, dass Digitalredaktor Berger durchaus darauf aufmerksam gemacht habe, dass es zusätzlich zum vorinstallierten Schutz weitere Programme sowie Kenntnisse wie etwa «gesundes Misstrauen» brauche. Es werde nur in Frage gestellt, ob dafür kostenpflichtige Angebote nötig seien. Es gebe durchaus leistungsfähige Gratisprodukte, welche den Schutz des Rechners erhöhen würden.

Die zeitliche Dauer der Sendungsbeiträge – sie beträgt rund zweieinhalb Minuten – führe naturgemäss zu einer Verknappung, es könne deshalb nicht auf jedes Detail vertieft eingegangen werden. Die Empfehlungen hätten auf eine einfache Umsetzbarkeit gezielt und seien für den grössten Teil des Publikums relevant.

Die Empfehlungen von Guido Berger seien weder gefährlich noch würden sie den Empfehlungen des Bundes entgegenlaufen. Die Einschätzungen seien gut begründet und in Übereinstimmung mit Sensibilisierungskampagnen wie jener des Bundesamts für Cybersicherheit BACS.

Was sagt die Ombudsstelle?

Die Ombudsstelle stützt die Argumentation der Redaktion. Es gebe weder irreführende Angaben (etwa in Bezug auf die Art von Gerät, die gemeint ist) noch seien die Ausführungen für das Publikum gefährlich. Für die grosse Zahl der Hörer:innen seien die Tipps eine wirkungsvolle Art, die Sicherheit auf dem eigenen Rechner zu erhöhen.

«Espresso» sei ein Konsument:innenmagazin für die breite Bevölkerung, keine Sendung für Fachspezialist:innen der IT-Branche. Die Kürze des Beitrags verhindere eine Vertiefung der Thematik, ausserdem brauche das Thema eine verständliche Vermittlung.

Dass hier ein Fachjournalist zu Wort kommt und kein:e extern:e Expert:in, sei ebenfalls kein Problem. Der Leiter SRF Digital Guido Berger erfülle mit seiner Erfahrung die Voraussetzungen, sachverständige Aussagen zu treffen.

Die Ombudsstelle kommt deshalb insgesamt zur Einschätzung, dass der Beitrag dem Sachgerechtigkeitsgebot gemäss Art. 4 Abs. 2 des Radio- und Fernsehgesetzes entspricht.

Text: SRG.D/pz

Bild: SRG.D/Illustration Cleverclip

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