Angela Haas: «Das Kinderprogramm ist nicht nur süss»
Als Moderatorin von SRF Kids stellt sich Angela Haas den grossen Fragen nach dem Warum und Wieso. Kinderprogramm klingt nach «herzig» – ist es, aber nicht nur.
Zur Person
Aufgewachsen ist Angela Haas in Sitterdorf, einem kleinen Dorf im Kanton Thurgau. Mit 11 Jahren besuchte sie einen SRF-«Kinderreporter:innen-Kurs». Heute ist sie 28 und moderiert die «SRF Kids News» im Fernsehen sowie die Radiosendungen «Eins für d Familie» und «SRF Kids im Radio». Im Video erklärt Angela Haas, was Kinder-News von News für Erwachsene unterscheidet.
Wieso fallen wir nicht von der Erde? Warum greift Putin die Ukraine an? Woher wissen Erwachsene, was wahr ist? Zugegeben, wir wissen es oft nicht. Aber Kinder fragen uns nach dem Warum, dem Wieso und dem Wozu. Zum Glück.
Für Angela Haas sind Kinderfragen journalistischer Alltag. Sie moderiert SRF Kids, die «SRF Kids News» und auch den «Familienvormittag» auf Radio SRF 1. Angi, wie sie von ihrem Publikum genannt wird, ist am Mikrofon und am Bildschirm präsent. Sie will die Kinder in ihrer Lebenswelt erreichen – auch mit komplexeren Themen. «Denn auch Kinder haben ein Recht darauf, sich in unserer Gesellschaft zurechtzufinden.»
Kinder sind ehrlich und direkt, was sie zu einem besonders aufmerksamen Publikum macht. «Wenn ihnen etwas gefällt, sind sie dankbar und sagen es dir. Wenn sie etwas nicht verstehen oder langweilig finden, reagieren sie sofort.» Diese Reaktionen sind für die Moderatorin und ihr Team wichtig, um die Inhalte von SRF Kids nah an der Realität der Kinder zu gestalten. Auch sprachlich: Sich hinter Fremdwörtern zu verstecken, funktioniert nicht. Schwierige Begriffe müssen immer auf Augenhöhe erklärt werden. «Kinder sind noch nicht so lange auf der Welt wie wir Erwachsenen, deshalb brauchen sie mehr Hintergrund, um die Nachrichten zu verstehen.»
«Es gibt schwierige Themen, die auch an Kindern nicht spurlos vorbeigehen.»
Die Moderatorin liebt besonders die Themenvielfalt in ihrem Beruf: von der Faszination, Astronautin oder Astronaut zu werden, den Folgen der Fast Fashion, über Sinn und Unsinn von TikTok-Challenges bis hin zum Eurovision Song Contest oder zum Pfadi-Bundeslager – jede Woche bietet neue Herausforderungen. «Das begeistert mich am meisten, und ich weiss, dass es ein grosses Privileg ist.» Natürlich kommen auch schwierigere Sendungen hinzu, beispielsweise zum Krieg in der Ukraine, aber dazu später.
Zuerst zurück zu den Anfängen: Angela Haas’ erster Schritt in die Medienwelt war ein «Kinderreporter:innen-Kurs» bei SRF mit elf Jahren. Ihre Mutter hatte die Ausschreibung in einer Zeitung entdeckt. Ihre erste Reportage drehte sich um ein Schulmuseum in der Ostschweiz, erinnert sie sich. Seitdem hat sie der Journalismus nicht mehr losgelassen. Ihr Weg führte sie über eine Jugendzeitschrift und ein Online-Magazin, für die sie während ihrer Ausbildung an der Handelsmittelschule schrieb. Mit zwanzig begann sie ein Praktikum beim SRF-Kinderprogramm «Zambo» – und fand so ihren festen Platz in der Medienwelt.
In ihrem Berufsalltag trägt sie eine grosse Verantwortung: «Wir diskutieren viel im Team, ob wir bestimmte Bilder zeigen dürfen oder ob sie zu brutal sind.» Die Redaktion muss darauf achten, dass alle Inhalte kindgerecht aufbereitet sind. Die Augen verschliessen wolle man aber nicht: «Es gibt schwierige Themen, die auch an Kindern nicht spurlos vorbeigehen. Dann finde ich es wichtig, dass wir darüber berichten und Hintergründe aufzeigen.»
Zum Beispiel die BürgenstockKonferenz zum Krieg in der Ukraine. Dort habe sie einen Friedensmentor interviewt. Dieser schilderte, was es braucht, um Frieden zu schaffen. Dabei zog er immer wieder Parallelen zum Alltag der Kinder, etwa zu Streit und Frieden auf dem Pausenplatz. Bei schwierigen Themen sei ihr «ein hoffnungsvoller Gedanke» am Ende der Sendung wichtig – «das würde ich mir auch bei Nachrichten für Erwachsene wünschen».
«Kinder müssen verstehen, wie Medien funktionieren.»
Ihre Arbeit als Kindermoderatorin werde manchmal unterschätzt: «Viele denken, Kinderprogramm ist nur süss, aber es steckt viel mehr dahinter.» In der digitalen Welt seien Kinder einer Informationsflut ausgesetzt, die sie oft nicht allein bewältigen könnten. Haas sieht ihre Aufgabe nicht nur in der Berichterstattung, sondern auch in der Vermittlung von Medienkompetenz. «Kinder müssen verstehen, wie Medien funktionieren, wie Nachrichten entstehen und wie sie zwischen verlässlichen und fragwürdigen Quellen unterscheiden können.» Auch ihr falle diese Orientierung im Alltag manchmal schwer.
Deshalb engagiert sie sich für ein medienkompetentes junges Publikum. Besonders am Herzen liegen ihr die «Kinderreporter:innen-Kurse» von SRF Kids, in denen 9- bis 13-Jährige erste redaktionelle Erfahrungen sammeln. «Wir erklären den Kindern nicht nur das journalistische Handwerk, wir lassen sie auch aktiv an der Berichterstattung teilhaben.» Die Kinder lernen, Beiträge zu erstellen, Interviews zu führen und eigene Themen einzubringen. Das fördere nicht nur ihre Medienkompetenz, sondern auch ihr Selbstbewusstsein und ihre Fähigkeit, sich kritisch mit ihrer Umwelt auseinanderzusetzen.
Angela Haas sieht sich als «grosse Schwester» ihres Publikums. Diese Rolle fällt ihr leicht, da sie selbst eine grosse Schwester ist. Sie möchte den Kindern zeigen, dass ihre Stimme zählt und dass sie schon jetzt aktiv an der Welt teilnehmen können. «Ich möchte den Kindern Mut machen, ihnen das Gefühl geben, dass sie wichtig sind und gehört werden.»
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