«SRF 4.0»: Sparmassnahmen und weitere Transformation

Nach Abschluss des Konsultationsverfahrens startet bei SRF die Umsetzung der Personalmassnahmen. Auf der Basis von Massnahmen aus dem strategischen Unternehmensprojekt «SRF 4.0» werden in den kommenden Monaten unternehmensweit rund 75 Vollzeitstellen abgebaut. Weiter präsentierte SRF-Direktorin Nathalie Wappler den Mitarbeitenden heute erste Stossrichtungen aus dem Projekt zur weiteren Transformation: Um sich optimal für die Zukunft aufzustellen, wird SRF bis 2027 zusätzliche Veränderungen im Angebot und in der Organisation vornehmen – so auch eine Verkleinerung der Geschäftsleitung.

Mit dem strategischen Unternehmensprojekt «SRF 4.0» treibt SRF die weitere, mittel- und langfristige Transformation voran. In einem ersten Schritt ist dafür der Abbau von rund 75 Vollzeitstellen – davon rund 10 Prozent beim Kader – nötig, damit SRF ab 2025 ein finanzielles Defizit vermeiden kann. Diese Massnahmen sind aufgrund der rückläufigen kommerziellen Einnahmen, der Teuerung sowie des mit der Gewerkschaft SSM vereinbarten verlangsamten Personalabbaus aus dem zurückliegenden Projekt «SRF 2024» erforderlich. Sie stehen in keinem Zusammenhang mit den SRG-Sparmassnahmen, die wegen der politischen Prozesse ab 2025 notwendig sein werden. Die Umsetzung des Massnahmenpakets zu «SRF 4.0» erfolgt mehrheitlich ab Mitte Oktober.

Seit Frühling 2024 hatte ein internes Projektteam im Rahmen von «SRF 4.0» Organisation, Prozesse, Infrastruktur und auch das Angebot überprüft. Im Sommer verabschiedete die SRF-Geschäftsleitung einen Vorschlag für ein umfassendes Massnahmenpaket – unter Vorbehalt des anschliessenden Konsultationsverfahrens. Dieses wurde von einer Personaldelegation der Gewerkschaft SSM im August durchgeführt (Medienmitteilung vom 27. Juni 2024). Nach Abschluss des Konsultationsverfahrens und der Prüfung der daraus resultierenden Vorschläge hat die Geschäftsleitung von SRF folgende Massnahmen beschlossen:

Chefredaktionen Audio/Digital und Video: Verschlankung der Organisation und leichte Reduktionen im Angebot

Organisatorische Anpassungen ermöglichen in den Informationsabteilungen mehr Synergien zwischen Audio, Video und Digital. Dafür werden an den Regionalstandorten die Regionalredaktionen Audio/Digital mit den TV-Korrespondentenstellen zusammengelegt. Zudem sollen die Chefredaktionen publizistische Grossereignisse sowie die Bundeshaus-Sessionen in Zukunft vermehrt gemeinsam planen.

Führungspositionen in beiden Chefredaktionen können durch eine Fusionierung von Leitungsaufgaben sowie durch die Neuorganisation von Fach- und Sendungsredaktionen bei CR Audio/Digital abgebaut werden. Die konkrete Ausgestaltung wird in den kommenden Monaten gemeinsam mit den Teams erarbeitet.

Um den Sparauftrag zu erfüllen und gleichzeitig die Transformation voranzutreiben, sind im Informationsangebot zu nutzungsschwachen Zeiten punktuelle Änderungen unumgänglich: Ab Sommer 2025 werden die «Tagesschau»-Ausgaben am Mittag und um 18.00 Uhr durch moderierte Newsflashes ersetzt, am Wochenende entfällt die Mittagsausgabe. Dadurch kann SRF auf die Sendungen in der linearen Primetime fokussieren. Zudem pausieren künftig zusätzlich die Sendungen «Club» und «Gesichter & Geschichten» im Sommer – analog zu den Magazinen und anderen Talk-Sendungen. Die senderspezifischen Newsbulletins bei Radio SRF Virus entfallen und werden durch die regulären Nachrichten von Radio SRF ersetzt. Das Angebot der Regionaljournale am Wochenende wird punktuell reduziert. Ausnahmen sind Wahl- und Abstimmungssonntage. Mit diesen Massnahmen konzentriert sich SRF weiter auf die News-App als Hauptnachrichtenkanal. Die App bildet rund um die Uhr das Nachrichtengeschehen im In- und Ausland ab und bietet dazu die nötigen Einordnungen.

Gemeinsame Chefredaktion geplant

Die Geschäftsleitung von SRF hat im Hinblick auf die künftige Organisation einen zukunftsweisenden Grundsatzentscheid gefällt. Aus den beiden heute getrennten Chefredaktionen Video und Audio/Digital entsteht mittelfristig an den Standorten Bern und Zürich sowie in den Regionen eine gemeinsame, multimediale Chefredaktion.

Dazu betonte Nathalie Wappler an der heutigen Personalveranstaltung: «Die Trennung der Chefredaktionen ist nicht mehr zeitgemäss und im Tagesgeschäft zunehmend hinderlich. Denn: Im digitalen Zeitalter müssen Geschichten konsequent multimedial gedacht werden, was in zwei getrennten Organisationen nur mit Zusatzaufwand möglich ist. Mit einer gemeinsamen Chefredaktion werden wir noch mehr journalistische Kompetenz entfalten können – ohne dass die Vielfalt und die Qualität im Angebot leiden.» Die detaillierte Ausgestaltung der gemeinsamen Chefredaktion wird ab 2025 erarbeitet, der Start der neuen Organisation ist 2026 geplant.

Fokussierung im Angebot für unter 35-Jährige

Auf Drittplattformen fokussiert SRF künftig für das junge Publikum auf die Marken «SRF Impact», «Bounce» und «Studio 404». Die finanziellen und personellen Mittel werden gebündelt und auf diese drei Marken sowie neue Streaminginhalte für Play SRF verteilt. Damit kann das Angebot ausgebaut und weiterentwickelt werden mit dem Ziel, die junge Zielgruppe noch besser zu erreichen. Im Gegenzug verzichtet SRF auf die Kanäle «SRF Mood» und «We, Myself & Why» sowie auf die Formate «Das VARs», «Deep Dating», «Hypegenossen», «Pasta del Amore», «In Progress» und «Helvetia». Durch diese Fokussierung bleibt das Gesamtbudget für unter 35-Jährige unverändert. In den Abteilungen Distribution, Sport und Unterhaltung kommt es jedoch zu einem leichten Stellenabbau.

Anpassungen in Produktion und Technologie

Diese punktuellen Anpassungen im Angebot ermöglichen auch Reduktionen in der Produktion. Zusätzliche Einsparungen in der Abteilung Produktion ergeben sich durch die Verlagerung von weiteren Sendungen ins News- und Sportcenter (NSC). Dazu gehören «Rundschau», «Kassensturz» und «Gesichter und Geschichten». Die detaillierte Planung ist in Ausarbeitung.

SRF reduziert zudem das Drittmarktgeschäft: Ab sofort nimmt das Medienunternehmen entsprechende Produktionsaufträge nur noch an, wenn die Übertragungsrechte bei der SRG und bei SRF liegen.

Synergien ergeben sich auch mit der Integration des Herstellungsmanagements in die Abteilung Produktion, eine effizientere Studioplanung, die Verlagerung der Postproduktion von Basel nach Zürich und durch die Zusammenlegungen von Diensten im News- und Sportcenter.

Auch die Abteilung Technologie reduziert Kapazitäten durch vereinfachte Prozesse, die Nutzung von Synergien sowie die Kürzung von Leistungen in verschiedenen Bereichen.

Zusätzlich zu diesen Massnahmen baut SRF unternehmensweit rund 11 Vollzeitstellen ab, um Doppelspurigkeiten zu reduzieren, die Organisation insgesamt effizienter zu gestalten und weitere Synergie-Effekte zu erzielen.

Dazu Nathalie Wappler: «Unsere unternehmerische Verantwortung verpflichtet uns zu einem ausgeglichenen Budget. Ich bedaure es sehr, dass dieses Ziel nächstes Jahr nur über einen Stellenabbau erreicht werden kann. Natürlich setzen wir bei den Personalmassnahmen alles daran, möglichst wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen zu müssen. Trotzdem wird dies unvermeidlich sein. Für Betroffene kommt der Sozialplan der SRG zur Anwendung.»

Weitere Transformation voranbringen

Das strategische Unternehmensprojekt «SRF 4.0» sichert neben der kurzfristigen Stabilisierung des Stellen- und Finanzrahmens auch die weitere, mittel- und langfristige digitale Transformation des Medienhauses. Damit stellt sich SRF optimal für die Zukunft auf im Hinblick auf den rasanten technologischen Wandel und das veränderte Nutzungsverhalten des Publikums – dies unter Berücksichtigung der reduzierten finanziellen Mittel aufgrund der politischen Prozesse und der rückgängigen kommerziellen Erträge.

Ab 2026 führt dies zu weiteren Anpassungen im Angebot und in der Organisation, die unter anderem mit einer Verkleinerung der Geschäftsleitung einhergeht. Die definitiven Entscheidungen fallen im Frühling 2025. Neben der Zusammenlegung der beiden Chefredaktionen verzichtet SRF-Direktorin Nathalie Wappler deshalb auf die Wiederbesetzung der Abteilungsleitung Kultur in der heutigen Form. Diese ist nach der Wahl von Susanne Wille zur SRG-Generaldirektorin vakant. Nathalie Wappler ergänzt: «Die Medienbranche verändert sich jeden Tag und das weltweit. Es ist zentral, dass wir uns diesem stetigen Wandel stellen und ihn aktiv mitgestalten, damit unser qualitativ hochwertiges Angebot auch in Zukunft für alle Menschen in der Deutschschweiz relevant bleibt. Dafür müssen wir auch unsere Organisation nochmals komplett neu denken.»

Zusätzliche Sparmassnahmen bei SRG und SRF

Aufgrund des Bundesratsentscheids erhält die SRG den Teuerungsausgleich auf die Medienabgabe ab 2025 nur noch zur Hälfte ausbezahlt. Deshalb werden SRG-weit Sparmassnahmen im Umfang von 50 Millionen Franken nötig – davon weitere 6,3 Millionen Franken bei SRF. Zusätzliche Massnahmen sind aufgrund der rückläufigen kommerziellen Einnahmen erforderlich. Alle diese Einsparungen kann SRF im kommenden Jahr durch einmalige Reduktionen im Angebot, bei Projekten und Supportleistungen vornehmen. Der Abbau von vereinzelten Stellen soll möglichst über die natürliche Fluktuation erfolgen.

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