Kleine Motoren der Volkswirtschaft

Die medienpolitische Landschaft in der Schweiz wird zurzeit von vielen Herausforderungen geprägt. Medienjournalist Philipp Cueni liefert darum in dieser Kolumne Fakten und Hintergründe, er ordnet ein und kommentiert. Die Kolumne ist von der Handschrift des Autors geprägt und widerspiegelt somit ab und zu seine persönliche Meinung.

Das Produzieren von Programmen durch die SRG ist wirtschaftlich gesehen ein Kostenfaktor. Finanziert wird dieser Aufwand vor allem über Gebühren. Aber die Mediengebühren lösen auch einen volkswirtschaftlichen Mehrwert aus. Das renommierte Wirtschaftsforschungsinstitut BAK Economics hat im Auftrag des Bundesamts für Kommunikation (Bakom) den volkswirtschaftlichen Effekt der SRG berechnet und in einer aktuellen Studie dargestellt.

Ein kurzer Ausflug in die Wirtschaftslehre: Zentrales Mass für die Beurteilung des Wirtschaftsfaktors einer Branche oder eines Unternehmens ist die Bruttowertschöpfung. Diese bezeichnet den finanziellen Mehrwert, der im Produktionsprozess erzielt wird. Die Summe der Wertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche ergibt das Bruttoinlandprodukt einer Volkswirtschaft.

Zurück zur Analyse von BAK Economics: Die SRG erwirtschaftet durch ihre Produktionstätigkeit eine direkte eigene Wertschöpfung von 869 Millionen Franken. Aus der Produktionstätigkeit der SRG entsteht eine volkswirtschaftliche Dynamik, werden weitere indirekte Effekte erzielt: Die an die Mitarbeitenden ausbezahlte Lohnsumme bewirkt extern Konsumausgaben im regionalen Wirtschaftskreislauf. Auch die Investitionen der SRG in Gebäude und technische Infrastruktur lösen Impulse für die Wirtschaft aus. Zudem kauft die SRG Waren und Dienstleistungen von anderen Firmen ein – das betrifft etwa den Audiovisionssektor, den ICT-Bereich, Autorenrechte, Wach- und Reinigungsdienste, die Baubranche (Gebäude), den Gastro- und Hotelleriebereich usw.

Das heisst: Durch die Nachfrage der SRG werden in anderen Unternehmen Wertschöpfung und Arbeitsplätze generiert. Gemäss BAK Economics löst jeder dieser 869 Millionen Franken der SRG-eigenen Wertschöpfung extern nochmals je 93 Rappen Bruttowertschöpfung aus, ein Gesamtvolumen von 805 Millionen Franken. Die SRG erzielt so in der Schweiz insgesamt 1,67 Milliarden Franken an Wertschöpfung. Damit verbunden ist die Beschäftigung von 13 500 Personen.

Weil die Gebühren die wichtigste Finanzierungsquelle der SRG ist, weist die Analyse von BAK Economics auch die Wirkung der Gebühren aus: Jeder einzelne Gebührenfranken bewirkt eine Wertschöpfung von einem Franken und 36 Rappen. Anders formuliert: Die Gebühren, die an die SRG gehen, lösen in der Schweiz 1,67 Milliarden an Bruttowertschöpfung aus. Die Gebührenzahlenden als kleine Motoren der Volkswirtschaft.

Von der Volkswirtschaft zur Medienpolitik: Wenn Bundesrat Rösti aktuell die Gebühren auf 300 Franken senkt, hat das neben Folgen fürs Programmangebot auch eine dämpfende volkswirtschaftliche Wirkung. Noch massiver bremst die SVP die Wirtschaft, wenn sie die Gebühren auf 200 Franken senken will. Auch hier hat BAK Economics berechnet: Eine Annahme der SVP-Initiative würde das Budget der SRG um 54 Prozent reduzieren und das Programmangebot massiv verkleinern. Volkswirtschaftlich würde die Initiative (berechnet auf 2026) einen Wertschöpfungsverlust von insgesamt 788 Millionen Franken bewirken und einen Stellenabbau, der 6300 Personen betreffen würde. Die SVP-Initiative «200 Franken sind genug» ist volkswirtschaftlich ein Bremsklotz.

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Text: SRG.D/Philipp Cueni

Bild: zVg

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