Podcast zum SRG-Jubiläum: Zeitgeschichte hören

Das Jahr 1924 ist eine Wegmarke der Schweizer Radiogeschich­te: In diesem Jahr wurde die Radiogenossenschaft Zürich ge­gründet, die heutige SRG Zürich Schaffhausen, die seither eine aktive Rolle in der Schweizer Medienlandschaft spielt.

Die neue Podcastreihe «100 Jahre Medienqualität und Dialog» erzählt in fünf Episoden von grossen Entwicklungen, Meilensteinen und Wendepunkten in der hundertjährigen Geschichte der SRG Zürich Schaffhausen. Für die Recherche hat der Medienhisto­riker Edzard Schade Hunderte Akten studiert und alte Tondokumente aus dem Archiv geholt.

Bild: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Fotograf: Vogt, Marcel, Com_L19-0188-0203A, CC BY-SA 4.0

Stararchitekt schafft Platz fürs Radio

1971 wurde das achtstöckige Hochhaus für das Radiostudio Brunnenhof nach zehnjähriger Planung fertiggestellt und eröffnet. Architekt war der Zürcher Max Bill (Bild, 1970). Der Bau des Studios war die Folge der Entwicklung des Radios in den 1960er-Jahren: Sendezeiten und Programm wurden ausgebaut, es gab mehr Inhalte, was wiederum mehr Personal benötigte. Es war schliesslich Bills Idee, die zur Verfügung stehende Fläche mit einem Hochhaus so gut wie möglich auszunutzen.

Die SRG Zürich Schaffhausen generiert bis heute ihre betrieblichen Einkünfte hauptsächlich durch die Vermietung des Brunnenhofgebäudes. Bis 2022 waren die Räumlichkeiten an die SRG vermietet, die dort ihre Radios betrieb. Seither ist die Stadt Zürich Mieterin des denkmalgeschützten Gebäudes.

Blick ins Radiostudio der 70er-Jahre, vorne der Techniker, im Senderaum ein Moderator am Mikrofon
Bild: «Blickpunkt», 23.11.1978

Eine denkwürdige Generalversammlung

In den 1980er-Jahren hatte die Radio- und Fernsehgenossenschaft Zürich noch grosses Mitspracherecht bei Entscheidungen zum «Regionaljournal». Der Vorstand hatte zum Beispiel bei der Stellenbesetzung der Ressortleitung Information – ein wichtiges Amt für die thematische Ausrichtung – ein Vetorecht. Bis 1982 hatte sie davon nie Gebrauch gemacht. Doch dann wurde Balz Hosang (Bild, 1988) auf diesen Posten berufen. Bürgerlich-konservative Kreise warfen ihm vor, schlechte Führungseigenschaften aufzuweisen und zu links zu sein. Letzteres gelte indes für die ganze Redaktion. Ihr wurde eine Nähe zur damaligen Zürcher Jugendbewegung unterstellt. Nach einer aufsehenerregenden Generalversammlung, für die zahlreiche Personen extra Mitglied bei der Genossenschaft geworden waren, wurde das Veto des Vorstands gegen die Einstellung von Balz Hosang schliesslich bestätigt.

(K)ein eigenes Genossenschaftsradio

1978 war das Geburtsjahr des «Regionaljournals» (Bild) in den sechs Deutschschweizer Sendegebieten. Möglich machte dies die neue UKW-Technik. Sie erlaubte es, auf der gleichen Frequenz regional unterschiedliche Sendungen zu senden. Dem Vorstand der Radio- und Fernsehgenossenschaft Zürich war dies aber nicht genug: Zusätzlich zum «Regionaljournal» auf den SRG-Sendern wollte man einen eigenen Radiosender. Die Genossenschafterinnen und Genossenschafter pfiffen aber ihren Vorstand zurück, da der geplante Genossenschaftssender gewisse Regionen im Sendegebiet nicht abgedeckt hätte. Das Programm hätte zudem mit Werbung finanziert werden sollen, was vielen Mitgliedern der Genossenschaft missfiel. Ausserdem wollte man keine Konkurrenz zu den eigenen DRS-Programmen schaffen.

Bild: SF DRS

Hörspiel: Belächelt, aber beliebt

Während der ersten vier Jahrzehnte war eines der beliebtesten Unterhaltungsformate im Radio das Hörspiel. Die Geschichten wurden live aufgenommen und direkt gesendet. Das Radio Zürich gab die Entwicklung und Umsetzung dieser Hörspiele (Bild, 1927) jeweils in Auftrag. Das war gar nicht so einfach: Offenbar hatten nur wenige Autorinnen und Autoren überhaupt Lust, Drehbücher fürs Radio zu schreiben. Von Literatinnen und Literaten wurde das Hörspiel eher belächelt. Die RGZ veranstaltete deshalb gemeinsam mit dem Schriftstellerverein Hörspielwettbewerbe, um nicht auf ausländische Stücke zurückgreifen zu müssen.

Bild: Schweizerisches Sozialarchiv, Urheberschaft unbekannt

Dank Reorganisation zur Trägerschaft

Während dreissig Jahren war die Hälfte der Bevölkerung im Vorstand der Radiogenossenschaft in Zürich nicht repräsentiert. Erst 1954 wurden zwei Frauen in den Vorstand gewählt: Hedwig «Hedi» Leuenberger (Bild, 1958) und Hanni Pestalozzi. Erstere, Präsidentin der SP-Frauen und spätere Vizepräsidentin der Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit (SAFFA) 1958, setzte sich stark für Gleichberechtigungsanliegen in Gesellschaft und Familie ein. Hanni Pestalozzi war bei ihrer Wahl Präsidentin des Schweizerischen Landfrauenverbands und vertrat damit eher ländliche, bürgerliche Positionen. Sie sah den Weg zur Emanzipation eher über die verbesserte Ausbildung in traditionell weiblichen Berufen.

Text: SRG.D

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