Paralympics und Rad-WM: Zwei sportliche Grossereignisse vor dem Publikumsrat

Die Sportberichterstattung von SRF stösst im Publikumsrat SRG.D regelmässig auf Begeisterung. Dennoch gab es sowohl für die Sendungen zu den Paralympics als auch zur Rad-WM ein paar Fragen und kritische Anmerkungen von den Ratsmitgliedern.

An seiner Sitzung im Oktober sprach der Publikumsrat SRG.D mit den Programmverantwortlichen über die Berichterstattung zu den Paralympics in Paris und zur Rad-Weltmeisterschaft in Zürich: Zwei sportliche Grossereignisse, die von SRF mit einem reichen Angebot am Bildschirm, im Radio und online abgebildet wurden.

«Para-Graf live»: Mehr als Sport

Die Paralympics sind die Olympischen Spiele für Athletinnen und Athleten mit einer Körper- oder Sehbehinderung. Bei den Sommerspielen 2024 in Paris kämpften vom 28. August bis 8. September die weltbesten Parasportler:innen in 22 Sportarten um Medaillen. Für die Schweiz traten 27 Athletinnen und Athleten in neun verschiedenen Disziplinen an.

SRF berichtete via TV, Radio und online täglich live aus der französischen Hauptstadt. Entscheidungen mit Schweizer Beteiligung und internationale Highlights waren tagsüber im Web-Livestream und abends im TV zu sehen. Herzstück der TV-Berichterstattung war «Para-Graf live»: Täglich ab 18:45 Uhr begrüssten YouTuber Jahn Graf und SRF-Moderator Olivier Borer Gäste aus Sport, Politik und Gesellschaft zum Live-Gespräch. In der Serie «Bigna inklusiv» war Bigna Silberschmidt als Reporterin unterwegs und schuf Bewusstsein für Themen, die im Alltag von Menschen mit Beeinträchtigungen eine wichtige Rolle spielen. In «Para-Challenge» trat der SRF-Reporter Christoph Muggler im sportlichen Wettkampf gegen Schweizer Parasportgrössen an. Auf Radio SRF 3 schaltete sich Sportreporter Marco Nüssli mit Reportagen und Einschätzungen regelmässig live aus Paris ein. News und Updates zum sportlichen Geschehen ergänzten den Radioservice. Auf srf.ch/sport und in der SRF Sport App gehörten Livestreams sowie News, Hintergründe und Interviews zum Angebot.

Die Sportberichterstattung sei während der Spiele in Paris «noch einmal auf ein höheres Niveau gehoben worden» urteilte der Publikumsrat begeistert. Dass SRF als einziger Sender im europäischen Raum die Paralympics täglich zur Hauptsendezeit ins Programm hob, unterstreiche die Relevanz der Inklusion allgemein und ganz besonders im Sport. Schwierigkeiten bereitete einigen Ratsmitgliedern die Sendungsstruktur: «Para-Graf live» befasste sich einerseits mit gesellschaftlichen Aspekten und berichtete gleichzeitig als Sportmagazin über die Wettkämpfe des Tages. Das gestaltete die «Para-Graf»-Abende zwar abwechslungsreich, machte die Orientierung, wann was zu erwarten war, für vor allem am Sport Interessierte aber nicht einfach. Florian Zutt, Produktionsleiter Sport, anerkannte in der Diskussion mit dem Publikumsrat, dass es künftig sicherlich eine stärkere Abgrenzung der verschiedenen Themenaspekte resp. eine bessere Zuschauerführung für all jene brauche, die zeitversetzt auf der Website schauen wollen. Fürs lineare Fernsehen, so ist er überzeugt, funktioniere die Sendungsstruktur und sei auch richtig so: «Para-Graf live» sei mehr als nur ein Sportmagazin, vielmehr erfülle es auch einen gesellschaftspolitischen Auftrag und stehe für Vielfalt und Inklusion.

Die SRF Sport-App wurde von den Ratsmitgliedern rege genutzt und sehr geschätzt, allerdings sei das Angebot im Vergleich zu den Olympischen Spielen eher klein gewesen. Dass bei den Paralympics (im Gegensatz zu den Olympischen Spielen oder der Rad-WM) auf einen eigenen Tab verzichtet wurde, stiess auf Unverständnis. Gerade auch hier hätten Zeichen gesetzt werden können. Der Publikumsrat thematisierte zudem die Gratwanderung zwischen inklusiver Berichterstattung und Ableismus, der Reduktion einer Person auf ihre Behinderung. Vor allem das Sendekonzept der «Para-Graf Challenge» könne missverstanden werden. Da in der Diskussion klar wurde, dass in den Sendungen vielmehr praktische und funktionelle Aspekte des Parasports ins Rampenlicht gestellt werden sollten, als Sieg oder Niederlage, regten die Publikumsrät:innen an, den Namen der Sendung zu überprüfen. Schliesslich gehe es den Sendungsmachenden darum, allen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. Dies gelinge hervorragend in der Doppelmoderation von Jahn Graf und Olivier Borer. Was allerdings zur Frage provoziere, weshalb Menschen mit sichtbaren Behinderungen bisher erst beim Para-Sport auftreten würden und nicht in allen Sendegefässen von SRF ihren Platz fänden.

«Rad-WM»: überwältigende Bilder und grandiose Stimmung

Die Weltmeisterschaften im Strassenradsport 2024 wurden vom 21. bis 29. September in und um Zürich durchgeführt. Ausgetragen wurden die Rennen in zwei Disziplinen (Zeitfahren und Strassenrennen) sowie neun Kategorien. Rund 1000 Athlet:innen aus 75 Nationen waren am Start. 66-mal durften sich die Sieger:innen das begehrte Regenbogentrikot überstreifen. Erstmals war Para-Cycling integraler Bestandteil des Anlasses: Etwa 300 Parasportler:innen aus knapp 50 Ländern kämpfen auf ihren Tandems, Handbikes, Tricycles oder Rennrädern um die Weltmeistertitel.

SRF übertrug sämtliche Eliterennen der Frauen und Männer sowie das Mixed Handbike Team Relay Rennen im Para-Cycling live im TV sowie als Livestream auf srf.ch/sport und in der SRF Sport App. Im TV und Web-Livestream konnten zudem die U23-Rennen der Männer verfolgt werden. Über diese und alle weiteren Entscheidungen berichtete SRF in der Magazinsendung «WM-Veloclub» täglich gegen 18:00 Uhr auf SRF zwei, ausser sonntags. Ein wichtiger Bestandteil der Sendung war auch die Aufarbeitung jener Para-Cycling-Rennen, die SRF nicht live zeigen konnte, aber über die Streamingplattform der European Broadcasting Union zugänglich waren.

Der Publikumsrat zeigte sich beeindruckt von der über 40 Stunden umfassenden Berichterstattung durch SRF, die die Gefühle nach anfänglicher Kritik am städtischen Austragungsort rasch in Begeisterung für die eingefangenen Bilder und die hervorragende Stimmung entlang der Rennstrecken umschlagen liess. Gelobt wurden sowohl die ständige Aktualisierung der SRF-Sport-App, in der die Rad-WM einen eigenen Tab erhielt, als auch die im Internet zur Verfügung gestellte Übersichtskarte, die nicht nur von den Zuschauenden vor Ort häufig genutzt wurde.

Als Herausforderung erachtete der Publikumsrat, die unterschiedlichen Kategorien in der Para-Cycling-WM, die es schwierig machten, Sieger:innen und Verlierende sicher zu unterscheiden. Hier hätte man gerne mehr Informationen erhalten, beispielsweise im täglichen «WM-Veloclub», der von den Rät:innen ganz besonders geschätzt wurde. Die Sendung glänzte mit interessanten Gästen, informativen Hintergrundthemen und war gut moderiert.

Der Tiefpunkt der WM, der letztlich tödliche Unfall des Schweizer Jungtalents Muriel Furrer, beschäftigte auch die Ratsmitglieder. SRF-Projektleiter Marcos Garcia betonte, wie wichtig es war, dass auch das SRF-Team in dieser für alle schwierigen Zeit die notwendige emotionale Unterstützung erhielt, und dass man sich intensiv mit den Konsequenzen dieses tragischen Ereignisses für die Berichterstattung auseinandergesetzt hatte. Dabei habe das Sendungsteam sowohl von der Projektleitung und der Produktion als auch von der Abteilungsleitung immer vollsten Support erhalten.

In der Diskussion über die Sendung «WM Stories der Radsport-Talk» mit Marco Nüssli und Gästen gingen die Meinungen dann auseinander. Eher ältere Ratsmitglieder vermissten die von SRF erwartete Qualität der Sendungsproduktion, während jüngere Menschen die Spontaneität und Einfachheit des Formats als «visuellen Podcast» schätzten.

Gefallen hat auch das SRF-Studio auf dem Sechseläutenplatz, mitten im Geschehen, das die Stimmung vor Ort in die heimischen Stuben trug. Moderator Olivier Borer wurde von allen gelobt, und auch die Kommentatoren Claude Jaggi, Marco Felder und Steven Krucker gefielen grossmehrheitlich. Sehr geschätzt wurden die ergänzenden Informationen der jeweils beigezogenen Radsportexpert:innen Kathrin Stirnemann, Sven Montgomery und ganz besonders des Experten für Para-Cycling Christoph Kunz. Die Rad-WM wurde nicht zuletzt dank der bilderstarken Übertragungen von SRF zu einem Highlight mit internationaler Ausstrahlung.

Über den Publikumsrat:

Die Publikumsräte und Programmkommissionen des Vereins SRG sind Schnittstellen zwischen den Programmschaffenden und dem Publikum. Alle vier Regionalgesellschaften und swissinfo.ch haben je einen eigenen Publikumsrat. Als Vertreter verschiedener Bevölkerungskreise beurteilen deren Mitglieder die publizistischen Leistungen der SRG.
www.publikumsrat.ch

Text: Publikumsrat SRG.D

Bild: SRG.D/Illustration Cleverclip

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