Rund 70 Beanstanderinnen und Beanstander kritisieren einen Titel des SRF-Newstickers zum Nahostkonflikt. Der Titel gebe eine unbelegte Behauptung der israelischen Armee als Tatsache aus, monieren sie. Die Ombudsleute unterstützen die Beanstandungen.

Darum geht es in der beanstandeten Sendung

Seit dem 7. Oktober 2023 betreibt die SRF-Online-Redaktion einen Newsticker (24 h/7 Tage), um Userinnen und User über Vorkommnisse im Nahost-Konflikt auf dem Laufenden zu halten. In der Nacht vom 14. Oktober 2024 hat SRF um 02:04 Uhr einen Tickereintrag verfasst zu einem israelischen Angriff in der Nähe eines Spitalgebäudes im Gazastreifen.

Was wird beanstandet?

Die 72 Beanstanderinnen und Beanstander – ihre Kritikpunkte sind weitgehend identisch – monieren den Titel des Tickereintrags. Mit dem Titel «Israel bombardiert Hamas-Zentrale in Gaza» (überarbeitet: «Israel: Hamas-Zentrale in Gaza bombardiert») suggeriere SRF, es handle sich um einen Fakt. Diese Aussage sei jedoch nur eine unbelegte Behauptung der israelischen Armee. Damit sehen die Beanstanderinnen und Beanstander das Sachgerechtigkeitsgebot verletzt.

Was sagt die Redaktion?

Über eine Kriegssituation zu berichten sei äusserst anspruchsvoll, gibt die verantwortliche Redaktion zu bedenken. Die Faktenlage sei oft undurchsichtig, es gäbe Propaganda auf beiden Seiten. Viele Informationen könnten bei der Erstpublikation nicht oder nur schwer überprüft werden. Das Thema polarisiere dermassen, dass jede einzelne Formulierung auf die «Goldwaage» gelegt werden müsse, so die Redaktion. Man versuche nach bestem Wissen und Gewissen die Sachlage differenziert darzulegen und entsprechende Einordnungsleistungen zu bieten.

Beim Nahost-Newsticker gebe es einen Haupttitel, den SRF regelmässig der Aktualität entsprechend anpasse. Zusätzlich gebe es einen Subtitel. Der ursprünglich gewählte Artikel-Haupttitel «Israel bombardiert Hamas-Zentrale in Gaza +++ Raketen auf Haifa» habe auch intern für Diskussionen gesorgt, räumt die Redaktion ein. Es sei in dieser Erstversion tatsächlich der Eindruck entstanden, dass es sich dabei um eine bestätigte Tatsache und nicht um eine Aussage der israelischen Armee gehandelt habe. Die Redaktion anerkennt den Fehler und entschuldigt sich dafür. Man habe den Fall im Team intensiv diskutiert und zusätzliche Kontrollen für den Nahost-Ticker-Titel eingeführt.

Auch die Zweitversion des Titels («Israel: Hamas-Zentrale in Gaza bombardiert +++ Raketen auf Haifa») war der Redaktion noch zu wenig differenziert, sodass er nochmals – unter Verwendung von Anführungszeichen beim Wort ‹Hamas-Zentrale› – angepasst worden sei: «‹Hamas-Zentrale› in Gaza angegriffen +++ Dutzende Tote».

Die Redaktion weist darauf hin, dass sowohl der Subtitel als auch der Eintrag im Newsticker korrekt und sachgerecht gewesen seien. Dort seien die Informationen nicht als Fakt präsentiert worden. Mittels indirekter Rede und durch Quellenangabe habe man deutlich gemacht, dass es sich um eine Information Israels handle und dass sich diese nicht verifizieren lasse.

Was sagt die Ombudsstelle?

Die Ombudsleute betonen, dass SRF seit dem 7. Oktober 2023 seiner objektiven Informationspflicht mit grosser Sorgfalt nachkomme. Die Ombudsleute stellen gleich wie die Redaktion fest, dass die Berichterstattung über den israelischen Angriff vom 14. Oktober 2024 in Gaza im Kontext insgesamt korrekt wiedergegeben worden sei.

Allerdings habe zum Zeitpunkt des Angriffs noch nicht gesagt werden können, ob es sich beim Gebäude, das früher als Spital gedient haben soll, um eine Hamas-Zentrale gehandelt habe. Deshalb rechtfertige sich ein solcher Haupttitel nicht.

Die Ombudsleute sehen somit in der ursprünglichen Titelsetzung des beanstandeten Beitrags eine Verletzung des Sachgerechtigkeitsgebots.