Gerhard Pfister: «Ich lerne selbst am meisten»

Gerhard Pfister widmet sich neben der Politik gerne und vertieft dem geschriebenen Wort. Neu bespricht er regelmässig Bücher im «Literaturclub» von SRF. Im Interview zum Antritt spricht er über seine neue Rolle und über das erste Werk, das er zur Diskussion stellt.

Zur Person

Gerhard Pfister hat Germanistik studiert, Literatur unterrichtet und über den österreichischen Schriftsteller Peter Handke promoviert. Er war in der Vergangenheit bereits Gastkritiker in verschiedenen SRF-Literatursendungen. National bekannt ist Gerhard Pfister als Parteipräsident «Die Mitte» sowie Nationalrat «Die Mitte» des Kantons Zug.

Gerhard Pfister, Sie wechseln die Seiten: Als Politiker sind Sie eher den kritischen Fragen ausgesetzt, jetzt dürfen Sie die Arbeit anderer bewerten und analysieren. Wie gefällt Ihnen die neue Rolle?

Das lässt sich nicht vergleichen. Ich betrachte mich auch nicht als Kritiker, sondern als engagierten Leser. Jede Schriftstellerin, jeder Schriftsteller hat es verdient, dass man ihn oder sie beim Wort nimmt und die Werke mit Wohlwollen liest. Im «Literaturclub» geht es darum, Leseeindrücke zu teilen und zwar mit hohem Respekt vor den Autor:innen. Dasselbe wünsche ich mir übrigens auch für uns in der Politik.

Zur Bundesratswahl wollten Sie nicht antreten und sagten, Ihnen würde das Diskutieren und Debattieren fehlen. Da sagt Ihnen der Literaturclub also besser zu?

Ich freue mich auf die spannende Aufgabe. Vertiefte Gespräche über Literatur mit interessanten Menschen zu führen ist immer faszinierend. Das ist im «Literaturclub» ja garantiert. Ich lerne dort selbst am meisten. Das gefällt mir sehr.

Als Parteipräsident «Die Mitte» und als Nationalrat gehört das Lesen von Akten zum Alltag. Wie kommt man da noch dazu, Bücher zu lesen?

Wenn man schon eine Zeit in der Politik ist, liest man die Unterlagen etwas schneller. Auch ist man als Politiker viel mit dem Zug in der ganzen Schweiz unterwegs, da eröffnen sich Zeitfenster. Aber nicht nur für Literatur, ich schaue beispielsweise auch gerne Netflix. Für mich war es aber zum Glück immer möglich, neben der Arbeit auch für mich Bücher zu lesen.

Sie positionieren sich regelmässig zur SRG und zu SRF, äussern auch Kritik. Jetzt werden Sie Teil des medialen Service-public-Angebots – ändert das etwas?

Diese Frage habe ich mit SRF geklärt, bevor ich dem Engagement zusagte. Ich bin eingeladen in den «Literaturclub», was mich sehr freut. Diese Funktion ist aber mit keinerlei Auflagen verbunden. Als Politiker muss ich in der Lage sein können, auch gegenüber der SRG eine kritische Haltung einzunehmen. Und darin bleibe ich frei – sonst hätte ich das Angebot für die Literaturrunde nicht angenommen.

Ihr erster Beitrag für den «Literaturclub» ist «Das grosse Spiel» von Richard Powers – ein sehr aktueller Roman, der auf der Longlist für den Booker Prize steht. Sie sind voller Lob. Was macht für Sie ein gutes Buch aus?

So generell lässt sich diese Frage kaum beantworten. Aber im konkreten Fall dieses Romans ist es so, dass er es schafft, wichtige Themen unserer Zeit in einer anschaulichen Art und Weise darzustellen, ohne belehrend zu sein. Er tut das entlang einer tollen Erzählung und anhand starker Figuren. Das hat mir sehr gefallen.

Text: SRG.D/pz

Bild: SRF/Gian Vaitl

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