So schafft das Angebot der SRG mehr Verbundenheit

Gemäss Konzessionsauftrag fördert die SRG die Verständigung, den Zusammenhalt und den Austausch zwischen den Landesteilen. Wo sich diese Kohäsionsaufgabe im audiovisuellen Programm niederschlägt, zeigen Vertreter:innen der verschiedenen sprachregionalen Einheiten der SRG in dieser Kolumne auf. Den Anfang machen Henriette Engbersen und Emilie Demaurex, Public Value SRG.
Zu den Personen
Zu den Personen
Emilie Demaurex ist Projektmanagerin Public Value und Henriette Engbersen Bereichsleiterin Public Value.
«Warum sehen die anderen nicht, was wir sehen?!», fragte eine Brexit-Befürworterin 2018 mit wütender Stimme ins SRF-Mikrofon. Mit «die anderen» meinte sie die Brexit-Gegner:innen, für die sie kein Verständnis mehr hatte. Im «Rundschau»- Beitrag von damals ging es um die Spaltung Grossbritanniens nach der Brexit-Abstimmung. Die Frage der Engländerin könnte aber ebenso aus einer aktuellen Reportage stammen. Das gegenseitige Verständnis für das andere politische Lager hat in vielen Ländern abgenommen.
Das Stichwort heisst «Polarisierung». Diese ist gemäss WEF aktuell eines der grössten globalen Risiken, denn Polarisierung ist eng verknüpft mit Desinformation. Beides zusammen kann ein gefährlicher Nährboden für Gewalttaten sein. Zurück zu den Brit:innen. Bemerkenswert ist, wie die öffentlichen Medienhäuser auf den Brexit und die Spaltung in der Bevölkerung reagiert haben: Sie haben grosse Transformationsprozesse gestartet und ihre Programme stärker auf das Regionale ausgerichtet.
Hätten sie sich doch schon früher bei der SRG eine Scheibe abgeschnitten – aber die Historie in der Schweiz ist natürlich eine andere. Die SRG hat die Förderung des Verständnisses für die anderen, insbesondere für die anderen Sprachregionen, in ihrer Konzession verankert. Laut Art. 4 der Konzession «[…] fördert sie mit der Gesamtheit ihres publizistischen Angebots das Verständnis, den Zusammenhalt und den Austausch unter den Landesteilen, Sprachgemeinschaften, Kulturen, Religionen und gesellschaftlichen Gruppierungen.»
«Die Rolle der öffentlichen Medien für den Zusammenhalt ist angesichts der Polarisierung bedeutender denn je.»
Das Stichwort ist «Zusammenhalt» Wie verbindend die SRG sein kann, bewiesen neulich die «Tagesschau» von SRF und «19.30» von RTS. Zur Primetime tauschten die beiden Nachrichten-Flaggschiffe Moderator:in aus. Auch Unterhaltungsformate stärken den Zusammenhalt. Dank Play Suisse kann das Publikum in der Deutschschweiz zum Beispiel die RTS-Serie «Winter Palace» schauen und somit Geschichten aus der an deren Region miterleben. Ähnliches gilt für den Fussball: Befragungen zeigen, dass die Spiele der Nati den Zusammenhalt fördern. Doch inwiefern muss sich das Engagement der SRG für den Zusammenhalt weiterentwickeln, um auf gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren? Dieser Frage widmet sich dieses Jahr die Trägerschaft zusammen mit der SRG im Rahmen des Public-Value-Dialogs mit der Bevölkerung.
Dieser Fokus für 2025 ist nicht zufällig. Denn die Rolle der öffentlichen Medien für den Zusammenhalt ist angesichts der Polarisierung bedeutender denn je. So zeigt ein aktueller Bericht der europäischen Dachorganisation der öffentlichrechtlichen Medien EBU, dass in Ländern, in denen die öffentlichen Medien robust finanziert sind, die Polarisierung geringer ist. Unser Engagement für den Zusammenhalt ist also wichtig – und zwar vor allem für eine stabile und funktionierende Demokratie, in der wir verstehen: «Ich bin nicht deiner Meinung, aber ich sehe, warum du es nicht so siehst wie ich.»
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Dieser Text erschien zuerst im «LINK», dem Magazin für alle Deutschschweizer Mitglieder der SRG. Sie interessieren sich für die Entwicklungen in der Schweizer Medienlandschaft, in der SRG und deren Unternehmenseinheiten? Mit «LINK» erhalten Sie fünf Mal jährlich spannende Beiträge zu den Entwicklungen im Journalismus, über den medialen Service public und die Menschen dahinter.
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