Resonanzradar #7: «Anlässe wie der ESC verbinden nicht nur die Fans»

Der Eurovision Song Contest (ESC) 2025 in Basel ist nicht nur ein musikalisches Spektakel, sondern auch ein spannendes Forschungsobjekt. Die Universität Basel widmet ihm im Frühjahrssemester eine öffentliche Ringvorlesung, die kulturelle, gesellschaftliche und wissenschaftliche Perspektiven beleuchtet. Die Beiträge der verschiedenen Referent:innen zeigen, wie der ESC als Spiegel gesellschaftlicher Diskurse funktioniert und weit über die Musik hinaus Bedeutung hat. Diese Frage wird aktuell auch im Resonanzraum intensiv diskutiert.
Über den Resonanzradar
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Der «Resonanzradar» ist der Blog des Leitungsteams des Publikumsrats der SRG Deutschschweiz. In regelmässigen Abständen informiert es so zu Neuigkeiten und Erkenntnissen aus dem Resonanzraum.
Der Eurovision Song Contest (ESC) 2025 in Basel bewegt nicht nur Fans der Popmusik, sondern auch die Wissenschaft. An der Universität Basel widmet sich im Frühjahrssemester eine öffentliche Ringvorlesung dem ESC unter dem Titel „Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf den Eurovision Song Contest“. Die Veranstaltung, geleitet von den Kulturanthropologie-Professoren Alain Müller und Eberhard Wolff, beleuchtet vielfältige wissenschaftliche Themen rund um den ESC.
«Der ESC ist ein Spiegel gesellschaftlicher Diskurse»
Einen spannenden Einblick bot jüngst im prall gefüllten Vorlesungssaal der alten Universität Basel der Beitrag der Kulturwissenschaftlerin Prof. Dr. Christine Lötscher. Sie setzte sich mit den kulturellen und gesellschaftlichen Dimensionen des ESC auseinander und zeigte, dass der Wettbewerb weit mehr ist als nur eine musikalische Grossveranstaltung. Lötscher analysierte den ESC als Spiegel gesellschaftlicher Diskurse – sei es im Hinblick auf Queerness, Eventisierung oder die Grenzen zwischen Trash und Kulturgut. Diese Perspektiven verdeutlichen, dass der ESC nicht nur ein Unterhaltungsformat ist, sondern ein komplexes kulturelles Phänomen, das tief in gesellschaftliche Entwicklungen eingebettet ist. Trotz der eindrücklich schönen Aussicht aus dem Vorlesungssaal auf den Rhein hörten die Anwesenden den Ausführungen gebannt zu; ein Event, der verbindet?
Die Vorlesungsreihe greift noch bis Mai zahlreiche weitere Themen auf, die für die aktuelle kulturwissenschaftliche Forschung von Bedeutung sind. Fragen zur Kompetitivität eines solchen Wettbewerbs, die Ästhetik des Kitsches sowie die Art und Weise, wie grosse Events gesellschaftliche Identitäten formen, stehen im Mittelpunkt. Auch die Pop-Forschung kommt nicht zu kurz – schliesslich prägt der ESC die europäische Musiklandschaft seit Jahrzehnten und beeinflusst, wie Musik international wahrgenommen wird.
«Uns interessiert die Frage, wie ein Event wie der ESC nicht nur die Fans, sondern auch Nicht-Fans verbinden kann.»
Im Resonanzraum steht beim ESC nicht allein die Musik oder die Mischung aus ernsthaften, skurrilen und humorvollen Beiträgen im Vordergrund. Vielmehr interessiert uns die Frage, wie ein Event wie der ESC nicht nur Fans, sondern auch Nicht-Fans in der Gesellschaft verbinden kann. Solche Grossanlässe schaffen es oft, über die Musik hinaus eine breitere gesellschaftliche Debatte anzustossen und Identität über nationale Grenzen hinweg zu formen. Der ESC 2025 in Basel wird nicht nur durch seine Hauptveranstaltungen vom 10. bis 17. Mai in der St. Jakobshalle beeindrucken, sondern auch durch ein vielfältiges Rahmenprogramm, das Wissenschaft, Kultur und Unterhaltung miteinander verbindet. Die Ringvorlesung der Universität Basel leistet hierzu einen wichtigen Beitrag und zeigt, wie tiefgreifend und facettenreich ein Anlass wie der Eurovision Song Contest betrachtet werden kann.
Lust auf einen Austausch zum Thema «Der Grossanlass auf dem Bildschirm – Das SRF-Programm als Ort der Begegnung» bekommen? Dann melden Sie sich im Resonanzraum an und nehmen Sie vielleicht schon bald an einer Diskussionsrunde von am ESC und der SRF-Berichterstattung dazu interessierten Menschen und Programmschaffenden von SRF teil. Hier können Sie sich direkt zur Diskussionsrunde anmelden. Wir freuen uns auf die Kontaktaufnahme.
Zur Person
Eveline Hipeli ist Kommunikationswissenschaftlerin und Medienpädagogin und Mitglied des Leitungsteams Publikumsrat SRG.D.
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