Radiosendung «Kontext» war nicht islamfeindlich
« Kontext » auf Radio SRF 2 Kultur brachte am 9. Dezember 2016 eine Sendung mit dem Titel: « Am Rand der Debatte: Liberale Muslime » . Der Islamische Zentralrat der Schweiz (IZRS) ist mit der Sendung unzufrieden. Es entstehe der Eindruck, dass es nebst liberalen Muslimen nur noch gefährliche Extremisten gäbe. Zudem moniert der IZRS die Festigung des Stereotyps, der Islam sei nicht mit Demokratie vereinbar. Sowohl die SRF-Verantwortlichen als auch Ombudsmann Roger Blum sehen keine programmrechtlichen bzw. Qualitäts-Bestimmungen verletzt.
Barbara Gysi, Programmleiterin SRF 2 Kultur findet, die Sendung insgesamt unterscheide grundlegend zwischen gewaltbereitem, extremistischem, kriegsrhetorischem Islam und liberalen, friedfertigen und toleranten Muslimen, die sich zu den Grundlagen westlicher Demokratien bekennen würden. Beide Beiträge der monierten Sendung würden einen Einblick in die Haltung liberal eingestellter Muslime geben, ob orthodox oder nicht, ob bekennend oder nicht bekennend. Damit werde klar gemacht, «dass Islam und Demokratie nicht nur kompatibel sind, sondern auch heute schon tagtäglich gelebt werden», so Gysi.
Zudem würden sich beide Beiträge differenziert mit den verschiedenen Strömungen des Islam auseinandersetzen, ist Gysi überzeugt. Es würden unterschiedliche Positionen zu Wort kommen. Ausserdem seien objektivierbare Tatsachen klar gegenüber subjektiven Meinungen der Protagonisten abgegrenzt und transparent gemacht worden.
«[Beide Beiträge machen klar], dass Islam und Demokratie nicht nur kompatibel sind, sondern auch heute schon tagtäglich gelebt werden», Barbara Gysi, Programmleiterin SRF 2 Kultur.
Subjektive Äusserungen sind legitim
Welche Themen eine Redaktion wähle und wie sie die Themen bearbeite und ihre Sendungen gestalte, liege im Rahmen der gesetzlich verankerten Programmautonomie, erklärt Ombudsmann Roger Blum. Die Sendung «Kontext» habe sich auf Europa konzentriert und in zwei Reportagen vor allem Betroffene reden lassen. Deren subjektive Äusserungen müsse die Redaktion nicht dementieren, im Gegensatz zu Aussagen von Experten, wenn sie falsch seien.
So kritisiert Blum die Darstellung des algerischen Bürgerkriegs durch den in der Sendung befragten Experten. Hier hätte die Redaktion mit einem klärenden Satz einhaken müssen, findet Blum. Diese Ungenauigkeit stuft Blum jedoch als einen Fehler in einem Nebenpunkt ein. Das Publikum habe sich trotzdem eine eigene Meinung über das Thema bilden können.
Blum widerspricht dem IZRS, dass die Sendung eine islamfeindliche Stimmung hervorgerufen habe. «Im Gegenteil: Die Botschaft war, dass es im Islam nicht nur Fundamentalisten und Dschihadisten gibt», so Blum. Er sieht keine programmrechtlichen oder Qualitäts-Bestimmungen verletzt.
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