Ombudsmann stellt sich hinter Syrienberichterstattung von SRF

Ausgangspunkt der Beanstandung ist der Besuch einer französischen Delegation unter dem Abgeordneten Thierry Mariani in Ost-Aleppo. Dieser habe die Situation dort anders beschrieben als sie westliche Medien vermittelt hätten. Der Beanstander wirft SRF in der Folge vor, krasse Lügen gegen die Präsidenten Putin und Assad zu verbreiten und Kriegshetze zu betreiben. Die SRF-Verantwortlichen weisen die Vorwürfe dezidiert zurück. Auch der Ombudsmann kann ihnen nichts abgewinnen.

Die Äusserungen des französischen Abgeordneten Thierry Mariani seien hauptsächlich vom Fernsehsender «Russia Today» und von «Sputnik News» aufgenommen worden, gibt Fredy Gsteiger, stellvertretender Chefredaktor von Radio SRF, zu bedenken. Diese Medien stünden unter der direkten Kontrolle des Kremls. Zudem sei Mariani ein Befürworter der völkerrechtlich illegalen russischen Besetzung und Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim. Mariani sei also kein objektiver, distanzierter Beobachter. Dem pflichtet Ombudsmann Roger Blum bei. Marianis Russophilie begründe auch die Sympathie für den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad.

«Es handelt sich um Verbrechen gegen die Menschheit, den Verbrechen der Nationalsozialisten, Stalins oder der Roten Khmer vergleichbar», Ombudsmann Roger Blum

SRF für politische statt militärische Lösung

Fredy Gsteiger macht darauf aufmerksam, dass längst nicht alle Eindrücke Marianis in Aleppo im Widerspruch zur Darstellung in SRF-Berichten oder in Berichten der meisten französischen Medien stünden. Den Vorwurf der Lügen weist Gsteiger zurück. SRF habe sich seit Ausbruch des Bürgerkrieges in Syrien vor sechs Jahren immer um Nüchternheit bemüht. Es seien sowohl die Darstellungen der Assad-Regierung als auch diejenigen der Assad-Gegner thematisiert worden. SRF habe auch immer Quellen bevorzugt, die keinem der beiden Lager nahestünden. Dazu zählen etwa die Uno oder humanitäre Organisationen, die vor Ort vertreten seien. Auch die Anschuldigung der Kriegshetze weist Gsteiger dezidiert zurück. SRF habe zu keinem Zeitpunkt für Gewaltanwendung plädiert. Im Gegenteil habe es konsequent betont, dass die Lösung in Syrien nicht militärisch sein könne, sondern politisch sein müsse.

Ombudsmann Roger Blum findet es problematisch, Äusserungen Marianis als ‹Beweis› dafür zu nehmen, Radio und Fernsehen SRF hätten in den letzten Jahren nicht die Wahrheit berichtet. Blum weist darauf hin, dass Wladimir Putin gnadenlose Machtpolitik betreibe und die Regierung Assad Tausende von Menschen auf dem Gewissen habe. Zu Syrien stellt Blum fest: «Es handelt sich um Verbrechen gegen die Menschheit, den Verbrechen der Nationalsozialisten, Stalins oder der Roten Khmer vergleichbar.» Radio und Fernsehen SRF habe sich während des ganzen Kriegs in Syrien bemüht, alle erhältlichen und als seriös einzustufenden Quellen auszuschöpfen und vielfältig und differenziert zu berichten.

Schlussbericht Ombudsstelle 4469

Text: SRG.D/dl

Bild: Russische Soldaten in Aleppo. Screenshot aus «10vor10» vom 28.12.16, SRF

Tags

Alle Schlussberichte der Ombudsstelle jetzt ansehen

Kommentar

Bitte beachten Sie, dass Ihr Kommentar inkl. Name in unserem LINK-Magazin veröffentlicht werden kann

Leider konnte dein Kommentar nicht verarbeitet werden. Bitte versuche es später nochmals.

Ihr Kommentar wurde erfolgreich gespeichert und wird nach der Freigabe durch SRG Deutschschweiz hier veröffentlicht

Weitere Neuigkeiten