«Donnschtig-Jass» vom 13. Juli 2017 aus Simplon-Dorf beanstandet

5135
Mit Ihrer E-Mail vom 20. Juli 2017 beanstandeten Sie die Sendung „Donnschtig-Jass“ von Fernsehen SRF vom 13. Juli 2017 aus Simplon-Dorf. Ihre Eingabe entspricht den formalen Anforderungen an eine Beanstandung. Ich kann folglich darauf eintreten.
A. Sie begründeten Ihre Beanstandung wie folgt:
„In der Sendung Donnstig-Jass 13. Juli 2017, wurde DJ Antoine von Herrn Kilsperger im Einzelgespräch auf der Bühne darauf hingewiesen, dass er in einer Zeitung erklärte, dass seine Freundin für ihn eine coole Sau sei. Auf Nachfrage, ob das heute noch so sei, antwortete DJ Antoine: ja, seine Freundin sei für ihn immer noch eine coole Sau. In der Atmosphäre des Abends wurde von DJ Antoine und seiner Freundin, Frau Zurbriggen, alles ins Lächerliche gezogen. Somit ging die Grobheit und Frechheit dieses Geschehens völlig unter.
Das Fernsehen ist Oeffentlichkeit und hat Verantwortung. Auch wenn DJ Antoine solche Sätze einmal gesagt hat, sollte der Moderator der Sendung dies nicht in der Oeffentlichkeit breit schlagen, trotz Hoffnung auf höhere Zuschauerquoten. Dass Frau Zurbriggen eine coole Sau ist, ist erniedrigend und verletzend für den Menschen Zurbriggen und widerspricht den Grundsätzen der Menschenwürde.
Ich bin bereit solche seichten Sendungen mit meinem jährlichen Beitrag mit zu tragen, ich erwarte jedoch, dass das Fernsehen SRG die Menschenwürde, den Anstand und Respekt einhält und danach handelt. Auch wenn die meisten Zuseher Anderes wünschen.“

B. Die zuständige Redaktion erhielt Ihre Beanstandung zur Stellungnahme. Herr Marco Krämer, Senior Producer im Bereich Show, schrieb:
„Besten Dank für Ihr Schreiben vom 20.7.2017 zur Beanstandung von Frau X bezüglich der ‚Donnschtig-Jass‘-Ausgabe vom 13.7.2017 aus Simplon-Dorf. Frau X beanstandet in ihrer Beschwerde, dass der Moderator der Sendung, Roman Kilchsperger, die frühere Aussage von DJ Antoine, seine Freundin sei eine ‚coole Sau‘ , nicht hätte thematisieren sollen:
„Das Fernsehen ist Oeffentlichkeit und hat Verantwortung. Auch wenn DJ Antoine solche Sätze einmal gesagt hat, sollte der Moderator der Sendung dies nicht in der Oeffentlichkeit breit schlagen, trotz Hoffnung auf höhere Zuschauerquoten. Dass Frau Zurbriggen eine coole Sau ist, ist erniedrigend und verletzend für den Menschen Zurbriggen und widerspricht den Grundsätzen der Menschenwürde.“

Gerne nehmen wir dazu wie folgt Stellung:

DJ Antoines ursprüngliche Aussage, dass seine Freundin Laura Zurbriggen eine ‚coole Sau‘ sei, hat wohl bereits beim Zeitungsinterview einige Leser irritiert. Deshalb haben wir entschieden, DJ Antoine mit seiner Aussage zu konfrontieren und ihm damit die Chance zu geben, seine Aussage zu relativieren. Er hat sie dann ‚mit der Spontanität und Lockerheit in ihrer Beziehung‘ erklärt. Dass eine solche Umgangsform als verletzend empfunden werden kann, können wir verstehen. Wir haben uns dennoch entschieden, dies in der Sendung nicht weiter zu werten. Roman Kilchspergers ironische Bemerkung dazu (‚Das ist doch, was jede Frau hören will‘) zeigte seine kritische Haltung.
Es ist unsere Aufgabe, Sachverhalte so zu thematisieren wie sie sind. Gerade wenn sie zur Charakterisierung unserer prominenten Gäste beitragen. Nur so bleiben die Gespräche interessant, was der Anspruch eines jeden Moderators ist. Gerade Roman Kilchsperger schafft es durch seine oft spontanen und provokanten Fragen immer wieder unbekannte Seiten seiner Gäste zu zeigen. Er scheute sich beispielsweise auch nicht, DJ Antoine im Anschluss ans ‚coole Sau‘-Thema als ‚Plöffsack‘ zu betiteln.
Rückblickend wäre es aber sicher besser gewesen, Laura Zurbriggen die Möglichkeit zu geben, sich zur Aussage ihres Freundes zu äussern. Man wusste als Zuschauer nicht, was sie davon hält. Wir haben im Anschluss an die Sendung jedoch keine negativen Rückmeldungen von Laura Zurbriggen zu diesem Interview erhalten.
Wir hoffen Ihnen mit diesen Ausführungen gedient zu haben und stehen für weitere Rückmeldungen zu Verfügung.“

C. Damit komme ich zu meiner eigenen Bewertung der Sendung. Ich muss sagen, ich finde die Titulierung einer Frau als „coole Sau“ auch daneben. Als Moderator hätte ich dieses Zitat nicht ins Gespräch eingebracht – aus zwei Gründen: Erstens ist es despektierlich, zweitens fehlt der Kontext, in den es im Interview in „20 Minuten“ stand. Außerdem war es nicht einmal richtig zitiert, denn DJ Antoine sagte damals, seine Freundin sei „eine coole Wildsau“. Ich kann Ihnen also beipflichten, dass diese Titulierung nicht in eine Sendung gehört. Ich empfinde es als diskriminierend im Sinne von Artikel 4, Absatz 1 des Radio- und Fernsehgesetzes. Insofern stimme ich Ihrer Beanstandung zu.
Die Diskriminierung wird allerdings durch drei Faktoren abgemildert: Erstens trägt Roman Kilchsberger das Ganze sehr spielerisch vor; er nimmt ihm die Schwere. Zweitens reagiert Laura Zurbriggen lachend; sie empfindet den Begriff offenbar nicht als diskriminierend. Und drittens bettet DJ Antoine die Charakterisierung positiv ein – als seine Art von Liebeserklärung. Und das ist ja nicht einmal so selten: In Ulm beispielsweise sagt man dem Geliebten „mei Scheisserle“. Es ist also alles halb so schlimm. Dennoch hätte ich die Charakterisierung nicht in die Sendung eingespeist.
D. Diese Stellungnahme ist mein Schlussbericht gemäß Art. 93 Abs. 3 des Radio- und Fernsehgesetzes. Über die Möglichkeit einer Beschwerde an die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio- und Fernsehen (UBI) orientiert die beigelegte Rechtsbelehrung. Für Nachfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Tags

Alle Schlussberichte der Ombudsstelle jetzt ansehen

Kommentar

Bitte beachten Sie, dass Ihr Kommentar inkl. Name in unserem LINK-Magazin veröffentlicht werden kann

Leider konnte dein Kommentar nicht verarbeitet werden. Bitte versuche es später nochmals.

Ihr Kommentar wurde erfolgreich gespeichert und wird nach der Freigabe durch SRG Deutschschweiz hier veröffentlicht

Weitere Neuigkeiten