Bericht über das Fussballspiel Basel - Sion von «Sportaktuell» beanstandet

5238
Mit Ihrer E-Mail vom 20. November 2017 haben Sie die SRF Sendung «sportaktuell» vom 18. Novem­ber 2017 mit dem Bericht über das Fussballspiel Basel – Sion[1] beanstandet. Ihre Eingabe erfüllt die formalen Voraussetzungen an eine Beanstandung. Somit kann ich auf sie eintreten.

A. Sie begründeten Ihre Beanstandung wie folgt:

Die Ereignisse während der Pause des Fussballspiels zwischen Basel und Sion wurden nicht sachge­recht dargestellt. Durch den falschen zeitlichen Ablauf der Ereignisse in der Sendung wird dem Zu­schauer ein falsches Bild vermittelt. Zuerst sieht man die wütenden, vermumten Sion-«Fans» und an­schliessend drei einsam umherlaufende Basler-«Fans», obwohl in Realität die drei Basler-«Fans» zuvor im Sionsektor eine «Sion-Zaunfahne» gestohlen haben. Dass dann in der Sendung auch nicht erwähnt / gezeigt wird, dass die Fahne zudem noch von den Baslern verbrannt wird, ist für mich eine zusätzli­che Manipulation des Publikums. Durch eine derart falsche Darstellung von Ereignissen werden Vorur­teile und Hass geschürt. Das SRF sollte sich seiner Rolle in der mehrsprachigen und kulturell vielfälti­gen Schweiz bewusst sein und und nicht derartige populistische Darstellungen ausstrahlen.

B. Ihre Beanstandung wurde der zuständigen Redaktion zur Stellungnahme vorgelegt. Herr Nök Le­dergerber, Stabschef SRF Sport, schrieb:

Im Zentrum unserer Berichterstattung steht der Sport. Wir zeigen die Highlights eines Spiels, gewich­ten, ordnen ein, liefern Interviews. So geschehen am Samstag, 18. November mit der längeren Zu­sammenfassung der Partie FC Basel – FC Sion im Sportaktuell. Weil sich der Anpfiff der zweiten Halb­zeit um 25 Minuten verzögert widmet unser Journalist dieser ungewöhnlichen Pause einige Bilder, zunächst die Einstellungen der vermummten Sion-Fans, weil nämlich genau diese mit ihrem «Sitz­streik» auf den Abschrankungen für diese Verzögerung verantwortlich waren. Dann den Auslöser für diesen Rache-Akt: die Basler Fans, welche eine Sion-Fahne geklaut haben. Beide Aktionen durchaus ungewöhnlich und relevant, zu eigentlicher Gewalt kam es aber glücklicherweise nicht. Durch die nicht chronologische Erzählweise wir der Sachverhalt nicht falsch wiedergegeben, zumal es auf der Text-Ebene korrekt erzählt wird. Auf die Szene mit der Fahne, die verbrennt wird, verzichtet der Journalist nach Rücksprache mit Produzentin und Nachrichtenchef bewusst, weil wir genau wie beim Abbrennen von Pyro diesbezüglich keine Plattform bieten wollen.

C. Damit komme ich zu meiner eigenen Bewertung der Sendung. Sie beanstanden in Ihrer Eingabe zwei Punkte: Einerseits die falsche Vermittlung durch den falschen zeitlichen Ablauf der Ereignisse, andererseits das Nichtzeigen der Fahnenverbrennung.

Zum ersten Punkt: Wie Herr Nök Ledergerber, Stabschef SRF Sport ausführt, wurden zuerst die Bil­der des «Sitzstreiks» gezeigt und erst dann die «Fahnendiebe». Dies ist in der chronologischen Ab­folge des Beitrags durchaus sinnvoll. Der tatsächliche Ablauf war natürlich anders. Er wird auf der Textebene aber korrekt erzählt. Für Zuschauerinnen und Zuschauer, die sich primär auf die Bilder konzentrieren, war hier vielleicht nicht sofort erkennbar, wie der Ablauf im Stadion genau war. Der Kommentator hält aber klar und deutlich fest, was sich im Stadion ereignet hat. Er sagt: «Auslöser des Ganzen: Drei Personen aus dem Basler Block, die eine Sion Zaunfahne klauen, unbe­helligt über den Platz eilen und dann auch noch unbehelligt wieder in ihren Sektor zurücksteigen kön­nen. Auch das kann ich mir nur schwer erklären!» [03:37-03:52][2]

Zudem verurteilt der Kommentator die gesamte Aktion deutlich («Üble Szenen, als die zweite Halbzeit losgehen sollte. Unruhestifter aus dem Sion-Sektor ausserhalb ihres Blocks, zum Teil maskiert mit Strumpfmasken und ohne Absicht, ihre Stellung zu verlassen.»; «Die durchwegs unsympathischen Genossen ziehen erst ab als gröberes Geschütz aufgezogen wird.» [03:07 – 03:20][3]. Die Darstellung war keinesfalls populistisch und wurden nicht falsch dargestellt. Von einer Manipulation des Publikums kann nicht die Rede sein.

Zum zweiten Punkt: In den internen «Verhaltensrichtlinien SRF Sport (Version 13/1)» wird fest­gehalten, dass SRF Sport Ausschreitungen in Wettkampfstätten thematisiert, «wenn diese relevant sind und den Wettkampf stören sowie das Publikum irritieren [...]». Dieser Punkt wurde durch die kur­ze Bericht­erstattung eingehalten. Das Verbrennen der Fahne wurde – aus den von Nök Ledergerber erwähn­ten und leicht nachvollziehbaren Punkten – bewusst nicht gezeigt. Der Journalist hat sich dazu extra noch mit der verantwortlichen Produzentin sowie dem Nachrichtenchef abgesprochen. Er hat die heikle Szene erkannt und sorgfältig gehandelt; dem Abbrennen von Pyro-Fackeln wurde bei SRF somit keine Plattform geboten .

Aus dem Gesagten ergibt sich, dass das Publikum sachgerecht informiert und in keiner Weise manipuliert wurde. Ich kann Ihre Beanstandung daher in keinem Punkt unterstützen.

D. Diese Stellungnahme ist mein Schlussbericht gemäß Art. 93 Abs. 3 des Radio- und Fernsehgeset­zes. Über die Möglichkeit einer Beschwerde an die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio- und Fernsehen (UBI) orientiert die beigelegte Rechtsbelehrung. Für Nachfragen stehe ich gerne zur Verfü­gung.

Manfred Pfiffner
Stellvertretender Ombudsmann

[1] https://www.srf.ch/play/tv/popupvideoplayer?id=2e9d65dd-7d31-4fa7-b9a0-12dc176b9d45&startTime=46.382

[2] https://www.srf.ch/play/tv/popupvideoplayer?id=2e9d65dd-7d31-4fa7-b9a0-12dc176b9d45&startTime=46.382

[3] ebd.

Tags

Alle Schlussberichte der Ombudsstelle jetzt ansehen

Kommentar

Bitte beachten Sie, dass Ihr Kommentar inkl. Name in unserem LINK-Magazin veröffentlicht werden kann

Leider konnte dein Kommentar nicht verarbeitet werden. Bitte versuche es später nochmals.

Ihr Kommentar wurde erfolgreich gespeichert und wird nach der Freigabe durch SRG Deutschschweiz hier veröffentlicht

Weitere Neuigkeiten