Co-Kommentatorinnen und Co-Kommentatoren im Sport Live auf «SRF» beanstandet
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Mit Ihrer E-Mail vom 29. November 2017 haben Sie die Co-Kommentatoren und Co-Kommentatorinnen im Sport Live im Allgemeinen und im Ski Alpin beim Schweizer Fernsehen «SRF» beanstandet. Ihre Eingabe erfüllt die formalen Voraussetzungen an eine Beanstandung. Somit kann ich auf sie eintreten.
A. Sie begründeten Ihre Beanstandung wie folgt:
Es ist mir schon längere Zeit ein Bedürfnis zu Sportübertragungen mit Co-Kommentator/-innen Stellung zu nehmen.
Ohne die Leistungen ehemaliger Spitzensportler/-innen in Frage stellen zu wollen – diese Berichterstattung geht mir (und vermutliche vielen anderen TV-Konsument/-innen) eindeutig zu weit.
Uns werden alle Zwischenzeiten / Zwischenresultate etc. jederzeit am Bildschirm zur Verfügung gestellt – warum braucht es zur Präsentation dieser Live-Übertragungen noch zusätzliche ‘Pausenfüller’, die jedem Konsumenten ‘schöpferische’ Pausen verunmöglichen? Noch dazu, wo sich dann die meisten Kommentare auf angezeigte Tatsachen konzentrieren. Bestes negatives Beispiel dafür war wohl die letzte Ski-Abfahrtsübertragung der Herren!
Wollen Sie die Zuseher/-innen zu unmündigen Konsumenten erziehen?
Fernsehen wird wohl bald interessanter, wenn man den Ton abstellt.
Anscheinend geht es dem SRF finanziell bereits zu gut, denn diese ‘Pausenfüller’ werden wohl auch noch gut entschädigt - oder sind das Nachträge für entgangene Honorare als Spitzensportler/-in?
Nur weil andere Fernsehstationen dies so praktizieren, muss es ja wohl der «SRF» nicht auch so handhaben.
Selbst wenn diese Zeilen im sogenannten ‘runden Ordner’ landen sollten – ich habe mein Anliegen wenigstens vorgebracht, bezweifle aber, ob sich dies für mich jemals finanziell auswirken wird.
B. Ihre Beanstandung wurde der zuständigen Redaktion zur Stellungnahme vorgelegt. Herr Nök Ledergerber, Stabschef «SRF Sport» schrieb:
Zur Beanstandung betreffend Co-Kommentatoren im Sport Live im Allgemeinen und im Ski Alpin, weil dies der Auslöser für die Beanstandung war, nehme ich wie folgt Stellung:
Es ist richtig, dass zu einem grossen Teil ehemalige Spitzensportler als Experten und Co-Kommentatoren unser breites und grossflächiges Live-Sport-Angebot bereichern und anreichern. Mit ihrer ganz speziellen Optik, weil sie einst selbst auf dem Platz gestanden, um die Tore gekurvt sind. Sie schildern den Druck, die Atmosphäre aus Sicht des Sportlers, haben Insider-Wissen, kennen Technik und Taktik aus dem Effeff und bringen dies ein. Es gibt Ausnahmen wie Michi Bont im Ski Alpin Frauen. Er war ein ausgewiesener Trainer und bringt auf diese Weise wertvolles Wissen auf den Sender.
Nicht in allen Sportarten und Events greifen wir auf Co-Kommentatoren zurück, einerseits aus Ressourcen-Gründen, andererseits wegen des Rhythmus der Sportart und Produktion. In der Leichtathletik setzen wir auf zwei Kommentatoren, im Fussball und Eishockey verzichten wir in der Regel auf Co-Kommentatoren. Im Radsport hingegen bieten sie während mehrstündigen Übertragungen einen deutlichen Mehrwert, weil beispielsweise auch Zuschauer-Fragen beantwortet werden.
Wenn wir Co-Kommentatoren einsetzen, dann überlegt und gezielt. In den wichtigsten Rennen im Ski Alpin, weil es gerade hier grosse Unterschiede bezüglich Technik, Fahrstil und Linienwahl gibt. Wir wollen in dieser Hauptsportart mehr bieten. Dass es aber nicht immer klappt zeigt das Beispiel von Marc Girardelli, der nach einigen Rennen zum Schluss kam, dass er die Arbeit unterschätzt hat und diesen Mehrwert dem Publikum nicht bieten kann.
Ich möchte ferner festhalten, dass wir uns durchaus kritisch mit der Tatsache der Dichte des Kommentars auseinandersetzen. Wir möchten schöpferische Pausen, ob mit oder ohne Co-Kommentator. Mit Feedbacks und Weiterbildung versuchen wir uns stets zu verbessern und das Publikum bestmöglichst zu informieren und unterhalten.
C. Damit komme ich zu meiner eigenen Bewertung bezüglich des Einsatzes mit Co-Kommentatorinnen und Co-Kommentatoren. In der Sportberichterstattung stehen zwei Bereiche im Zentrum: Einmal der Sportanlass mit den Athletinnen und Athleten an sich und dann natürlich die Emotionen. Letztere werden neben den packenden Bildern und dem Originalton aus der Wettkampfarena zu einem grossen Teil auch über die Kommentatoren und Co-Kommentatoren ins Wohnzimmer transportiert. Sportereignisse ohne Töne und ohne Kommentare wirken bei jeder Sportart innert Kürze fade.
Die Aufgaben der Co-Kommentatoren und den dosierten Einsatz derselbigen hat der Stabschef SRF Sport, Herr Nök Ledergerberer, in seiner Stellungnahme zu Ihrer Beanstandung ausführlich dargelegt. Es wird dabei auch klar, dass das Schweizer Fernsehen SRF mit den Ressourcen haushälterisch umgeht und die Co-Kommentatoren wohlüberlegt einsetzt. Da die Geschmäcker bekanntlich verschieden sind, liegt es in der Natur der Sache, dass einem der eine oder andere Co-Kommentator besser oder weniger gut gefällt.
Im Fall von Marc Girardelli haben die Verantwortlichen von SRF – für mich überraschend – schnell gehandelt. Der Co-Kommentator kam nach wenigen Fernseheinsätzen zum Schluss kam, dass er die anspruchsvolle Funktion offenbar unterschätzt hat und das Publikum mit seinen Analysen und Zusatzinformationen nicht überzeugen konnte. Wie Sie sehen, haben die Verantwortlichen von SRF ihre Verantwortung dem Publikum gegenüber wahrgenommen und sich von Marc Girardelli getrennt.
Was die von Ihnen angesprochenen «schöpferischen Pausen» anbelangt, bin ich der gleichen Meinung. Das Publikum darf nicht ununterbrochen «zugetextet» werden. Es muss nicht jeder einzelne Spielzug, jedes Zuspiel, jede Zahl berichtet und kommentiert werden. Hier hat SRF Sport meiner Meinung nach bereits seit vielen Jahren deutliche Fortschritte gemacht. Schon längst wird nicht mehr alles kommentiert, was man selber als Zuschauerin oder Zuschauer sehen kann. Die stetige Weiterbildung und die kontinuierlichen Sendungsbesprechungen zeigen Wirkung.
Aus dem Gesagten ergibt sich, dass ich Ihre Beanstandung nicht unterstützen kann.
P. S.
Die Ombudsstelle der SRG.D nimmt jede einzelne Beanstandung ernst. Die Verantwortlichen von SRF werden stets zu einer Stellungnahme aufgefordert und der Beanstander erhält von der Ombudsstelle einen entsprechenden Schlussbericht. Es landet also nichts im «runden Ordner».
D. Diese Stellungnahme ist mein Schlussbericht gemäß Art. 93 Abs. 3 des Radio- und Fernsehgesetzes. Über die Möglichkeit einer Beschwerde an die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio- und Fernsehen (UBI) orientiert die beigelegte Rechtsbelehrung. Für Nachfragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Manfred Pfiffner
Stellvertretender Ombudsmann
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