Moderation von Jonas Projer in «Arena» am Beispiel «Impf oder stirb?» beanstandet
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Nach einem E-Mail Wechsel zwischen Ihnen, der Redaktion der «Arena» und der Unabhängigen Beschwerdeinstanz (datiert vom 15.12.2017) sowie dem Schreiben des Ombudsmanns SRG.D, Herrn Roger Blum, (datiert vom 17.12.2017) an Sie, beanstanden Sie mit Ihrer E-Mail vom 17. Dezember 2017 die Moderationsleistung von Jonas Projer in der «Arena» bei Schweizer Fernsehen SRF. Ihre Eingabe erfüllt die formalen Voraussetzungen an eine Beanstandung. Somit kann ich auf sie eintreten.
A. Sie begründeten Ihre Beanstandung wie folgt:
Ich beanstande nicht die spezifische Sendung Arena über das Impfen, sondern die Moderation von Herrn Projer im allgemeinen. Die Sendung mit Herrn Ganser war da nur die Spitze des Eisberges. Von einer Untauglichkeit wie Sie schreiben, habe ich nicht gesprochen. Herr Projer ist extrem manipulativ und darin äusserst tauglich und effektiv.
Wie gesagt habe ich nur eine einzige Stichprobe gemacht und bereits nach weniger als drei Minuten zwei Beanstandungen! Was braucht es da noch mehr? Herr Projer dreht nachweislich einem Gast das Wort im Mund um. Ich bin nicht bereit mehrere Arenasendungen zu analysieren. Das wäre auch nicht gut für meine Gesundheit. Herrn Projers manipulativer Journalismus muss doch den Verantwortlichen von SRF selbst auffallen. Die Vermutung liegt demnach nahe, dass dies vom SRF gewünscht ist.
Das ich mir die unsägliche Arenasendung mit Ganser nachträglich angesehen habe liegt daran, dass ich den Gerüchten nachgegangen bin nachdem Herr Ganser ein Verschwörungstheoretiker sein soll. Wichtig war das für mich, um die Seriosität der Bücher von Ganser abzuschätzen. Ich habe sehr viele Menschen gesprochen, die allen aufgrund der Arenasendung Herrn Ganser als nicht ernst zu nehmend einstufen. Der Schaden dieser Sendung für Herrn Ganser und vielleicht auch für unsere Gesellschaft ist enorm.
Ich möchte mit dieser Beschwerde dem SRF ins Gedächtnis rufen, wie einflussreich Sendungen sein können. Aus den genannten Gründen ist es mir nicht verständlich wie eine solche Moderation über Jahre hinweg gut geheissen wird. Der SRF wird meiner Ansicht nach seiner Verantwortung nicht gerecht.
B. Ihre Beanstandung wurde der zuständigen Redaktion zur Stellungnahme vorgelegt. Herr Jonas Projer, Redaktionsleiter «Arena» schrieb:
Vielen Dank für die Zustellung der Beanstandung von X. Gerne nehmen wir dazu wie folgt Stellung.
Wie das angehängte Transkript[1] zeigt, lief die kurze Sequenz tatsächlich schief. Während der erste vom Beanstander kritisierte Einwurf der Moderation aus unserer Sicht durchaus passend war, reden die Moderation und Rose Jenny danach eindeutig aneinander vorbei – eine kurze Szene von geradezu humoristischem Potential.
Zwar fasste die Moderation genaugenommen nicht Rose Jennys Position inkorrekt zusammen, wie der Beanstander schreibt, sondern formulierte vielmehr auf Rose Jennys Aussagen aufbauende eigene impfkritische Behauptungen an die Adresse des Impfbefürworters Christoph Berger. Dennoch sind wir mit dem Beanstander völlig einverstanden, dass die Moderation hier versuchte, die impfkritische Position zusammenzufassen (und diese Position wurde an diesem Punkt der Sendung ja noch ausschliesslich durch Rose Jenny vertreten). Und wir sind ebenfalls einverstanden, dass dieses Manöver gründlich misslang, da Rose Jenny sich zweimal dezidiert von der Formulierung der Moderation abgrenzte. Wir sind jedoch der Ansicht, dass die Szene journalistisch unproblematisch ist, da die Moderation beide Male sofort reagierte und Rose Jenny erneut das Wort erteilte.
Da der Beanstander die Sendung nicht weiterverfolgte, verpasste er übrigens, dass Rose Jenny sich zum Star des Abends entwickelte: Die Moderation erteilte ihr immer wieder das Wort, Frau Jenny erhielt mehr Raum als alle anderen Publikumsteilnehmer – und nutzte diesen für zahlreiche feurige Voten.
Nicht relevant für die Beanstandung, aber womöglich von Interesse für den Beanstander ist der Auslöser des kleinen Missverständnisses. Rose Jenny vertrat ihre impfkritische Position im Vorfeld der Sendung nämlich viel dezidierter als in jener ersten Szene – etwa so dezidiert, wie sich sich später in der Sendung wieder äusserte. Wieso dann diese Zurückhaltung zu Beginn?
Rose Jenny verrät es selbst: Direkt vor Sendungsbeginn kam sie mit der Frau neben ihr, Publikumsgast Lydia Flachsmann, ins Gespräch. Diese erholte sich gerade von einer heftigen Grippe und war von dieser noch sichtlich gezeichnet. Das Gespräch mit Frau Flachsmann prägte Rose Jennys erste Aussagen und führte dazu, dass sie den Ball mit sogar viel Empathie direkt an Lydia Flachsmann weiterspielte. Später in der Sendung, als der Eindruck dieses Gesprächs verblasste, vertrat Rose Jenny ihre eigene Position wieder mit voller Überzeugung.
Mit anderen Worten, und mit einem Augenzwinkern: Der eigentliche Fehler der «Arena» war es, die beiden Damen im Publikum nebeneinander zu setzen.
Dies nur zur Erheiterung des Beanstanders, des Ombudsmannes und allfälliger weiterer Leser – für die Beanstandung selbst spielt es natürlich keine Rolle.
C. Damit komme ich zu meiner eigenen Bewertung der Sequenz. Der Ombudsmann SRG.D, Roger Blum, hat Sie mit seiner E-Mail vom 17. Dezember 2017 aufgefordert, Ihre Kritik «etwas gründlicher zu substanziieren». Er schrieb zudem: «Es genügt nicht, zwei Minuten einer Sendung zu gucken und dann zu behaupten, der Moderator sei untauglich. Ich warte also auf Ihre Ergänzungen». Sie bestehen weiter auf Ihrer einzigen, knapp zweiminütigen «Stichprobe», die sich auf die «Arena» vom 1. Dezember 2017 zum Thema «Impf oder stirb?»[2] bezieht. Auf diese Sequenz hat Jonas Projer unter dem Abschnitt B. als direkt Angesprochener geantwortet. Ich beziehe mich ebenfalls ausschliesslich auf diesen kurzen Ausschnitt[3].
Die beanstandete Sequenz lief – wie dies Jonas Projer selber schreibt – tatsächlich nicht optimal. Der Moderator wollte mit seiner Aussage beziehungsweise seiner zusammenfassenden Überleitung dem Präsidenten der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, Christoph Berger, den Ball zuspielen. Er spitzte zu diesem Zweck die Aussagen von Rose Jenni zu einer impfkritischen Bemerkung zu (Jonas Projer: «Und da nützt’s au nüt, wämmer sich würd impfe, Herr Berger. Also eigentlich grad gsund isch d’Frau Jenny, will Si sich nöd impft gäge d’Gripp!».) Diese Zuspitzung sollte Christoph Berger zu einem Statement animieren. Stattdessen meldete sich Frau Jenni nochmals, und zwar ohne Mikrofon. Sie sagte, dass sie das nicht behaupte. Praktisch gleichzeitig forderte Herr Projer den Impfbefürworter auf, sich zu äussern. Verwundert fragt der Moderator Frau Jenni dann aber nochmals – diesmal wieder mit dem Mikrofon: «Das behauptet Si nöd?». Die angesprochene Impfkritikerin findet: «Nid generell. Das mag sii, dass für Mönsche, wo dra glaubed, und das wettet, däne bringt das sicher öppis!». Und nochmals fragt Jonas Proier nach: «Und Si glaubed nöd dra?».
Frau Jenni widersprach somit zweimal der Zuspitzung des Moderators. Sie setzte sich unmissverständlich gegen Jonas Projers Zuspitzung durch. Der Moderator reagierte bei beiden Interventionen sofort und liess Frau Jenni jedes Mal zu Wort kommen. Insofern hat der Moderator die entstandene und zugegebenermassen ziemlich konfuse Situation wieder bereinigt . Er verdreht hier also weder Fakten noch manipuliert er das Publikum. In einer Livesituation, die auch für hochprofessionelle Moderatorinnen und Moderatoren äusserst anspruchsvoll ist, kann eine solche Szene durchaus einmal vorkommen. Jonas Projer (notabene im Dezember 2017 vom Branchenmagazin «Schweizer Journalist»[4] zum Journalisten des Jahres gewählt) daraus einen Strick drehen zu wollen, ihm vorzuwerfen, er sei – wie Sie (gemäss eigenen Worten nach nur einer einzigen Stichprobe) monieren – «extrem manipulativ und darin äusserst tauglich und effektiv» und er betreibe überdies «manipulativen Journalismus», finde ich ziemlich keck und vermessen. Der Moderator hat in der oben analysierten Situation sofort bemerkt, dass der kurze Dialog schiefgelaufen ist. Er hat die Situation so gut wie möglich gerettet und Frau Jenni in der Folge während der restlichen Sendung häufig zu Wort kommen lassen.
Aus dem Gesagten komme ich zum Schluss, dass ich Ihre Beanstandung nicht unterstützen kann.
D. Diese Stellungnahme ist mein Schlussbericht gemäß Art. 93 Abs. 3 des Radio- und Fernsehgesetzes. Über die Möglichkeit einer Beschwerde an die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio- und Fernsehen (UBI) orientiert die beigelegte Rechtsbelehrung. Für Nachfragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Manfred Pfiffner
Stellvertretender Ombudsmann
Arena vom 1. Dezember 2017 - Thema: «Impf oder stirb?»[5]
Transkript:
Moderator: Söll me sich impfe lah gäge d’Gripp oder nöd? Da sind vill Lüt unsicher, das fröged sich vill Lüt, au bi eus im Publikum. Guete Abig, Rose Jenny.
Jenny: Guete Abig, Herr Projer.
Moderator: Sind si g’impft gäge d’Gripp?
Jenny: Ich bin noch nie geimpft gsi gäge d’Gripp. Ich han au no niä e Gripp gha.
Moderator: Will Si nöd g’impft sind vilicht?
Jenny: Will ich nöd g’impft bin, vilicht, und will ich gsund läbe. Also ich finde: Mer chan tatsächlich Verantwortig übernäh für d’Gsundheit. Es git es Gsetz von Ursache und Wirkung. Und es git eigentlich kei Chrankheit, wo nöd irgendwo e Ursach hät.
Moderator: Und da nützt’s au nüt, wämmer sich würd impfe, Herr Berger. Also eigentlich grad gsund isch d’Frau Jenny, will Si sich nöd impft gäge d’Gripp!
Jenny: Ich behaupte das nid. Mer chan nid immer öppis defür, wämmer chrank isch. Scho gar nid, wämmer nid Bscheid weiss über Prävention, und so wiiter. Ich wett nöd so generell urteile. Aber ich bin froh, dass ich d’Freiheit han z’entscheide, öb ich oder mini Chind g’impft werded oder nöd.
Moderator (dreht sich weg): Und diä Grippe-Impfig bringt nüt, Christoph Berger?
Jenny (ohne Mikrofon): Das behaupt ich nid!
Moderator: (gleichzeitig, zu Berger) Was säged Si dezue?
Moderator: (dreht sich sofort wieder zu Jenny und gibt ihr das Mikrofon) Das behauptet Si nöd?
Jenny: Nid generell. Das mag sii, dass für Mönsche, wo dra glaubed, und das wettet, däne bringt das sicher öppis!
Moderator: Und Si glaubed nöd dra?
Jenny: Für mich persönlich nöd! Aber ich han grad näbed mir e Frou, won ich scho echli e anderi Gschicht ghört ha. Und ich wett jetzt nöd, dass mer ihre würd verbiete, dass si sich döf la impfe.
Moderator: Dänn wömmer si doch grad ghöre! Guete Abig, was isch dänn Ihri Gschicht?
[1] siehe Transkript Seite 5
[2] https://www.srf.ch/sendungen/arena/impf-oder-stirb
[3] Auf die «Arena» vom 24.02.2017 mit Herrn Dr. Daniele Ganser zum Thema «Trumps Krieg gegen die Medien» (https://www.srf.ch/sendungen/arena/trumps-krieg-2) gehe ich nicht mehr ein. Roger Blum hat Sie in seiner E-Mail vom 17.12.2017 über den aktuellen Stand in Kenntnis gesetzt. Den Schlussbericht der Ombudsstelle finden Sie unter: https://www.srgd.ch/de/aktuelles/news/2017/04/11/ombudsstelle-veroffentlicht-schlussbericht-zur-arena-sendung-trumps-krieg-gegen-die-medien/
[4] http://www.schweizer-journalist.ch/
[5] https://www.srf.ch/sendungen/arena/impf-oder-stirb [Zeit: 01:31 – 02:57]
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