«Arena» zu «No Billag – Jetzt redet das Volk!» beanstandet

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Mit Ihrer E-Mail vom 6. Januar 2018 beanstandeten Sie die Sendung «Arena» (Fernsehen SRF) vom 5. Januar 2018 zum Thema «No Billag – Jetzt redet das Volk!».[1] Ihre Eingabe entspricht den formalen Anforderungen an eine Beanstandung. Ich kann folglich darauf eintreten.

A. Sie begründeten Ihre Beanstandung wie folgt:

< Ich habe die ganze Sendung ‘Arena’ vom 5. Jan. 2018 bei mir zuhause angeschaut. Dabei ist mir leider etwas sehr aufgefallen. Am Anfang der Sendung Arena, hat der Moderator Herr Projer erwähnt, das Publikum wäre ausgewogen ausgewählt worden. Beide Seiten hätten gleich viele Personen im Publikum. Meine Damen und Herren! Jede Person die nur im kleinsten Sinne, die Sendung einigermassen objektiv verfolgt hat, konnte klar erkennen, dass dies offensichtlich ein falsches Versprechen von Herrn Projer war. Bei Pro SRF Voten applaudierten klar ersichtlich ca. 80% des Publikums, teilweise sehr übertrieben mit lautem Johlen und Füssestampfen. Bei Pro NoBillag Vorträgen sah man vereinzelt einige Personen applaudieren. Ich schätze max. ca. 10% des Publikums. Also ich habe meistens nicht mehr als ca. 10 Personen gezählt, die bei Pro NoBillag applaudiert haben. Da bei dieser Arena Sendung das Publikum im Zentrum stand, finde ich diese Vorgehensweise vom SRF, mit dieser extrem einseitigen Publikumsauswahl für eine neutrale Politiksendung, sehr irreführend, manipulativ und sehr tendentiös. Ich bitte sie, diese Beschwerde neutral und objektiv zu bearbeiten. Wenn schon behauptet wird, das Publikum wäre ausgewogen, sollte man mind. in der Sendung erwähnen, wie die Zusammensetzung zustande kam. Sorry aber das war alles andere als ein ausgewogenes Publikum.>

B. Die zuständige Redaktion erhielt Ihre Beanstandung zur Stellungnahme. Herr Jonas Projer, Redaktionsleiter der «Arena», schrieb:

<Mit Mail vom 6. Januar 2018 beanstandet Herr X die Arena-Sendung vom 5. Januar zur No-Billag-Initiative. Er kritisiert die Zusammensetzung des Publikums, das bei Voten gegen die Initiative stärker klatschte als bei Voten der Initiativ-Befürworter.

Die Redaktion nimmt im Folgenden Stellung.

Besetzung der Arena

In Arena-Sendungen diskutieren in der Regel vier Politikerinnen und Politiker das Thema der Woche. Der Einbezug weiterer Gäste als aktive Diskussionsteilnehmer ist möglich.

In der beanstandeten Arena-Sendung kamen für einmal nicht vier Politikerinnen und Politiker in der ersten Reihe zu Wort. Ausgewählt wurden mit Andreas Kleeb und Nationalrat Martin Candinas nur zwei prominente Exponenten des Abstimmungskampfes. Dazu kamen mit Silvan Amberg und Laura Zimmermann je eine Vertretung der beiden Abstimmungskomitees.

Im Publikum waren je fünf Befürworter und Gegner der Initiative, die sich vorgängig der Sendung, nämlich in der letzten Woche des Jahres, also eine Woche vor der Sendung als aktive Diskussion-Teilnehmer melden konnten. Von diesen Personen wusste die ‚Arena‘-Redaktion, welche Ansichten diese vertraten. Sie musste dies ja im Interesse der Ausgewogenheit vorher in Erfahrung bringen. Zwei Vertreter aus dem Publikum – Koni Rüegg (Pro) und Matthias Müller (Contra) kamen gleich zu Beginn der Sendung, noch vor den Hauptprotagonisten zu Wort. All diese aktiven Publikumsteilnehmer wurden unter Einbezug von Silvan Amberg und Laura Zimmermann ausgewählt, welche die Redaktion zu diesem Zweck bereits am Tag vor der Sendung besuchten.

Die Moderation macht gleich zu Beginn klar, <dass das Publikum, das redet, ausgewogen zusammengesetzt> sei.

Publikum

Vom Publikum, das redet (respektive reden darf), ist das Publikum zu unterscheiden, das die Sendung vor Ort verfolgt. Dieser Teil des Publikums der ‚Arena‘ meldet sich in aller Regel Wochen bis Monate im Voraus an, in absoluter Unkenntnis von Thema und Gästen der jeweiligen Sendung. Es ist also ein in diesem Sinne ‚zufällig‘ ausgewähltes Publikum. Die Einladungen ans Publikum für die Sendung vom 5. Januar wurden weit vor den Weihnachtsferien verschickt. Das Thema ‚No Billag – jetzt redet das Volk‘ wurde zwischen Weihnachten und Neujahr festgelegt, als sich die Diskussion in der Bevölkerung deutlich an Schärfe gewann und sich für erste Sendung in der Neujahrswoche kein anderes Thema aufdrängte.

Neben vielen Einzelpersonen waren nur zwei Gruppen im Publikum – nämlich die Jungbürger Wangen an der Aare (15 Personen) und der Verein Maximumm, ein Integrationsprojekt für Erwerbslose, das sich insbesondere an junge Menschen richtet (10 Personen). Normalerweise sind in der «Arena» mehr Gruppen vertreten. Da an vielen Orten noch Schulferien waren, kamen diesmal mehr Einzelpersonen zum Zuge.

Auf Wunsch kann die Ombudsstelle in die Publikumsliste Einsicht nehmen – die Redaktion ‚Arena‘ legt diese Publikumsliste aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes aber nicht dieser Antwort bei.

Für die ‚Arena‘ kann man sich für einen Platz im Publikum anmelden.[2] Neben den Angaben zur Person und zu Kontaktmöglichkeiten (Adresse, e-mail, Telefon) sind keine weiteren persönlichen Daten erforderlich. Die Redaktion ‚Arena‘ kennt also die politischen Ansichten der Personen im Publikum nicht.

Die Redaktion ‚Arena‘ ist klar der Ansicht, dass das Zufallsprinzip für das Publikum das einzig richtige Prinzip ist. Alles andere wäre ‚Gesinnungsschnüffelei‘ und es würde der Willkür Tür und Tor öffnen. Die Redaktion «Arena» lehnt daher den Vorwurf der «einseitigen Publikumsauswahl» entschieden ab.

Fazit

Die ‚Arena‘ hat kein falsches Versprechen abgegeben; das Publikum mit Rederecht war ausgewogen zusammengesetzt. Das Publikum ohne Rederecht kann sich anmelden und wird gemäss dem Zufallsprinzip und lange vor Bekanntwerden des Themas zu einer bestimmten Sendung eingeladen. Die Redaktion ‚Arena‘ hat zu Recht keine Informationen über die politische Haltung dieser Personen.

Die Redaktion ‚Arena‘ bittet Sie, die Beanstandung in diesem Sinne zu beantworten.>

C. Damit komme ich zu meiner eigenen Bewertung der Sendung. Ich verstehe Ihren Ärger gut. Sie hatten aufgrund der Ankündigung erwartet, dass das Gesamtpublikum im Studio handverlesen aus gleich vielen Befürwortern wie Gegnern der «No Billag»-Initiative zusammengesetzt sei, und Sie waren dann überrascht, ja empört, dass bei Voten der Gegner immer wieder viel mehr Leute Beifall spendeten als bei Voten der Befürworter. Vielleicht war die Ankündigung nicht dezidiert genug, und deshalb haben Sie die Differenzierung überhört. Moderator Jonas Projer sagte ja am Anfang der Sendung, dass das redende Publikum ausgewogen zusammengesetzt sei («S Publikum, wo redt, isch usgwoge zämmegsetzt»). Damit war eigentlich klar, dass die Redaktion über die Einstellung des schweigenden Publikums nichts wusste. Die Auswahl dieses Publikums verlief korrekt nach den üblichen Gepflogenheiten, nämlich aufgrund der Gruppen- und Einzel-Anmeldungen Wochen vor der Sendung. Wie Herr Projer darlegte, wussten zum Zeitpunkt der Anmeldung weder die Studiogäste für den 5. Januar 2018 noch die Redaktion, dass dannzumal die «No Billag»-Initiative zur Debatte stehen würde. Ich musste gar nicht Einblick in die Publikumsliste nehmen; die Namen hätten mir eh nichts gesagt und keine Anhaltspunkte gegeben, wie all diese Personen zur «No Billag»-Initiative stehen. Es ist auch möglich, dass viele dieser Studiogäste am Anfang der Sendung noch gar keine feste Meinung zur «No Billag»-Initiative hatten und dann jenen Rednern Beifall spendeten, die sie mehr überzeugten. Jedenfalls hat der Moderator korrekt informiert, aber vielleicht hätte er noch einen Satz anfügen sollen, dass man über die Haltung des übrigen Publikums nichts weiß. Dennoch waren die Anforderungen an die Ausgewogenheit gemäß Vielfaltsgebot (gleich viele Befürworter und Gegner an den Stehpulten, gleich viele Befürworter und Gegner bei jenen aus dem Publikum, die zu Wort kamen, gleich lange Redezeit für beide Seiten) erfüllt. Ich kann daher Ihre Beanstandung nicht unterstützen.

D. Diese Stellungnahme ist mein Schlussbericht gemäß Art. 93 Abs. 3 des Radio- und Fernsehgesetzes. Über die Möglichkeit einer Beschwerde an die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio- und Fernsehen (UBI) orientiert die beigelegte Rechtsbelehrung. Für Nachfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

[1] https://www.srf.ch/sendungen/arena/no-billag-jetzt-redet-das-volk

[2] https://www.srf.ch/sendungen/arena/studioplaetze-3

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