Lehrstunden der besonderen Art
Für seine Märzsitzung tauchte der Publikumsrat SRG.D in die 3sat-Produktion «Unsere wilde Schweiz» ein und vertiefte sich in die Lernvideos «Clip und klar!», die auf der SRF-Website unter «SRF mySchool», im SRF-Player und auf Youtube abrufbar sind.
3sat ist ein werbefreies deutschsprachiges Fernsehprogramm mit kulturellem Schwerpunkt, dessen Inhalte von ZDF, ORF, SRG und ARD verantwortet werden. Die von Fernsehen SRF für 3sat in Auftrag gegebene Reihe «Unsere wilde Schweiz» nimmt die Zuschauerinnen und Zuschauer auf eine vierteilige Expedition mit, in der sie sich laut Sendeporträt auf «die Bühne der Natur begeben, den Ursprung althergebrachter Mythen und Sagen erkunden und Geschichten von Menschen kennenlernen, die mitten in dieser Tier- und Pflanzenwelt leben und arbeiten».
Der Publikumsrat liess sich in den vier Filmen ins Oberengadin, ins Vanil Noir, auf den Aletschgletscher und ins Verzascatal entführen und zeigt sich von den atemberaubenden Bildern und den einzigartigen Makro- und Detailaufnahmen von Flora und Fauna beeindruckt. Das Gremium lobt die lehrreichen Informationen und die spannenden Begegnungen mit einzelnen Protagonisten, es hätte sich aber mehrfach etwas mehr Tiefgang und eine weniger romantisierende Herangehensweise gewünscht. Vermochten Bild und Ton einen Teil der Ratsmitglieder in eine meditative Stimmung zu versetzen, so bekundete der andere Teil mit der bedächtigen Dramaturgie und der Musikauswahl grosse Mühe.
Einhellig kritisiert wurden vom Publikumsrat aber die Off-Kommentare, in denen mehrere Schweizer Flur- und Ortsnamen falsch betont oder falsch ausgesprochen wurden. Er würde sich deshalb wünschen, dass in der Vertonung ein nächstes Mal sorgfältiger auf sprachliche «Swissness» geachtet würde. Optimierungsbedarf sieht der Rat auch in der generellen Bewerbung von 3sat-Beiträgen in den verschiedenen Gefässen der beteiligten Sender.
Frisch-freche Webserie
Mit «Clip und klar!» startete Fernsehen SRF im letzten Herbst eine Webserie, die vor allem Fünft- und Sechstklässlern über kurze Clips verschiedenste Themen auf attraktive Weise näherbringen will. Jede Woche wird unter dem Slogan «Schulstoff leicht gemacht» ein neuer Beitrag veröffentlicht, der auf der SRF-Website unter «SRF mySchool», im SRF-Player und auf Youtube abrufbar ist. Die Inhalte der drei- bis fünfminütigen Videos basieren auf dem Lehrplan 21 und präsentieren den Schulstoff über einen unterhaltsamen Mix aus Moderation, Grafiken und Animationen.
Die Webserie, die von SRF als «Erklärvideokanal mit hohem Swissness-Faktor» umschrieben wird, erhält vom Publikumsrat für seine sorgfältige Umsetzung, den hohen Informationsgehalt und die frisch-freche Präsentationsform gute Noten. Er ist überzeugt, dass die Clips mit ihren eingängigen Visualisierungen nicht nur den Sehgewohnheiten der anvisierten Zielgruppe entsprechen, sondern auch den Lehrpersonen im Unterricht gute Dienste leisten können. Ebenfalls punkten können beim Rat die beiden Moderierenden, die von der Mehrheit als sympathisch und authentisch wahrgenommen werden.
Nicht einig ist sich der Publikumsrat hingegen bei der Frage, ob die Erklärvideos weiterhin in Mundart moderiert werden sollen oder ob künftig die Standardsprache zum Zuge kommen solle. Sind die einen überzeugt, dass Mundart die Attraktivität der Clips für Fünft- und Sechstklässler zusätzlich steigert, so betrachten es andere – mit Rücksicht auf den Lehrplan 21 und Schülerinnen und Schüler, die Mundart nur schlecht oder gar nicht verstehen –, nachgerade als Pflicht, die Standardsprache zu verwenden.
Angesichts der positiven Gesamtbeurteilung bedauert es der Publikumsrat sehr, dass die Reichweite von «Clip und klar!» bislang bescheiden ausfällt. Er regt deshalb an, die Marketingmassnahmen zu überdenken und zu verstärken. Die Auffindbarkeit der Videos könnte zudem verbessert werden, wenn die Beiträge mit steigender Anzahl gebündelt und mit einer thematischen Suchfunktion versehen würden.
Über den Publikumsrat
Die Publikumsräte und Programmkommissionen des Vereins SRG sind Schnittstellen zwischen den Programmschaffenden und dem Publikum. Alle vier Regionalgesellschaften und swissinfo.ch haben je einen eigenen Publikumsrat. Als Vertreter verschiedener Bevölkerungskreise beurteilen deren Mitglieder die publizistischen Leistungen der SRG.
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