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In der Mai-Sitzung beschäftigte sich der Publikumsrat SRG.D mit Bewährtem und Innovativem. Auf dem Prüfstand standen das Konsumenten-Magazin «Kassensturz» sowie die vierteilige Fernsehserie «Stutz um Stutz».
Seit der «Kassensturz» am 4. Januar 1974 erstmals ausgestrahlt wurde, hat sich das «Magazin für Konsum, Geld und Arbeit» über all die Jahre hinweg mit kompetent aufbereiteten Fakten, brisanten Enthüllungen und umfassenden Produktetests eine grosse Fangemeinde geschaffen. Anfang 2012 wurden der «Kassensturz» und «Espresso», das Konsumenten-Magazin von Radio SRF 1, zur ersten trimedialen Konsumenten-Redaktion zusammengelegt. Diese produziert seither Inhalte für Fernsehen und täglich auch für das Radio und Internet.
Der Publikumsrat stellt einhellig fest, dass der «Kassensturz» nach wie vor einen wichtigen Stellenwert im Programm von Fernsehen SRF einnimmt. Dies dank seiner Glaubwürdigkeit, dem hohen Informationsgehalt, dem professionellen anwaltschaftlichen Journalismus, den aufschlussreichen Beiträgen und Tests. Das Gremium schätzt insbesondere jene Sendungen, in denen ein Sachverhalt nicht bloss angeprangert, sondern konstruktiv-kritisch unter die Lupe genommen und die Wertung dem Publikum überlassen wird. Lob gibt es vom Rat auch für Ueli Schmezer und Kathrin Winzenried, die beide als freundlich, sachlich, meist hartnäckig und trotzdem fair wahrgenommen werden. Ebenfalls positiv aufgefallen ist der hohe Nutzwert der gemeinsamen Online-Plattform von «Kassensturz» und «Espresso.
Optimierungspotenzial sehen mehrere Ratsmitglieder beim Sendungs-Intro, das sie als zu lang und optisch nicht stimmig empfinden, sowie beim Studiodekor, das als nicht mehr zeitgemäss beurteilt wird. Einige Ratsmitglieder regen zudem an, dass die Redaktion bei gewissen Themen noch stärker nachhakt und es dem «Kassensturz» vermehrt gelingt, Studiogäste einzuladen, mit denen kontroversere Diskussionen geführt werden können.
Mutig und kreativ
Von Mitte März bis Anfang April war auf Fernsehen SRF 1 jeweils am Donnerstagabend ab 21.05 Uhr die vierteilige Serie «Stutz um Stutz» zu sehen, die im Sendeporträt als «Sozialexperiment mit spielerischem Charakter» umschrieben wurde. Im Mittelpunkt standen zwei Frauen und zwei Männer unterschiedlichen Alters und aus unterschiedlichen Berufen, die in der ihnen fremden Stadt St. Gallen gegeneinander antraten. Ihre Aufgabe war es, während fünf Tagen mit einem Startkapital von 100 Franken über die Runden zu kommen und dabei erst noch «Stutz» zu generieren. Wer am Ende am meisten Geld im Portemonnaie hatte, gewann auch jenes der Mitspielerinnen und Mitspieler.
Die vier Hauptpersonen mussten einen Schlafplatz suchen, Essen oder Arbeit beschaffen und Geld sammeln. Die Verantwortlichen wollten herausfinden, wie die fehlende Sicherheit das Quartett beeinflusst, wie Herr und Frau Schweizer im Alltag mit Hilfesuchenden umgehen und wie das soziale Engagement im Jahr 2018 generell aussieht.
Der Publikumsrat lobt die Verantwortlichen für Ihre Kreativität und ihren Mut, mit «Stutz um Stutz» eine Serie zu realisieren, die in dieser Form wohl einmalig ist. Er beurteilt die Idee, dass sich die Begleiter mit der Kamera direkt ins Geschehen einmischen und mit den Personen vor der Kamera in einen Dialog treten und kritische Fragen stellen, als innovativ und originell. Er würde sich deshalb freuen, wenn diese dramaturgische Form in einem anderen Projekt allenfalls wiederaufgenommen werden könnte.
Kein Konsens herrscht hingen bei der Gesamtbeurteilung von «Stutz um Stutz». Einige Mitglieder des Publikumsrates fühlten sich von dieser vierteiligen Serie gut unterhalten, sie freuten sich über die Hilfsbereitschaft der St. Gallerinnen und St. Galler und verfolgten gespannt, wie die Protagonistinnen und Protagonisten mit dieser aussergewöhnlichen Situation zurechtkamen. Andere hingegen hätten sich mehr Reflexion zum Thema Armut gewünscht oder kritisierten, dass der Begriff Sozialexperiment falsche Erwartungen geweckt habe. Einige bekundeten zudem Mühe mit dem integrierten Wettbewerb, den sie als unnötig empfanden, oder störten sich an der Ausgangslage, weil sie überzeugt sind, dass eine sichtbar laufende Kamera die Authentizität einschränkt, verfälscht oder gar verunmöglicht.
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