SRF berichtete seriös über Syrien

Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit – das trifft auch im Syrienkonflikt zu. Verlässliche Informationen sind rar, was die Berichterstattung erschwert. SRF tut dies nach Meinung des Ombudsmannes dennoch vorbildlich.

Innerhalb von wenigen Tagen gingen Beanstandungen gegen verschiedene SRF-Informationssendungen ein, die alle zwischen dem 11. Und 18. April 2018 ausgestrahlt worden sind. Grund für die intensive Berichterstattung zum Syrienkonflikt in diesen Tagen war ein mutmasslicher Gasangriff auf Duma am 7. April. Die Rebellen machen die Truppen von Präsident Baschar al-Assad dafür verantwortlich. Die Attacke war zudem Anlass für Luftangriffe einer US-geführten Allianz auf Forschungs- und Militäreinrichtungen in Syrien.

«Alle Kriegsparteien (...) betreiben PR und sorgen dafür, dass möglichst nur ihre Version, ihre Bilder, ihre Interessen zum Zuge kommen. Die journalistische Berichterstattung ist unter diesen Umständen vor schier unüberwindbare Herausforderungen gestellt.» Ombudsmann Roger Blum

Die Suche nach Fakten

Konkret wurden Ausgaben der «Rundschau», der «Tagesschau», «10vor10» sowie die Sendung «Heute Morgen» auf Radio SRF 4 News kritisiert. Die Vorwürfe waren indes oft sehr ähnlich. SRF wurde eine einseitige und prowestliche Berichterstattung vorgeworfen, in der die Schuld nur der syrischen Regierung oder Russland zugeschoben werde. Ausserdem seien Quellen nicht korrekt angegeben und kritikfrei davon ausgegangen worden, dass es sich definitiv um einen Gasangriff gehandelt habe. Ombudsmann Roger Blum verweist auf die für Journalistinnen und Journalisten schwierige Situation: «Alle Kriegsparteien, ob sie aktiv oder nur unterstützend beteiligt sind, betreiben PR und sorgen dafür, dass möglichst nur ihre Version, ihre Bilder, ihre Interessen zum Zuge kommen. Die journalistische Berichterstattung ist unter diesen Umständen vor schier unüberwindbare Herausforderungen gestellt». Nach detaillierter Betrachtung aller beanstandeter Sendungen fand Blum keinen Hinweis darauf, dass SRF in irgendeiner Form tendenziös berichtet hat. Vielmehr wurden Begriffe wie «mutmasslich» konsequent verwendet und auch sonst Fakten von Vermutungen unterschieden.

Kein «Staatsfernsehen»

Zum Teil waren die Formulierungen in den Beanstandungen etwas gar deftig. Wenn beispielsweise dem «Staatsfernsehen» SRF «Kriegshetze» vorgeworfen wird, die den «völkerrechtlichen Verpflichtungen der Schweiz» widersprächen, kann Blum nur vehement widersprechen. Der Ombudsmann weist den Vorwurf der Hetze als absurd zurück und erklärt, dass SRF vom Staat unabhängig ist. Letzterer Umstand ist auch der Grund dafür, warum SRF überhaupt keine Verantwortung für die schweizerische Aussenpolitik zu tragen hat.

Kaum Unterstützung

Von den fünf eingegangenen Beanstandungen, die jeweils mehrere Vorwürfe enthielten, gab Ombudsmann Roger Blum nur einer einzigen Beanstandung teilweise recht. Es ging um eine Bemerkung des SRF-Grossbritannienkorrespondenten Martin Alioth, es gebe in Großbritannien «eine erschreckend tiefe Zustimmung zu einem Militärschlag». Diese Äusserung war «daneben», so Blum, hat allerdings das Sachgerechtigkeitsgebot nicht verletzt – das Publikum konnte sich dennoch problemlos eine eigene Meinung bilden. Die primäre Aufgabe der Medien ist es, eine Kritik- und Kontrollfunktion gegenüber dem Staat, dem Parlament und der Regierung auszuüben und nicht, der Politik zuzujubeln. SRF kann die schweizerische Außenpolitik gut finden, muss aber nicht.

Schlussberichte Ombudsstelle 5433, 5434, 5437, 5442 und 5445

Text: SRG.D/lh

Bild: Syrien nach dem Luftschlag vom 14.4.18. Aus «Tagesschau» vom 14. April 2018. Screenshot, SRF

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