Doppeladler-Torjubel: Ombudsmann stützt Sascha Ruefer
Die Bilder gingen um die Welt: Nach dem entscheidenden 2 : 1-Treffer von Xherdan Shaqiri im WM-Spiel Schweiz–Serbien vom 22. Juni 2018 jubelten einige Spieler der Schweizer Fussballnationalmannschaft mit der Doppeladler-Geste. SRF-Kommentator Sascha Ruefer kritisierte dieses Verhalten mit deutlichen Worten. Drei Beanstandern ging Ruefers Kritik zu weit, sie wandten sich an den Ombudsmann. Dieser kann die Beanstandungen jedoch nicht unterstützen.
«Dumm», «dämlich», «bescheuert» – mit solchen Adjektiven klassierte Fussballkommentator Sascha Ruefer den Doppeladler-Torjubel. Diese harsche Kritik missfiel zwei Fernsehzuschauern und einer Fernsehzuschauerin, sie reichten je eine Beanstandung bei Ombudsmann Roger Blum ein. Einer von ihnen ist der Auffassung, Ruefer habe damit die Würde der Spieler missachtet und nicht genügend erkennbar gemacht, dass es sich um seine persönliche Ansicht handle. Die Beanstanderin findet Ruefers Kommentar unpassend. Politisches gehöre auch nicht in den Kommentar von SRG-Kommentatoren, moniert sie. Der dritte Beanstander schliesslich verweist auf die rund um das Spiel erfolgten serbischen Provokationen. Zudem habe SRF die Aussagen der Spieler nach dem Match nicht beachtet bzw. die falschen Schlüsse daraus gezogen. SRF habe das Thema aufgebauscht.
Kommentatoren sollen Klartext reden
«Wir fordern von unseren Kommentatoren, dass sie Stellung beziehen, dass sie Klartext reden», schreibt Nök Ledergerber, Stabchef von SRF Sport in seiner schriftlichen Stellungnahme. Die Doppeladler-Geste habe auch Kommentator Sascha Ruefer überrascht. Bei solchen Ereignissen müsse er jedoch schnell und möglichst überlegt handeln, erklärt Ledergerber. Über die Wortwahl könne man streiten, aber SRF unterstütze seine Kommentatoren, wenn sie klar Stellung beziehen, so Ledergerber. Sascha Ruefer habe dies mit seiner emotionalen und spontanen Art getan. SRF habe den Spielern die Möglichkeit gegeben, sich zu ihren Gesten zu äussern. Die Zuschauerinnen und Zuschauer hätten sich selbst ein Bild über die Geschehnisse machen können.
«Wir fordern von unseren Kommentatoren, dass sie Stellung beziehen, dass sie Klartext reden.» Nök Ledergerber, Stabchef von SRF Sport
Schliesslich gibt Ledergerber zu bedenken, dass dieser Torjubel über einen normalen Torjubel hinausgegangen sei. Deshalb habe er auch zu einem Disziplinarverfahren der Fifa geführt.
Aus der Rolle gefallen
Ombudsmann Roger Blum anerkennt, dass sich viele Schweizerinnen und Schweizer mit Migrationshintergrund zweierlei Kulturen verpflichtet fühlen, so auch Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka. Blum sieht weiter den Druck und die Provokationen, denen die Spieler der Schweizer Nationalmannschaft vor und während dem Match gegen Serbien ausgesetzt waren. Trotzdem dürften die Spieler nicht vergessen, dass sie sich in der Rolle als Spieler der Schweizer Nationalmannschaft befänden und nicht der Nationalmannschaft ihrer Herkunftsländer. Mit ihrem Doppeladler-Torjubel seien die betreffenden Spieler jedoch aus ihrer Rolle gefallen. «Wer öffentlich den Doppeladler zeigt, drückt eine politische Botschaft aus, auch wenn er es selber nicht so meint», so Roger Blum.
«Wer öffentlich den Doppeladler zeigt, drückt eine politische Botschaft aus, auch wenn er es selber nicht so meint», Ombudsmann Roger Blum
Mit seiner Kritik am Torjubel stösst Sascha Ruefer beim Ombudsmann auf offene Ohren. Ruefer habe mit seinen Aussagen einfach Recht gehabt, findet Blum. Ein Live-Kommentator sei nicht nur Berichterstatter, sondern auch Kommentator, der die Leistungen der Mannschaft, einzelner Spieler, Entscheide des Schiedsrichters usw. beurteile und seine Meinung dazu gebe. Ruefer «hätte seine Aufgabe verfehlt, wenn er diese spezielle Art des Torjubels nicht deutlich kommentiert hätte», ist Blum überzeugt. Er unterstützt die Beanstandungen nicht.
Zur ganzen Argumentation des Ombudsmannes s. Artikel «Die Kritik am Doppeladler musste sein» .
Schlussbericht Ombudsstelle 5505
Schlussbericht Ombudsstelle 5506
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