«Schweiz aktuell»-Beitrag: «Die Alpenreise: Leben und Leiden am Tourismusberg» beanstandet

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Mit Ihrer E-Mail vom 4. August 2018 beanstandeten Sie die Sendung «Die Alpenreise: Leben und Leiden am Tourismusberg» von «Schweiz aktuell» vom 2. August 2018 [1], in der Sie selber vorkamen. Ihre Eingabe entspricht den formalen Anforderungen an eine Beanstandung. Ich kann folglich darauf eintreten.

A. Sie begründeten Ihre Beanstandung wie folgt:

«Seit der Ausstrahlung von Schweiz Aktuell von der Rigi (2.8.2018) werde ich gehässig angegangen von Dorfbewohnern. Die haben auch jedes Recht dazu, so wie die Vertonung stattgefunden hat. Bitte lesen Sie hier, was vor sich gegangen ist. Zudem wurde bis anhin, jetzt 4.8. 11.15 Uhr, noch keine Korrektur angebracht auf der Webseite. Das kann es doch nicht sein, dass ich das Arschloch der Nation bin, nur weil jemand beim Vertonen einen Bock geschossen hat.»

Sie fügten den nach der Ausstrahlung der Sendung stattgefundenen Mailwechsel mit der Redaktion an. Am 2. August 2018 schrieben Sie:

«Nah, es hat Spass gemacht.... Doch leider gibt es bereits böses Blut:

Ich möchte hier richtigstellen, dass ich NIE gesagt habe, dass wir keinen richtigen Laden haben hier im Dorf. Ich habe jedoch gesagt, dass ich das, was ich hier nicht bekomme, im Tal einkaufen gehe. Auch habe ich NIE gesagt, dass ich täglich im Tal einkaufen gehe. Wir haben einen tollen Dorfladen und alle geben sich Mühe, dass wir die täglichen Sachen hier oben bekommen.

Eure Kollegin hat übrigens auf Bank, dass ich wöchentlich 1 x ins Tal einkaufen gehe, die Sachen, welche wir hier nicht bekommen.

Liebe Leute, so nicht, das finde ich gar nicht gut und ich wäre u-dankbar, wenn IHR das richtigstellen würdet. Merci.»

Darauf antwortete Herr Matthias Thomi, Produzent der «Alpenreise» von «Schweiz aktuell», am 3. August 2018:

«Erstmals herzlichen Dank, dass Sie gestern bei der Tagesreportage mitgewirkt haben. Und schön, dass Ihnen die Dreharbeiten mit unserer Crew Spass gemacht haben! Bitte entschuldigen Sie, wenn wir uns in der gestrigen Sendung zu wenig präzise ausgedrückt haben. Bei drei Protagonisten in einem Beitrag von fünf Minuten Länge, sind wir gezwungen den Off-Text so kurz wie möglich zu halten. Gerne publizieren wir untenstehendes Korrigendum auf https://www.srf.ch/tv/allgemein/korrekturen:

<In der Sendung ‘Schweiz aktuell – Die Alpenreise’ vom 2. August 2018 haben wir uns zu wenig präzise ausgedrückt. In der Tagesreportage zum Thema ‘leben und leiden an der Rigi’’ sagten wir, dass es in Rigi Kaltbad «keinen richtigen Laden gäbe». Frau X hält dazu präzisierend fest, dass es in Rigi Kaltbad einen kleine Laden gibt und sie auch dort einkaufe. Einmal die Woche fahre sie runter ins Tal, um den wöchentlichen Einkauf im Supermarkt zu tätigen.>»

Danach erwiderten Sie ebenfalls am 3. August 2018:

«Nun, das ist mal was, aber können Sie sich vorstellen, wenn man jetzt als ‘dumme Kuh’ bezeichnet wird??????? Euer Team in Ehren...aber diese jungen Leute müssen noch lernen zuzuhören, oder nachfragen!

Als wir damals die Videos vertont haben, gaben wir dies erst für ein ok beim Interviewpartner und erst dann wurde es veröffentlicht. Gestern hätten sie dies locker machen können, denn der Schnitt war nicht aufwendig und ich war ja ganz in der Nähe...oder einfach kurz nachfragen. Da war ja genügend ‘Material’ vorhanden, das man ohne zu vertonen, gebrauchen konnte.»

Herr Thomi reagierte am gleichen Tag nochmals wie folgt:

«Ich kann verstehen, dass diese Situation für Sie schwierig ist. Von unserer Seite war das weder geplant noch absichtlich zugespitzt. Richtig, Sie hätten das Recht auf eine Visionierung gehabt. Nur hätten Sie diesen Wunsch bei den Dreharbeiten äussern müssen. Dies hat sich über die Jahre nicht verändert.»

Am 10. August 2018 schrieben Sie zusätzlich an die Ombudsstelle:

«Sie können sich nicht vorstellen, wie ich im Dorf nun verpönt bin. Jeder kommt auf mich zu uns ist gehässig auf mich. Soeben komme ich von einem Spaziergang zurück und ich könnte heulen! Ich getraue mich fast nicht mehr raus, weil ich unseren Dorfladen ‘verleumdet’ habe...können Sie sich das vorstellen, wie das in so einem kleinen Dorf zu und her geht, nur weil diese jungen ‘Journalisten’ vertonen und nicht richtig zuhören. Es ist zum Kotzen...ich bitte Sie dies richtig zu recherchieren.»

B. Die zuständige Redaktion erhielt Ihre Beanstandung zur Stellungnahme. Für «Schweiz aktuell» antwortete Herr Dr. Basil Honegger, Redaktionsleiter der Sendung:

«Frau X beanstandet den Beitrag ‘Leben und Leiden am Tourismusberg’ der Sommerserie ‘Die Alpenreise’ von Schweiz Aktuell vom 2. August 2018 aus Rigi Kaltbad. Sie beanstandet dabei jedoch weder die Stossrichtung des Beitrages an sich, noch die Verwendung der von ihr gemachten Aussagen. Ganz konkret äussert sie in ihren Mails vom 2. / 3. / 4. und 10. August 2018 Kritik an einer spezifischen textlichen Passage im Vorfeld des Interviews, welche während der Fahrt in der vollen Gondelbahn von der Rigi runter ins Tal aufgenommen wurde:

<Viel mehr von dieser ((Touristen-)) Masse spürt X, wenn sie täglich mit der Gondelbahn hinunter ins Tal fährt, um einzukaufen. Weil es in Rigi Kaltbad keine richtigen Läden mehr gibt.>[2]

Die Beanstanderin kritisiert, dass Schweiz aktuell mit diesem Satz die Einkaufsmöglichkeiten in Rigi Kaltbad nicht korrekt dargestellt hätte, und auch falsch wiedergab, wie häufig sie ins Tal zum Einkaufen fährt. Zudem beklagt sie nachträglich, dass ihr für den Beitrag keine Vorvisionierung eingeräumt wurde. Zu diesen drei Vorwürfen nehmen wir nachfolgend gerne separat Stellung.

1. Ausgangslage

Vor dem Hintergrund des wachsenden Massentourismus an der Rigi (Rekord 2017 mit 850'000 Besuchern) thematisiert der Beitrag vom 2. August 2018 positive und negative Auswirkungen dieser Entwicklung am Beispiel von drei langjährigen Bewohnern von Rigi Kaltbad. Aufgrund der Recherche zur Sommerserie und Vorgesprächen mit möglichen Protagonisten am 16. Mai vor Ort in Rigi Kaltbad wurden drei Protagonisten gecastet, welche das Leben am Tourismusberg exemplarisch verkörpern: Als langjähriger und pensionierter Angestellter der Rigi-Bahnen bringt Dorf-Original Ferdi Camenzind noch im hohen Alter viel Verständnis für das angestrebte Besucherwachstum der Rigi-Bahnen auf. Älpler Franz Toni Kennel hat seine Schaukäserei auf Touristen ausgerichtet. Das Geschäft mit Schweizer Gästen läuft gut, aber von der steigenden Zahl Pauschaltouristen aus Asien hat er nichts. X wurde als Vertreterin der Bewohner von Rigi Kaltbad gecastet, um die Herausforderungen der Einwohner in ihrem Alltag zu illustrieren, zum Beispiel bei Berg- und Talfahrten in gestossen vollen Gondeln mit Pauschaltouristen. Ein Hauptkritikpunkt der Bewohner von Rigi Kaltbad lautet, dass die Rigi-Bahnen den Fahrplan auf den Massentourismus und nicht auf die Bedürfnisse der Ortsansässigen ausrichten würden. Zu dieser Kritik nimmt der Geschäftsführer der Rigi-Bahnen, Stefan Otz, im darauffolgenden Live-Gespräch mit Moderator Michael Weinmann unter anderem Stellung (siehe dazu auch Transkript des Beitrages inkl. Live-Gespräch).

2. Vorwurf: Nicht korrekte Darstellung der Einkaufssituation in Rigi Kaltbad

X wirft uns vor, mit der Verkürzung, dass es keine richtigen Läden in Rigi Kaltbad gäbe und sie deshalb täglich ins Tal zum Einkaufen fahren müsse, die Einkaufssituation in Rigi Kaltbad falsch dargestellt zu haben. Wir sind klar nicht der Ansicht, dass dieser Vorwurf so zutrifft. Wir haben die Situation auch nicht zugespitzt formuliert oder falsch dargestellt. Die Formulierung, wonach es in Rigi Kaltbad ‘keine richtigen Läden’ mehr gäbe, wurde aus folgenden Gründen gewählt:
Bei den Dreharbeiten für den Beitrag hat uns X selber zum alten Dorfladen mitten in Rigi Kaltbad mitgenommen, der 2012 seine Tore geschlossen hat (siehe Screenshot aus dem Rohmaterial und Transkript Interview). Der Dorfladen wurde gezügelt, um ihn örtlich näher zu den Touristen zu bringen. Eine bedeutende Fläche des Ladens nehmen heute ein Victorinox-Shop, eine Verkaufsfläche mit Souvenirs und regionalen Bio-Produkten sowie eine Cafeteria zur Selbstbedienung ein. Der neue, Kiosk-ähnliche Laden ist klar auf Touristen ausgelegt. Dies findet sich auch in der eigenen Werbung wieder. Der Laden wirbt mit der Botschaft ‘das wichtigste für den täglichen Bedarf’ im Sortiment zu haben, ‘alles für einen Tagesausflug’ und ‘(fast) alles was das Bio-Herz begehrt’. Mit seinem grossen Sortiment an Souvenirs und Bio-Produkten ist der Kiosk-ähnliche Laden vor allem auf Touristen ausgerichtet, insbesondere auch auf eine zahlungskräftigere Kundschaft. Angesichts dieses hohen Preisniveaus und des limitierten Produktesortiments ist er grundsätzlich nicht für grössere Einkäufe von Anwohnern ausgelegt. X ist kein Einzelfall, viele ständige Bewohner von Rigi Kaltbad kaufen das Gros ihrer Lebensmittel in den Supermärkten im Tal ein. Dies haben verschiedene Recherchegespräche ergeben. Zudem beklagte X selber den Verlust verschiedener Einkaufsmöglichkeiten in Rigi Kaltbad. So zB denjenigen der Bäckerei, der Molkerei und des Elektrogeschäfts.[3]

Wir haben die Einkaufssituation im Beitrag verkürzt, aber in unseren Augen korrekt wiedergegeben. Die Darstellung war sachgerecht und so gewählt, dass sich die Zuschauer eine eigene Meinung zur Situation machen konnten. Da wir es jedoch bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen können, dass es unangenehm sein kann, wenn die Mitbewohner am Fernsehen sehen, wie ein Dorfmitglied ins Tal fährt, um in Läden mit tieferen Preisen einzukaufen, haben wir nachträglich eine Meldung zur Präzisierung des Sachverhaltes aufgeschaltet. Auf der Homepage zur beanstandeten Sendung erschien deshalb am Samstag, 4. August um 14 Uhr die folgende Meldung:

<Korrigendum: In der Sendung ‘Schweiz aktuell – Die Alpenreise’ vom 2. August 2018 haben wir uns zu wenig präzise ausgedrückt. In der Tagesreportage zum Thema ‘leben und leiden an der Rigi’ sagten wir, dass es in Rigi Kaltbad ‘keinen richtigen Laden gäbe’. Frau X hält dazu präzisierend fest, dass es in Rigi Kaltbad einen kleine Laden gibt und sie auch dort einkaufe. Einmal die Woche fahre sie runter ins Tal, um den wöchentlichen Einkauf im Supermarkt zu tätigen.» siehe dazu auch: https://www.srf.ch/sendungen/schweiz-aktuell/live-aus-rigi-kaltbad-die-letzte-etappe-am-berg>

Zudem erschien am darauffolgenden Montag, 6. August um 7 Uhr untenstehender Text:

<In der Sendung ‘Schweiz aktuell – Die Alpenreise’ vom 2. August 2018 haben wir uns zu wenig präzise ausgedrückt. In der Tagesreportage zum Thema ‘leben und leiden an der Rigi’ sagten wir, dass es in Rigi Kaltbad ‘keinen richtigen Laden gäbe’. Frau X hält dazu präzisierend fest, dass es in Rigi Kaltbad einen kleinen Laden gibt und sie auch dort einkaufe. Einmal die Woche fahre sie runter ins Tal, um den wöchentlichen Einkauf im Supermarkt zu tätigen.

Michael Weinmann, Stv. Redaktionsleiter Schweiz aktuell> https://www.srf.ch/tv/allgemein/korrekturen

Diese beiden Präzisierungen wurden einerseits aus dem Grund aufgeschaltet, um das entstandene Missverständnis rund um die Häufigkeit der Einkäufe zu korrigieren, andererseits klar als Möglichkeit von X, um die persönliche Optik auf die Einkaufssituation im Dorf nochmals klar festzuhalten.

3. Vorwurf: Nicht korrekte Wiedergabe des Einkaufverhaltens von Frau X im Tal in Weggis

X wirft uns vor, nicht korrekt dargestellt zu haben, wie häufig sie ins Tal zum Einkaufen fahre. Wir sagten im Kommentartext des Beitrages, dass X täglich zum Einkaufen ins Tal fahre, obschon dies offenbar nur einmal pro Woche der Fall ist. Dies ist ein klares Missverständnis zwischen dem zuständigen Redaktor und der Beanstanderin, welches in einem off-the-record-Gespräch der beiden entstanden ist, welches nicht im Rohmaterial enthalten ist. Allerdings ist im Rohmaterial zu hören, wie unser Redaktor X zwei Mal auf den Sachverhalt anspricht, ohne, dass die Beanstanderin dies selber richtigstellt (Siehe dazu Transkript). Der Redaktor hat die Protagonistin bei der Talstation der Gondelbahn in Weggis zwei Mal auf die Häufigkeit der Einkäufe angesprochen:

  • <Kannst du ganz kurz beschreiben, das ist dein tägliches Ritual?>,
  • <Sie haben jetzt gezeigt, was sie täglich auf sich nehmen müssen, weil oben alles weg ist (...)>.

Leider hat die Beanstanderin in ihren Antworten nie aktiv widersprochen, weshalb das Missverständnis ungeklärt blieb. Wir bedauern, dass es dazu gekommen ist. Wir sind jedoch der Meinung, dass wir adäquat darauf reagiert haben, und dass dadurch der Gesamteindruck der Sendung für die Zuschauer nicht verfälscht wurde.

Die von Frau X beschriebenen Konsequenzen waren mit Bestimmtheit weder geplant, noch wurden sie von unserer Seite willentlich herbeigeführt. Produzent Matthias Thomi hat dies in seiner E-Mail vom 3. August der Beanstanderin auch so mitgeteilt. Zudem hat er sich für die daraus entstandenen Unannehmlichkeiten bei ihr entschuldigt. Wie es die Publizistischen Richtlinien von SRF bei solchen Missverständnissen und Unkorrektheiten vorsehen, haben wir dies wie oben erwähnt in der Rubrik ‘Korrekturen’ auf der Website und im Artikel zur Sendung richtiggestellt.

4. Vorwurf: Mangelhaftes journalistisches Vorgehen bei der Erstellung und Ausstrahlung des Beitrags (Fehlende Abnahme des Beitragstextes / gänzlicher Verzicht auf den Off-Text)

X wirft uns in ihrem Mail vor, ihr eine Vorvisionierung des Beitrages und der verwendeten Aussagen verwehrt zu haben. Dazu möchten wir festhalten, dass die Beanstanderin diesen Wunsch weder in einem Vorgespräch noch während der Dreharbeiten oder zu einem späteren Zeitpunkt vor der Ausstrahlung des Beitrages geäussert hat. Wir hätten ihr dies selbstverständlich ermöglicht, so wie es bei uns gängige Praxis und auch in den publizistischen Leitlinien von SRF (Pkt. 6.2. Regeln bei Interviews) festgehalten ist.

Beim Recherchegespräch vom 16. Mai 2018 in Rigi Kaltbad hat X mehrmals darauf hingewiesen, in den 1990er Jahre selber als Kamerafrau für private Fernsehstationen gearbeitet zu haben. Mit diesem beruflichen Hintergrund durften wir davon ausgehen, dass die Beanstanderin auch über die Rechte am eigenen Bild und Ton Kenntnisse hatte. Sofern sie den Wunsch einer vorgängigen Visionierung des Beitrags geäussert hätte, wäre dies in Rigi Kaltbad auch problemlos möglich gewesen. Diesen hat sie gegenüber dem Produzenten leider erst nach erfolgter Ausstrahlung im E-Mail vom 3. August 2018 geäussert.

Fazit

Die Formulierung, wonach es in Rigi Kaltbad ‘keine richtigen Läden’ mehr gäbe, entspricht der Tatsache und wurde von der Redaktion mit Bedacht gewählt. Bei der fehlerhaften Angabe der Anzahl Einkäufe pro Woche lag ein Missverständnis zwischen dem Redaktor und der Beanstanderin vor. Dieser Fehler, welcher sich in einem Nebenpunkt des Beitrags ereignet hat, haben wir auf unserer Homepage richtiggestellt und uns dafür auch umgehend bei der Beanstanderin entschuldigt. Wir sind jedoch überzeugt, dass das Publikum durch den Beitrag ‘Leben und Leiden am Tourismusberg’ in keiner Art und Weise manipuliert wurde und sich eine eigene Meinung bilden konnte. Wir bitten Sie deshalb, die Beanstandung in diesem Sinne zu beantworten.

Wir verzichten darauf, auf all die geäusserten Beleidigungen näher einzugehen. Dazu nur so viel: Die Beiträge und Inhalte der Sendung ‘Schweiz aktuell – Die Alpenreise’ wurden alle von kompetenten und gut ausgebildeten Journalisten realisiert. Der Umgang mit den Protagonisten war stets fair, transparent und höflich. Die Vorwürfe zum Umgang und Fähigkeiten unserer Mitarbeiter weisen wir mit aller Deutlichkeit von uns. Zudem bedauern wir es sehr, dass keine sachliche Diskussion zum Inhalt möglich war, zu welcher wir uns stets bereit gezeigt haben.»

C. Damit komme ich zu meiner eigenen Bewertung der Sendung und der Streitpunkte. Ich verstehe Ihren Ärger sehr gut. Es ist sehr unangenehm, wenn man in einer Fernsehsendung mitwirkt und dann von den Nachbarn und Dorfbewohnern nur kritisiert, ja beschimpft wird, weil man angeblich das Dorf und vor allem den Dorfladen in ein schlechtes Licht gestellt habe. Dabei kam der umstrittene Satz nicht einmal aus Ihrem Mund, sondern war Teil des Off-Berichtes von «Schweiz aktuell», aber er bezog sich auf Sie und erweckte den Eindruck, Sie hätten es den Fernsehleuten so gesagt. Es geht um den Satz: < Viel meh vo derä Massä gschpürt d X, wenn si täglech mitem Bähnli abe is Tal gaht go poschte, wils zRigi-Chaltbad kei richtigi Läde mi git.>[4]

Hat die Redaktion mit diesem Satz gegen das Sachgerechtigkeitsgebot verstoßen? Entsprach dieser Satz nicht den Tatsachen?

Zunächst einmal: Sie haben gegenüber Redaktor Simon Hutmacher die Situation von Rigi-Kaltbad im Hintergrundgespräch sehr differenziert und letztlich auf positive Weise geschildert.[5] Sie haben darauf hingewiesen, dass die Molkerei und die Bäckerei verschwunden seien und dass der Dorfladen an den Dorfplatz umgezogen sei. In der mit Touristen vollgestopften Gondel der Luftseilbahn, die nach Weggis hinunterführt, fragte Sie der Journalist, ob das Ihr tägliches Ritual sei. Sie antworteten: «Das ist unser Ritual, wenn wir posten gehen.» Diese Antwort kann man so verstehen, dass Sie meinten: Nicht täglich, sondern dann, wenn wir zum Einkaufen nach Weggis fahren. Man kann sie aber auch so verstehen, dass Sie die tägliche Fahrt nicht dementierten, sondern bloß betonten, dass die Luftseilbahn unvermeidlich sei, wenn man einkaufen gehen will.

Ich neige zur Annahme, dass der Journalist Sie missverstanden hat und deshalb den Satz formulierte, dass Sie täglich nach Weggis fahren, weil es in Rigi-Kaltbad keine richtigen Läden mehr gebe. Er hatte im Hinterkopf, dass Sie ja erzählt hatten, die Molkerei und die Bäckerei seien verschwunden. Nun, für die These der Redaktion spricht, dass das autofreie Rigi-Kaltbad, hoch oben über dem Vierwaldstättersee, ein Ortsteil der politischen Gemeinde Weggis und dem Kanton Luzern zugehörend[6], immerhin mit eigener Postleitzahl, bloß 140 ständige Einwohner[7] zählt, aber jährlich von Abertausenden Touristen frequentiert wird, die entweder mit der roten Rigi-Bahn von Vitznau, mit der Luftseilbahn von Weggis oder mit der blauen Rigi-Bahn von Goldau, von der Schwyzer Seite, hochgekommen sind.[8] Da ist es logisch, dass sich die einheimischen Geschäfte primär auf die Touristen ausrichten und nur sekundär auf die ansässige Bevölkerung. Auf der Website des Dorfladens steht zwar, dass er «ein Sortiment aus über 1000 Artikeln» anbiete – «ob Lebensmittel, Obst, Gemüse, Getränke oder Haushaltsartikel», und dass er «das Wichtigste für den täglichen Bedarf» bereithalte.[9] Aber da er gleichzeitig einen Regio-Shop, den Victorinox-Store und die Post-Agentur integriert, kann er unmöglich mit einem Supermarkt gleichziehen, der meist auch Metzgerei, Bäckerei und Käsetheke beinhaltet. Und die anderen Läden oder Kioske in Rigi-Kaltbad sind erst recht auf die Touristen ausgerichtet, so das Dienstleistungszentrum [10] und der Rigi-Sportkiosk [11]. Anders in Weggis, das zwar auch ein Ferienort ist, aber über 4000 Einwohner zählt und daher schon nur wegen der Einheimischen ein ganz anderes Marktpotenzial darstellt.

Doch ein Dorfladen wie der in Rigi-Kaltbad hat eben nicht nur eine materielle Bedeutung als Garant der Versorgung mit den wichtigsten täglichen Lebensmitteln, sondern auch eine emotionale – als Treffpunkt, als Nachrichtenbörse und als Anlass zum Stolz, dass man als kleine Dorfgemeinschaft immerhin noch über einen Laden und über eine Poststelle verfügt. Diesen Stolz sahen Ihre Mitbewohnerinnen und Ihre Mitbewohner durch den Ihnen zugeschriebenen Satz verletzt. Dabei brachten Sie ja nur zum Ausdruck, dass Sie in Weggis einkaufen müssen, wenn Sie beispielsweise Besuch haben und eine Torte brauchen. Sie haben in der ganzen Unterhaltung mit dem Fernsehen nichts Negatives über den Dorfladen gesagt.

Was ergibt sich daraus? Es lag ein Missverständnis vor, und «Schweiz aktuell» hat den falschen Eindruck korrigiert mit einem Corrigendum sowohl auf der eigenen Website als auch auf der Korrekturseite von SRF. Die Berichtigung lautet:

Korrekturen[12]
<02.08.2018
In der Sendung «Schweiz aktuell – Die Alpenreise» vom 2. August 2018 haben wir uns zu wenig präzise ausgedrückt. In der Tagesreportage zum Thema «leben und leiden an der Rigi» sagten wir, dass es in Rigi Kaltbad «keinen richtigen Laden gäbe». Frau X hält dazu präzisierend fest, dass es in Rigi Kaltbad einen kleinen Laden gibt und sie auch dort einkaufe. Einmal die Woche fahre sie runter ins Tal, um den wöchentlichen Einkauf im Supermarkt zu tätigen.
Michael Weinmann, Stv. Redaktionsleiter Schweiz aktuell>

Damit ist meines Erachtens Ihrem Anliegen Genüge getan: Der Stein des Anstoßes ist aus der Welt geschafft (wenn auch nicht aus dem Film). Es lag mit Sicherheit keine Absicht der Redaktion vor, das Publikum wider besseres Wissen zu täuschen oder zu belügen und zu manipulieren. Deshalb kann ich Ihre Beanstandung im formalen Sinn nicht unterstützen. Moralisch aber habe ich volles Verständnis dafür.

D. Diese Stellungnahme ist mein Schlussbericht gemäß Art. 93 Abs. 3 des Radio- und Fernsehgesetzes. Über die Möglichkeit einer Beschwerde an die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio- und Fernsehen (UBI) orientiert die beigelegte Rechtsbelehrung. Für Nachfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

[1] https://www.srf.ch/sendungen/schweiz-aktuell/live-aus-rigi-kaltbad-die-letzte-etappe-am-berg

[2] https://www.srf.ch/sendungen/schweiz-aktuell/live-aus-rigi-kaltbad-die-letzte-etappe-am-berg

[3] Vgl. Beilage 5544 Transkript Hintergrundgespräch

[4] Vgl. Beilage 5544 Transkript Sendung

[5] Vgl. Beilage 5544 Transkript Hintergrundgespräch mit X

[6] http://www.gemeinde-weggis.ch/xml_1/internet/de/intro.cfm; https://de.wikipedia.org/wiki/Weggis

[7] Angaben der Gemeindekanzlei Weggis.

[8] Die Vitznau-Rigi-Bahn (VRB) wurde 1871 eröffnet; sie war die erste Zahnradbahn Europas, gebaut mit dem Leiterzahnstangensystem von Niklaus Riggenbach (1817-1899). Die Arth-Rigi-Bahn (ARB) folgte 1875. 1992 fusionierten die beiden Bahnen. Sie bringen rund eine Million Passagiere auf die Rigi, die „Königin der Berge“: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D7449.php; http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D29577.php; https://www.rigi.ch/Information/Bergbahnen/Rigi-Bahnen

[9] https://www.rigi.ch/Media/Attraktionen/Rigi-Dorfladen

[10] https://www.rigi.ch/Erleben-Genuss/Shops-souvenirs/Dienstleistungszentrum-Rigi-Kaltbad

[11] https://www.rigi/Media/Attraktionen/Rigi-Sport-Kiosk

[12] https://www.srf.ch/tv/allgemein/korrekturen

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