«Club» zum Thema «Forever Trump: Bleibt er der grosse Sieger?» beanstandet II
5648
Mit Ihrer E-Mail vom 7. November 2018 beanstandeten Sie die Sendung «Club» (Fernsehen SRF) vom 6. November 2018 zum Thema «Forever Trump: Bleibt er der grosse Sieger?».[1] Ihre Eingabe entspricht den formalen Anforderungen an eine Beanstandung. Ich kann folglich darauf eintreten. Gegen die Sendung ging noch eine zweite Beanstandung mit gleicher Stoßrichtung ein. Sie wird im Folgenden argumentativ mitbehandelt.
A. Sie begründeten Ihre Beanstandung wie folgt:
«Ich möchte eine Beschwerde einreichen gegen die Tendenziöse und absolut einseitige Berichterstattung im ‘Club’ Das Vielfaltgebot wurde klar verletzt wenn vier Personen (exkl. einer voreingenommenen Moderatorin und einem zusätzlichen Journalisten in Kentucky) ständig auf einen Mann (James Foley) eindreschen welcher noch nicht einmal richtig der deutschen Sprache mächtig ist! Es ist absolut unwürdig eine solche Sendung zu veranstalten und ein solch unsägliches Trump-Bashing zu betreiben. Der Mann ist rechtmässiger und demokratisch gewählter Präsident der grössten Volkswirtschaft der Welt.»
B. Die zuständige Redaktion erhielt Ihre Beanstandung zur Stellungnahme. Für den «Club» antworteten Herr Tristan Brenn, Chefredaktor von Fernsehen SRF, Frau Barbara Lüthi, Redaktionsleiterin und Moderatorin der Sendung, sowie Frau Erika Burri, Produzentin der Sendung:
«Wir sind an einer lebendigen Diskussionskultur nicht nur mit unseren Gästen interessiert, sondern auch mit unseren Zuschauern. Wir finden es wichtig, dass Sendungsinhalte reflektiert und kritisiert werden. Deshalb nehmen wir gerne Stellung zu den vorliegenden Fällen.
Die beiden Beanstander machen uns zusammengefasst dieselben Vorwürfe:
In seiner Beanstandung 5647 schreibt der andere Beanstander, dass <die beiden Lager doch bitte einigermassen ausgeglichen vertreten> sein sollen, zumindest von der Sprechzeit her. <Ansonsten nimmt die Sendung unweigerlich tendenziöse Züge an, so dass das Publikum nur schwerlich eine unabhängige und unverfälschte Meinung bilden kann.> Er fragt, ob sich <die linken SRF-Ideologen etwa auch vorstellen könnten, die Gewichteverteilung auch einmal andersrum vorzunehmen>. Er schlägt vor: Ein Anfang wäre es, wenn die Moderatorin die Sendung ohne verbale oder non-verbale Positionsbezüge leiten würde.
Auch X (5648) beschwert sich über die <tendenziöse und absolut einseitige Berichterstattung> im CLUB. Er sieht das Vielfaltgebot klar verletzt. Denn vier Personen (inklusive Moderatorin und der zugeschaltete Korrespondent) hätten ständig auf James Foley eingedrescht, der nicht einmal richtig der deutschen Sprache mächtig sei. Die Sendung empfand er als unsägliches ‘Trump-Bashing’. Immerhin sei Trump rechtmässiger und demokratisch gewählter Präsident der grössten Volkswirtschaft der Welt.
Als Verantwortliche der Sendung möchten wir, bevor wir im Detail auf die Punkte eingehen, etwas Grundsätzliches zur Sendung sagen: Der ‘Club’ ist eine Diskussionssendung, die wir unter Livebedingungen aufzeichnen. Wir schreiben weder unseren Gästen vor, was sie sagen sollen, noch schneiden wir im Nachhinein oder bearbeiten wir die Aufzeichnung. Die Sendung geht jeweils dienstags um 22.20 Uhr genauso über den Sender, wie wir sie ein paar Stunden vorher aufgezeichnet haben.
Im Hinblick auf die Beantwortung dieser Beanstandungen haben wir uns die Sendung nochmals angeschaut. Im Gegensatz zum zweiten Beanstander sind für uns keine zwei Lager sichtbar. Frau Bronfen würde sich höchstwahrscheinlich als Demokratin bezeichnen. Die Politologin, der Unternehmer und der Satiriker lassen und wollen sich keinem politischen Lager zuordnen. Die Politologin Frau Brühwiler ist Expertin für amerikanische Politik und hat sich in Ihrer Forschung mit den Republikanern und ihren Werten befasst. Marcel Pawlicek, CEO Burckhardt Compression, hat in der Sendung sogar gesagt, dass er sich keinem politischen Lager zuordnet. Auffällig ist einzig: Unser Gast James Foley, der Sprecher der Republican Overseas Switzerland, ist ein grosser Trump-Anhänger und hat ihn als einzigen nicht kritisiert.
Seine Haltung war wichtig für die Sendung. Herr Foley hat die Sendung belebt und hat seinen Standpunkt klar verständlich gemacht. Sein Deutsch ist ausgezeichnet. Er hat alles verstanden, konnte sich spontan einbringen und hat dazu beigetragen, dass diese Sendung in unseren Augen gelang. James Foley hatte keinesfalls weniger Redezeit als die anderen Gäste.
In unsere Sendung ging es nicht um Pro- oder Contra Trump – falls der zweite Beanstander dies mit den beiden Lagern meinte. Wir haben, wie in der Moderation erwähnt und wie man auch online nachlesen kann, folgende Fragen gestellt: Was geschieht, wenn die Republikaner auch diese Wahlen gewinnen? Was macht dieses ständige Empören und die täglichen Lügen mit der Politik, mit Amerika und letztlich mit allen westlichen Gesellschaften? Und ist es überhaupt möglich, aus der Trump-Hysterie wieder auszubrechen?
Wir schaffen das nicht immer. Aber dieses Mal glauben wir, dass wir diesen Fragen gerecht werden konnten. Auch dank engagierten Gästen aus ganz unterschiedlichen Bereichen.
Der US-Präsident Donald Trump ist kein gewöhnlicher Politiker. Trump ist ein Phänomen. Darüber haben wir gesprochen. Über Trumps Leistungen, seine Person, über Bedeutung der Lüge in der amerikanischen Kultur, über Satire, die den Newsjournalismus ersetzt. Und über Medien, die durchaus vom Phänomen Trump profitieren. In einem Einspieler haben wir zudem eine Richtigstellung des Trump-treuen TV-Senders Vox News aufgenommen. Der Sender hatte kurz vor den Wahlen Aussagen von Trump über die so genannte Migrationskarawane dementiert – ein Novum.
Gerade, als wir über diese so genannte Karawane sprachen, gab es einen Schlagabtausch zwischen James Foley und den anderen Gästen. Claudia Franziska Brühwiler hat Herrn Foley, der den US-Finanzunternehmer George Soros in den Zusammenhang mit dieser Karawane brachte – ein Vorwurf, der immer wieder und vor allem aus rechtskonservativen Kreisen kommt –, als verschwörerisch und antisemitisch taxiert. Hätte sie es nicht gemacht, hätte die Moderatorin dies erneut richtigstellen müssen. Barbara Lüthi hatte Herrn Foley bereits vor Brühwilers Statement darauf hingewiesen, dass wir uns hier im Bereich der Verschwörungstheorien befinden würden. Das gehört zu unserem journalistischen Auftrag: Wir sind der Wahrheit verpflichtet. Es gibt bisher absolut keine Beweise, weshalb George Soros, ein schwerreicher Amerikaner mit ungarisch-jüdischem Hintergrund, dahinterstecken sollte, dass sich Hunderte von Menschen von Mittelamerika aus auf den Weg in die USA machen.
Eine Richtigstellung oder ein Schlagabtausch ist noch längst kein ‚eindreschen‘, wie uns X vorwirft. Auf den Vorwurf, wir seien linke SRF-Ideologen, möchten wir hier nicht weiter eingehen. Vielleicht einzig: Wer den CLUB regelmässig schaut, findet in den Sendungen eine unglaubliche Vielfalt an Meinungen und Menschen.
Wir hoffen, Herr Ombudsmann, Ihnen mit unseren Ausführungen genügend Gründe geliefert zu haben, die Beanstandung abzulehnen.»
C. Damit komme ich zu meiner eigenen Bewertung der Sendung. Gehen wir von den Fakten aus: Donald Trump ist der rechtmäßig gewählte Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Seine Amtszeit beträgt vier Jahre und endet am 20. Januar 2021. Er kann für eine zweite Amtszeit kandidieren und wiedergewählt werden; dann endet seine Amtszeit definitiv am 20. Januar 2025. Er war der offizielle Kandidat der Republikaner, wurde allerdings gegen den Willen des Establishments seiner eigenen Partei nominiert, gestützt allein auf seine Primärwahl-Siege. Als er 2016 zum Präsidenten gewählt wurde, hatte er nicht die Mehrheit der Wählenden hinter sich, aber die klare Mehrheit der Elektoren, und allein diese zählt. Er ist ein untypischer Präsident, der zuvor nie ein politisches Amt ausgeübt hat und Politik mehr als Show und Geschäft sieht. Er betreibt Politik über Twitter und betrachtet die klassischen Medien als «die Feinde des amerikanischen Volkes». Bei den «midterm-elections» am 6. November 2018, als das ganze Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senats neu gewählt wurden, ging es um die Frage, ob sich Trump in beiden Häusern des Kongresses weiterhin einer republikanischen Mehrheit gegenübersieht oder ob die Demokraten zumindest in einem Haus die Mehrheit erobern, was die Politik komplizierter und anspruchsvoller macht und Trumps Manövrierfähigkeit einengt. Am Abend dieses 6. November 2018 – als noch keine Resultate vorlagen - fand die Diskussion über Trump im «Club» statt.
Es stimmt: Die Mehrheit der Gäste stand Trump kritisch gegenüber. Eindeutiger Trump-Anhänger war einzig James Foley, Sprecher von Republican Overseas Switzerland. Aber es ist nicht vorgeschrieben, dass bei einer solchen Sendung je gleich viele Gäste die Trump-Administration unterstützen und gleich viele sie kritisieren müssen. Das Vielfaltsgebot verlangt lediglich von Sendungen vor schweizerischen Volksabstimmungen und Wahlen, dass die Lager ausgeglichen vertreten sind. In allen anderen Sendungen ist eher die Vielfalt des Zugangs zum Thema von Bedeutung. Und diese Vielfalt war gegeben: Dr. Claudia Franziska Brühwiler, Dozentin an der Universität St. Gallen [2], die an Universitäten in Virginia, Massachusetts, Indiana und Iowa geforscht und/oder gelehrt hat, kennt sich in der amerikanischen politischen Kultur aus, Prof. Dr. Elisabeth Bronfen, Professorin an der Universität Zürich, die immer auch in New York unterrichtete [3], ist eine Spezialistin für englische und amerikanische Literatur, Michael Elsener, der ebenfalls in den USA war, betrachtete das Ganze aus dem Blickwinkel der politischen Satire, Marcel Pawlicek, CEO der Burckhardt Compression, auch er einer, der in den USA gelebt hat[4], nahm die wirtschaftliche Optik ein, und James Foley, selber Amerikaner, die parteipolitische.[5] Dazu kam zeitweise der SRF-Amerika-Korrespondent Peter Düggeli. Dennoch hätte man sich vorstellen können, dass noch eine weitere Stimme argumentativ auf der Seite von Präsident Trump gewesen wäre, beispielsweise so jemand wie Roger Köppel, «Weltwoche»-Chefredaktor und SVP-Nationalrat. Ob die Redaktion solche Fühler ausgestreckt hat, weiß ich nicht. Es wäre ihr jedenfalls kein Stein aus der Krone gefallen, wenn sie in dieser Richtung aktiv geworden wäre. Aber verlangt war es nicht. Die Sendung war ja keine Wahlsendung für amerikanische Wahlberechtigte. Und im Rahmen der Programmautonomie ist die Redaktion frei zu entscheiden, wen sie einlädt.
Wenn Sie sich die Sendung übrigens nochmals ansehen, werden Sie feststellen, dass die Gäste eigentlich durchgehend sehr differenziert argumentierten. Lediglich James Foley war zeitweise recht scharf, und als er behauptet hatte, die Karawane von mexikanischen Migranten sei von George Soros finanziert und gesteuert, reagierten auch Claudia Franziska Brühwiler und die Moderatorin sehr scharf. Sonst aber waren alle bemüht, das Phänomen Trump analytisch zu fassen und die Wirkung des Präsidenten auf die amerikanische Gesellschaft und auf die amerikanische politische Kultur zu ergründen. Es war eine Diskussion, die man mit Gewinn verfolgen konnte. Ein Trump-Bashing war das nicht, aber natürlich auch keine unkritische Lobhudelei, sondern das, was man von einem seriösen Sender erwartet: dass kompetente Leute engagiert, aber respektvoll miteinander diskutieren. Gerade weil dies der Fall war, kann ich Ihre Beanstandung nicht unterstützen.
D. Diese Stellungnahme ist mein Schlussbericht gemäß Art. 93 Abs. 3 des Radio- und Fernsehgesetzes. Über die Möglichkeit einer Beschwerde an die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio- und Fernsehen (UBI) orientiert die beigelegte Rechtsbelehrung. Für Nachfragen stehe ich gerne zur Verfügung.
[1] https://www.srf.ch/sendungen/club/forever-trump-bleibt-er-der-grosse-sieger
[2] https://www.alexandria.unisg.ch/persons/Claudia-Franziska_Bruehwiler
[3] https://www.es.uzh.ch/en/aboutus/team/ebronfen.html
[4] https://www.burckhardtcompression.com/de/boardmember/marcel-pawlicek-2/
[5] https://www.watson.ch/international/schweiz/912791748-us-republikaner-in-der-schweiz-obama-ist-kein-amerikaner-und-heisst-auch-nicht-obama
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