«Tubel Trophy» von Baby Jail in «Der Morgen» bei Radio SRF 3 beanstandet
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Mit Ihren beiden E-Mails vom 1. November 2018 haben Sie den Song «Tubel Trophy» von Baby Jail in «Der Morgen» bei Radio SRF 3 beanstandet. Ihre Eingabe erfüllt die formalen Voraussetzungen an eine Beanstandung. Somit kann ich auf sie eintreten.
A. Sie begründeten Ihre Beanstandung wie folgt:
Ich möchte eine Beanstandung einreichen gegen die SRF 3 Morgenshow, da die Menschenwürde durch ein rassistisches Lied verletzt wurde.
Das betreffende Lied ist von Baby Jail und heisst Tubel Trophy. Es wurde am 1.11. kurz vor 7 Uhr morgens gespielt, im Rahmen eines „90ies Day“.
Hier zum Songtext [1]
Im Text kommt mehrmals das Wort Neger vor, ausserdem werden afrikanische Menschen mit Affen verglichen.
SRF3 bietet die Möglichkeit zum Feedback ins Studio. Ich habe diese Möglichkeit gleich nach dem Lied wahrgenommen, ein SMS ins Studio geschickt und zur Entschuldigung aufgefordert - bekam aber keine und mein SMS wurde nicht vorgelesen. Stattdessen wurde eine Nachricht vorgelesen, in welcher eine Hörerin beschreibt, wie toll das Lied sei und wie sie es „gefühlt“ habe.
Anbei finden Sie meine Whatsapp-Nachricht.
Wir haben das Jahr 2018 und in den 90ern waren noch andere Sachen üblich als heute, leider. Dennoch ist das kein Freipass, rassistische Inhalte von damals unter einem „Retro“-Deckmantel öffentlich auszustrahlen.
Danke für die Bearbeitung des Falles.
Gleichentags sandten Sie eine zweite E-Mail mit folgendem Inhalt an die Ombudsstelle:
Ergänzend zum Fall sende ich Ihnen noch eine Präzision, welche nach einer Nachricht aus dem SRF3 Studio noch nötig ist:
Im Song werden Afrikaner nicht mit Affen verglichen – das hatte ich so falsch verstanden. Ich wurde per Whatsapp darauf hingewiesen.
Meine zweite Stellungname der Redaktion gegenüber (es wird dennoch mehrmals das Wort „Neger“ im Lied benutzt, ob nun von einer fiktiven Person in einem Lied oder einer realen spielt keine Rolle) finden Sie ebenfalls auf dem Screenshot.
B. Ihre Beanstandung wurde der zuständigen Redaktion zur Stellungnahme vorgelegt. Herr Michael Schuler, Leiter der SRF-Fachredaktion Musik, schrieb:
Wir nehmen gerne wie folgt Stellung:
Informationen zur Band: Die Zürcher Band um den Sänger und Gitarristen Boni Koller gilt als eine sogenannte Fun-Punk Band. Baby Jail ist auch gemäss Wikipedia vor allem bekannt für satirische und parodistische Nummern.
Informationen zum Song „Tubel Trophy“: Der Song erschien 1992 und erreichte in der Schweizer Singlehitparade Platz 6, und war auch Ende 1992 unter den Top 25 der meistverkauften Singles. «Tubel Trophy» wurde von der die Band 2015 im Rahmen einer Kampagne für Toleranz, Gelassenheit und Humanität» wiederveröffentlicht. Der Verkaufserlös ging an die Schweizerische Flüchtlingshilfe.
Aktuelle Verwendung des Songs bei Radio SRF 3: Der Song wird nicht mehr im normalen Tagesprogramm eingesetzt. Der Song wird von uns als relevanter Beitrag der Schweizer Musikszene in den 90er Jahren angesehen und lief daher im Rahmen des 90er Jahr-Tages am 1.11.2018.
Was den Inhalt des Songs anbelangt, wird aus der Perspektive eines Erzählers/Sängers die Geschichte des „Tubel“ besungen, der an einer der in den 80-er/90-er hinein weitherum bekannten „Trophy“-Auto-Off-Road-Rennen teilnimmt. Diese „Abenteuer“ - von grossen Tabakfirmen propagiert - wurden mit Vorliebe in abgelegenen afrikanischen Wüsten, Steppen und Waldgebieten, ohne grosse Rücksicht auf Mensch und Natur durchgeführt und waren dementsprechend auch immer in der Kritik.
Die Geschichte des rassistischen Protagonisten „Tubel“, der an einer solchen fragwürdigen Trophy teilnimmt, wird bis zum bitteren Ende erzählt.
Schlusspointe des Sängers an das Publikum:
Die Tubel-Trophy hät nöd nur zum Gschpass eso vill Schtrophe
Jede Tubel sölls begriiffe, und au d Philosophe
All ihr Tuble wo mit eune Tubel Schprüch husiered
All ihr Tuble, ihr wo jedem Tubel naamarschiered
Schtönd emal i d Schiisi, und am Griff wos hät deet ziehnder
Wänn ihr nüme da sind, dänn vermisst eu nämmli niemer
Dass der Sänger im Liedtext eindeutig verständlich Rassismus aufs Korn nimmt und diesen durch die Figur des „Tubel“ darstellt und zwar explizit, ist eine Form des Erzählens, die oft benutzt wird. Diese Darstellung des Tubels wird vom Sänger/Erzähler ja mehr als böse kommentiert und benannt, auch explizit. Es ist durch inhaltliche und formale Stilmittel, die jeder kennt im Lied jederzeit eindeutig klar, was der Tubel sagt und was der Sänger/Erzähler davon hält. Kurz: Das Lied ist wirklich einfach verständlich und kann eigentlich gar nicht mit einem „rassistischen Lied“ verwechselt werden.
Zusammenfassend halten wir fest, dass auch heute die satirische Form des Songs ohne weiteres nachvollziehbar ist. Auch Frau X hat ja schliesslich diese Form erkannt.
Natürlich werden wir einen eindeutig antirassistischen und sehr gelungenen satirischen Schweizer Song wieder am Radio spielen, bei einem entsprechenden redaktionellen Anlass. Die Beanstandung von Frau X ist aus unserer Sicht unhaltbar.
C. Damit komme ich zu meiner eigenen Bewertung der kritisierten Passagen im Song «Tubel Trophy» von Baby Jail. Sie kritisieren in Ihren zwei Eingaben an die Ombudsstelle, dass die Menschenwürde durch ein «rassistisches Lied» verletzt würde und dass es keinen «Freipass» gebe, «rassistische Inhalte von damals unter einem „Retro“-Deckmantel öffentlich auszustrahlen».
Herr Michael Schuler, Leiter der SRF-Fachredaktion Musik, hat ausführlich dazu Stellung genommen. Ich pflichte ihm in jedem einzelnen Punkt bei, darum kann ich mich kurz fassen. Der Song «Tubel Trophy» kritisiert auf der ganzen Linie den rassistischen «Tubel» mit seinen unsäglich dummen Äusserungen. Es ist klar ein Song gegen Rassismus. So ist auch nachvollziehbar, dass «Tubel Trophy» 2015 im Rahmen einer Kampagne für «Toleranz, Gelassenheit und Humanität» von der Band wiederveröffentlicht und der Verkaufserlös an die Schweizerische Flüchtlingshilfe gespendet wurde.
Dass die Redaktion Ihre WhatsApp-Nachricht nicht vorgelesen hat, ist verständlich. Einerseits wurden die Verantwortlichen von einer Nachrichtenflut überschwemmt, andererseits besteht keinerlei Anspruch einer Zuhörerin oder eines Zuhörers, dass die Redaktion auf die Mitteilung eingeht.
Sie haben beim Nachlesen des Songtextes selbst festgestellt, dass «nicht der Sänger, sondern der Tubel im Lied über Neger im Urwald spricht». Der Liedtext verurteilt Rassismus in überspitzter Art und Weise. Er klagt ihn indirekt an und verurteilt ihn in der Schlusspointe des Songs. Ich kann Ihren Vorwurf, die Redaktion hätte sich einen Freipass genommen, um «rassistische Inhalte von damals unter einem „Retro“-Deckmantel öffentlich auszustrahlen» daher auf keinen Fall gelten lassen.
Aus dem Gesagten ergibt sich, dass ich Ihre Beanstandung nicht unterstützen kann.
D. Diese Stellungnahme ist mein Schlussbericht gemäß Art. 93 Abs. 3 des Radio- und Fernsehgesetzes. Über die Möglichkeit einer Beschwerde an die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio- und Fernsehen (UBI) orientiert die beigelegte Rechtsbelehrung. Für Nachfragen stehe ich gerne zur Verfügung.
[1] https://www.songtexte.com/songtext/baby-jail/tubel-trophy-73fe3695.htm
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