«Arena» zum Thema «Der EU-Showdown» (2.Teil)» beanstandet

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Mit Ihrer E-Mail vom 7. Dezember 2018 beanstandeten Sie die Sendung «Arena» (Fernsehen SRF) vom 7. Dezember 2018 zum Thema «Der EU-Showdown» (2.Teil).[1] Ihre Eingabe entspricht den formalen Anforderungen an eine Beanstandung. Ich kann folglich darauf eintreten.

A. Sie begründeten Ihre Beanstandung wie folgt:

«Ich beanstande die Abbildung der Meinungsvielfalt in der Arena vom 7. Dezember. Ich würde es gerne sehen, wenn Sie die Redezeit messen. Denn Herr Blocher konnte kein einziges Mal aussprechen und wurde auch vom Moderator ständig unterbrochen. Er bekam praktisch nie die Möglichkeit seine Punkte auszuführen. Es wurden Frau Moser und Frau Gösi massiv bevorzugt. Ebenso Herr Bardini.

Weiter wurde in keinster Weise der Vertrag, sein Inhalt oder seine Auswirkungen für die Schweiz diskutiert. Inhaltlich also auch nicht die Abbildung war daher nicht Sachgerecht. Die Sendungen der Arena werden von Jahr zu Jahr schlechter.»

B. Die zuständige Redaktion erhielt Ihre Beanstandung zur Stellungnahme. Für die « A rena» äusserte sich Frau Franziska Egli, Teamleiterin der Sendung:

«In Ihrem Mail beanstandet Frau X die ‘Arena’ vom 7. Dezember ‘Der EU-Showdown Teil 2’. Einerseits kritisiert sie, dass Herr Alt Bundesrat Blocher weniger Redezeit zur Verfügung hatte als andere anwesende Gäste und diesen gegenüber benachteiligt wurde. Andererseits beanstandet sie die Sendung als nicht sachgerecht. Gerne nehme ich dazu Stellung.

Die ‘Arena’ stoppt die Redezeiten ihrer Gäste bei Abstimmungsarenen, also Sendungen, die unmittelbar vor und mit Bezug zu einer Abstimmung stattfinden. Auch dann stoppt die Redaktion nicht die einzelnen Voten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer ‘Arena’, sondern die totale Redezeit der beiden Lager: Bei Abstimmungssendungen legt die Redaktion grossen Wert darauf, dass sowohl die Pro- als auch die Kontra-Seite gleich viel Redezeit in Anspruch nehmen können.

In regulären Sendungen hingegen wird weder die Redezeit einer ‘Seite’ (da eine solche ja gar nicht zwingend auszumachen ist) noch die Redezeit eines Gasts gestoppt. Allerdings achtet die Redaktion auf Fairness: Droht ein Gast unterzugehen oder reisst jemand zu oft das Wort an sich, greift Moderator Jonas Projer ausgleichend ein.

In der beanstandeten Sendung vom 7. Dezember zählen wir 21 Wortmeldungen von Herrn Alt Bundesrat Blocher, 27 von Herrn Nationalrat Pardini, deren 15 von FDP-Präsidentin Petra Gössi und 17 von Nationalrätin Tiana Angelina Moser. Unabhängig von der exakten Redezeit, ergriff Herr Alt Bundesrat Blocher folglich am zweithäufigsten das Wort. Herr Blocher ist ein sehr geschätzter und rhetorisch sehr starker Gast der ‘Arena’, der sich verbal gut durchzusetzen weiss. Dass gerade solche Gäste öfters vom Moderator – dessen Aufgabe es ist, die Sendung zu strukturieren - unterbrochen werden als andere, liegt in der Natur der Sache.

Die Sendung thematisierte das an diesem Tag erstmals vom Bundesrat veröffentlichte Rahmenabkommen bzw. das Verhandlungsresultat, das weitere Vorgehen und die innenpolitischen roten Linien. Insofern ist die Redaktion der Ansicht, dass das Gebot der Sachgerechtigkeit in keinster Weise verletzt wurde. Ich bitte Sie, die Beanstandung in diesem Sinne zu beantworten.»

C. Damit komme ich zu meiner eigenen Bewertung der Sendung. Ich habe die Sendung sehr genau auf Ihren Vorwurf hin abgeklopft und kann Ihnen nicht beipflichten. Mir fiel auf, dass SP-Nationalrat und Gewerkschafter Corrado Pardini zwar sehr dominant war, aber nichtsdestotrotz konnten alle Gäste ihre Position ausreichend vertreten – sowohl jene an den Pulten, nämlich (neben Pardini) Alt-Bundesrat Christoph Blocher, FDP-Parteipräsidentin und Nationalrätin Petra Gössi sowie GLP-Nationalrätin und Fraktionschefin Tiana Angelina Moser, als auch jene auf den Bänken, nämlich Ständerat und CVP-Fraktionschef Filippo Lombardi, Swissmen-ad hoc-Direktor Jean-Philippe Kohl, Laura Zimmermann von der Organisation Libero sowie Hochschul-Rektorenpräsident Michael Hengartner, wie ebenso die Europarechts-Professorin Christa Tobler von der Universität Basel. Die Rednerinnen und Redner waren in der komplexen Materie allesamt beschlagen, kannten sich also aus, und keine Seite kam zu kurz. Vielleicht haben Sie den Eindruck erhalten, dass der Standpunkt der SVP weniger oft zum Zug kam, weil sich die Vertreter von FDP, CVP und GLP relativ nahe waren, wenn auch nicht deckungsgleich. Das ergibt sich aber aus der Konstellation, in der die SVP und die SP (und die Gewerkschaften) das vorliegende Rahmenabkommen ablehnen, während GLP, FDP, CVP und die Wirtschaft es vorbehaltlos oder eher akzeptieren. Es ging ja darum, in der Diskussion diese Differenzierungen sichtbar zu machen, und das gelang. Benachteiligt war niemand. Mir fiel nur auf, dass die Männer an den Pulten den Frauen an den Pulten häufiger ins Wort fielen als umgekehrt. Dass die Redezeit nur in Sendungen vor Volksabstimmungen gemessen wird, finde ich richtig. Wenn man nämlich dauernd auf die Uhr schaut, verdrängt der Zeitwettbewerb leicht die Inhalte. Und es gibt nicht immer zwei Lager, was gerade diese Sendung zeigte (wo es etwa vier Lager waren). Dies alles in Betracht genommen, kann ich Ihre Beanstandung nicht unterstützen.

D. Diese Stellungnahme ist mein Schlussbericht gemäß Art. 93 Abs. 3 des Radio- und Fernsehgesetzes. Über die Möglichkeit einer Beschwerde an die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio- und Fernsehen (UBI) orientiert die beigelegte Rechtsbelehrung. Für Nachfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

[1] https://www.srf.ch/sendungen/arena/der-eu-showdown-teil-

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