«SRF News» Social Media Posts zu Greta Thunberg beanstandet

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Mit Ihrer E-Mail vom 25. Januar 2019 beanstandeten Sie die Social-Media-Posts von SRF News vom 25. Januar 2019 über Greta Thunberg während ihrer Teilnahme am World Economic Forum (WEF) in Davos. Ihre Eingabe entspricht den formalen Anforderungen an eine Beanstandung. Ich kann folglich darauf eintreten.

A. Sie begründeten Ihre Beanstandung wie folgt:

«Ich reiche hiermit offiziell Beschwerde gegen die von SRF betriebenen Seiten ‘SRF News’ auf Facebook und ‘SRF News’ auf Twitter ein. Ich rüge damit nach Art. 4 und 5 RTVG ein Verstoss gegen die Meinungsvielfalt und eine einseitige, unverhältnismässige, unkommentierte Informations- und Meinungsverbreitung in extrem hoher Kadenz.

1. Auf der Facebook-Seite wird Greta Thunberg alleine am 25 Januar 2019 innert drei Stunden drei mal gepostet: 1x als Livestream-Verweis, 1x als Bild mit Originalzitat, 1x als Video einer Rede mit einer Laufzeit von zwei Minuten und acht Sekunden!

Keinem anderen WEF-Besucher wird eine derartige Plattform geboten. Notabene unkommentiert und so aufbereitet, dass die Inhalte sofort viral weiterverbreitet werden können.

2. Auf der Twitter Seite präsentiert sich der Fankult der Social-Media-Redaktion über Greta Thunberg noch extremer: alleine am 25. Januar werden bis 16:00 Uhr fünf Beiträge gepostet. 1x als Auftrittsankündigung, 1x als Livestream-Verweis, 1x als Bild mit Originalzitat, 1x als Video einer Rede mit einer Laufzeit von zwei Minuten und acht Sekunden und 1x als Verweis auf einen Sitzstreik.

Auch hier: keinem anderen WEF-Besucher wird eine derartige Plattform geboten. Notabene unkommentiert und so aufbereitet, dass die Inhalte sofort viral weiterverbreitet werden können.

Fazit: Die Aufmerksamkeit von Greta Thunberg auf SRF ist nicht nur ideologisch motiviert, sondern völlig überrepräsentiert und zeugt von einem eigentlichen Fan-Kult auf der Social-Media-Redaktion. Als Follower auf den beiden Social-Media-Kanälen fühlt man sich regelrecht bombardiert mit Greta-Thunberg-Propaganda.

Ich verlange daher, dass die Beiträge auf den beiden Social-Media-Kanälen unverzüglich reduziert werden und sowohl auf Facebook wie auch auf Twitter eine Entschuldigung publiziert wird.»

B. Die zuständige Redaktion erhielt Ihre Beanstandung zur Stellungnahme. Für SRF News antwortete Frau Sandra Manca, Bereichsleiterin des Online-Dienstes:

«Besten Dank für die Gelegenheit, zur Beanstandung von Herrn X Stellung zu nehmen.

Die Beanstandung bezieht sich auf mehrere Social Media Posts im Zusammenhang mit der Reise von Greta Thunberg ans WEF in Davos. Herr X rügt die Kadenz und Aufbereitung der publizierten Posts.

Greta Thunberg war so etwas wie der inoffizielle Star am WEF – und es bestand ein direkter Zusammenhang mit den Klimastreiks einer Vielzahl von Schülerinnen und Schülern in verschiedenen Schweizer Städten. Ihrem Auftritt in Davos Platz einzuräumen, war aufgrund des Publikumsinteresses also sicher gegeben.

Wenn auf Social Media innert drei Stunden drei Posts publiziert werden, so kann dies nicht mit einer dreistöckigen Berichterstattung im Radio oder Fernsehen verglichen werden. Aufgrund des Algorithmus von zum Beispiel Facebook, wird kaum ein Nutzer je alle drei Posts zu sehen bekommen. Konkret wurden am 25. Januar drei Posts auf Facebook veröffentlicht:

  • Verweis auf Livestream.[1]
  • Anschliessend Bild mit Zitat.[2]
  • Videozusammenschnitt der Rede.[3]

Es ist journalistisch korrekt, dass nach dem Livestream auch eine Zusammenfassung der Rede nachgeliefert wird. Eine Bildtafel mit Zitat ist ebenfalls ein gängiges Mittel der Berichterstattung auf Social Media.

In diesem Zusammenhang verweisen wir auf unsere Stellungnahme zur Beschwerde 5695 vom 24. Januar 2019:

<Auf Social Media werden News in der Regel verkürzt dargestellt. Um ein Thema für ein teils eher ‘newsdepriviertes’ Publikum aufzubereiten, muss der Sachverhalt vereinfacht, teils sogar zugespitzt werden, der Text auf ein Minimum reduziert. Auf Social Media gilt oft: Mut zur Lücke. Eine Geschichte kann nicht immer von A bis Z erzählt werden, manchmal müssen wir uns auf einen Aspekt konzentrieren.>

Trotzdem hat SRF News den Auftritt von Greta Thunberg durchaus kritisch eingeordnet. Zum Beispiel auf Twitter.[4] Ebenso auf der SRF App.[5]

In unserer internen Kritik kamen wir zum Schluss, dass sich die Berichterstattung über Greta Thunberg insgesamt am oberen Limit bewegt hat. Die einzelnen Beiträge waren aber journalistisch korrekt und die Berichterstattung ausgewogen.

Wir bitten Sie die vorliegende Beanstandung in diesem Sinne zu beantworten.»

C. Damit komme ich zu meiner eigenen Bewertung der Posts. Es ist klar, dass ein Mädchen wie Greta Thunberg, das durch sein Handeln quasi Weltpolitik macht, Aufsehen erregt und Kontroversen auslöst. Handelt es sich nur um eine vorgeschobene Marionette? Oder ist es eben ein Phänomen, das zuerst seine Eltern, dann die schwedische und schließlich die internationale Öffentlichkeit aufrüttelte und zum Umdenken anregt? Es ist jedenfalls überhaupt keine Frage, dass über ein 16jähriges Mädchen, das sich eine 65stündige Zugsreise zumutet, um in Davos am WEF zu sprechen und zu demonstrieren, berichtet wird, und zwar auf allen Kanälen. Dass Greta Thunberg nicht unumstritten ist, dass gerade ihr Schulstreik auch kritisiert wird, thematisierte Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann.[6] Gleichwohl war sie so etwas wie der Star des diesjährigen WEF.

Man muss sich aber, wie Frau Manca schreibt, immer bewusst sein, dass die Einträge in den Social Media sehr flüchtig sind. Kaum jemand sieht alle. Darum bedeutet eine hohe Kadenz – zuerst Live-Stream, dann Zusammenfassung usw. – nicht a priori eine Berichterstattung, die der PR für die abgebildete Person gleichkommt. Dass die obere Grenze erreicht war, fand zwar auch die Redaktion. Ich kann Ihnen aber nicht folgen, dass es sich um einen Fan-Kult handelte, dass SRF News Greta Thunberg in übertriebener Weise eine Plattform geboten habe und dass das alles unkommentiert erfolgte. Gerade die Beiträge von Klaus Ammann und Bruno Kaufmann diskutierten ja den Auftritt der Schwedin und nahmen kritische Einwände auf. Und SRF News berichtete auch über andere Auftritte in Davos, der Online-Kanal war also keineswegs das Sprachrohr von Greta Thunberg, vielmehr war die Berichterstattung thematisch breit. Folglich war sie auch nicht einseitig. Ich kann daher Ihrer Beanstandung nicht beipflichten.

D. Diese Stellungnahme ist mein Schlussbericht gemäß Art. 93 Abs. 3 des Radio- und Fernsehgesetzes. Über die Möglichkeit einer Beschwerde an die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio- und Fernsehen (UBI) orientiert die beigelegte Rechtsbelehrung. Für Nachfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüssen,
Roger Blum, Ombudsmann

  1. https://www.facebook.com/srfnews/posts/1993380754110229?__tn__=-R
  1. https://www.facebook.com/srfnews/photos/a.322215267893461/1993395150775456/?type=3&theater

[3] https://www.facebook.com/watch/?v=1897592053699573

[4] https://twitter.com/srfnews/status/1088464568505065473

[5] https://www.srf.ch/news/international/kritik-an-greta-thunberg-die-haeufigsten-vorwuerfe-und-was-von-ihnen-zu-halten-ist;

https://www.srf.ch/news/wirtschaft/klimaaktivistin-am-wef-greta-thunberg-will-in-davos-im-zelt-uebernachten

[6] https://www.srf.ch/news/international/nach-schulstreiks-ans-wef-die-gefahr-der-instrumentalisierung-besteh

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