Beitrag «Magdalena Martullo-Blocher zeigt ihre Winter-Oase» von «Glanz & Gloria» beanstandet
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Mit Ihrer E-Mail vom 15. Februar 2019 haben Sie den Beitrag «Magdalena Martullo-Blocher zeigt ihre Winter-Oase»[1]in der Sendung «Glanz & Gloria» vom 14. Februar 2019 beanstandet. Ihre Eingabe erfüllt die formalen Voraussetzungen an eine Beanstandung. Somit kann ich auf sie eintreten.
A. Sie begründeten Ihre Beanstandungwie folgt:
Wir kennen alle den Spruch das Schweizer Fernsehen sei linkslastig... was noch nie gestimmt hat.
Nun scheint jedoch das Schweizer Fernsehen den Weg der Ausgewogenheit zu verlassen.
M. Martullo-Blocher erhielt am 14.2.2019 in der Sendung G & G eine gratis PR Sendung vom Schweizer Fernsehen.... Gratis-Werbung für sie und die SVP.... und das im Wahljahr. Gehört der Bündner Moderator Salar Bahrampoori zu den SVP-Sympathisanten? Es kann nicht sein, dass unser Schweizer Fernsehen einer Politikerin und einer bestimmte Partei in einem Wahljahr eine Propagandaplattform bietet....
Gerade Martullo-Blocher und die SVP, die SRF praktisch abschaffen wollten mit der NO-Billag Initiative.
Ich bitte Sie von meinem Protest Kenntnis zu nehmen und erwarte gerne Ihre Stellungnahme.
B. Ihre Beanstandung wurde der zuständigen Redaktion zur Stellungnahme vorgelegt. Frau Paola Biason, Redaktionsleiterin «Glanz & Gloria», schrieb:
Gerne nehmen wir Stellung zur Beanstandung von X, die bei Ihnen am Freitag, 15. Februar 2019, per E-Mail eingegangen ist.
Der Beanstander interpretiert eine «G&G»-Reportage, in welcher Magdalena Martullo-Blocher den SRF-Zuschauerinnen und -Zuschauern ihre Winter-Oase «Lenzerheide» näherbringt als:
«Gratis-Werbung für sie und die SVP.... und das im Wahljahr.»
Der Beitrag war Teil einer Serie, in welcher prominente Schweizer Persönlichkeiten den Zuschauerinnen und Zuschauern von SRF ihre Winter-Oase vorgestellt haben.
Vom Montag, 14. Januar bis Freitag, 15. Februar 2019 wurden in dieser Serie insgesamt 22 Schweizer Skiorte präsentiert, allesamt durch die Augen einer prominenten Schweizerin oder eines prominenten Schweizers. Wichtig war uns bei der Realisation dieser Serie, den Zuschauerinnen und Zuschauern ein Stück winterliche Schweiz zu präsentieren. Hierfür wurde auch eng mit den Tourismus-Büros der Schweiz kooperiert, die uns die Namen ihrer berühmtesten Gäste preisgaben. Diese haben wir dann kontaktiert und um ihre Teilnahme gebeten.
Von Bernhard Russi (Andermatt), Maria Walliser (Davos) über Trauffer (Meiringen-Hasliberg) bis zu FDP-Chefin Petra Gössi (Stoos) kamen also 22 Prominente zum Zug, unter anderem auch Magdalena Martullo-Blocher (Lenzerheide).
Eine Übersicht aller Winter-Oasen ist auf folgendem Link [2]zu finden.
Alle Beiträge unserer Winter-Serie waren gleich aufgebaut: Der Einstieg erfolgte geografisch mit einer Schweizer Karte, die zur Lokalisierung des Ski-Orts diente. Ergänzend hinzu kamen historische und wirtschaftspolitische Informationen durch Off-Kommentar. Danach folgte jeweils die Reportage über den Prominenten, der uns an die Lieblingsorte in seiner ganz persönlichen «Winter-Oase» führte und kleine Anekdoten zu dort passierten Erlebnissen erzählte. Dass sich die Sympathie für einen Protagonisten durch seine Erzählungen steigert, kann ich nachvollziehen. Aber ich sehe nicht ein, wo hier Werbung für die SVP passiert sein soll.
Was die Ausstrahlung im Wahljahr betrifft: Die Publizistischen Leitlinien des SRF besagen klar, dass in einem Wahljahr Polit-Kandidaten oder -Kandidatinnen innerhalb von sechs Wochen vor den Wahlen nicht mehr herausgehoben werden dürfen. Der Beitrag von Magdalena Martullo-Blocher wurde am 14. Februar 2019, also rund acht Monate vor den nationalen Wahlen ausgestrahlt, was somit absolut legitim ist.
X beanstandet weiter:
«Gehört der Bündner Moderator Salar Bahrampoori zu den SVP-Sympathisanten? Es kann nicht sein, dass unser Schweizer Fernsehen einer Politikerin und einer bestimmten Partei in einem Wahljahr eine Propagandaplattform bietet... Gerade Martullo-Blocher und die SVP, die SRF praktisch abschaffen wollten mit der NO-Billag Initiative.»
Unser Moderator Salar Bahrampoori ist Bündner, aber er sympathisiert in keiner Art und Weise mit der SVP. Er sagt den Beitrag von Magdalena Martullo-Blocher, die ihre Ferien seit Jahren mit ihrer Familie auf der Lenzerheide verbringt, absolut neutral an.
Ich verstehe daher leider nicht, wie X auf die Idee kommen kann, wir würden einer Politikerin eine Werbeplattform zur Verfügung stellen, wenn es in erster Linie um den Skiort geht, wo sie sich gern aufhält und über Dinge spricht, die sie dort erlebt hat.
Die SVP hat die SRG bekämpft, ja, aber wir sind der Meinung, dass ein Gesellschaftsmagazin wie «Glanz & Gloria» alle Schweizer Persönlichkeiten gleich behandeln muss und sie nicht aufgrund einer politischen Ausrichtung oder Aktion ausgrenzen darf.
In diesem Sinne hoffe ich, dass Sie diese Beanstandung nicht unterstützen.
C. Damit komme ich zu meiner eigenen Bewertung des Beitrages. Die Sendung «Glanz & Gloria» berichtet täglich von Montag bis Freitag sowie sonntags von nationalen Kultur- und Gesellschaftsanlässen. Sie liefert Hintergrund-Geschichten zu internationalen Veranstaltungen und Persönlichkeiten und stellt Schweizerinnen und Schweizer vor, die in Unterhaltung, Kunst, Sport, Politik und Wirtschaft Aussergewöhnliches leisten. So beschreibt sich «Glanz & Gloria» im Sendungsportrait[3]. In der von Ihnen beanstandeten Reihe ging es darum, dass knapp zwei Dutzend Prominente aus der Schweiz ihre persönliche «Winteroase», also ihren persönlichen Lieblings-Winterort vorstellen. Dabei ging es primär darum, dem Publikum prächtige Orte und Landschaften der Schweiz zu zeigen. Dass dies prominente Schweizerinnen und Schweizer aus den im Sendungsportrait beschriebenen Bereichen von Unterhaltung, Kunst, Sport, Wirtschaft und eben auch Politik tun, ist völlig legitim. Wie die anschliessende Liste zeigt, hat sich dadurch ein breites Spektrum an Winterorten, Landschaften, Prominenten und entsprechenden Bereichen ergeben:
Frank Baumann: Vals Laura Zurbriggen: Zermatt
Marc Sway: Arosa Petra Gössi: Stoos
Marc Trauffer: Meiringen-Hasliberg Art Furrer: Aletsch Arena – Riederalp
Stefan Roos: Bad Ragaz/Pizol Sandro Cavegn: Sedrun
Nicola Spirig: St. Moritz Martin Hangl: Samnaun
Maria Walliser: Davos Adolf Ogi: Kandersteg
Marco Odermatt: Engelberg Magdalena Martullo-Blocher: Lenzerheide
Peter Sauber: Laax Gian Simmen: Grindelwald
Vreni Schneider: Elm Lolita Morena: Crans-Montana
Irma Dütsch: Saas-Fee Remo Käser: Lenk
Bernhard Russi: Andermatt Mike von Grünigen: Gstaad
Wie bereits in der Stellungnahme der Redaktionsleiterin von «Glanz & Gloria» geäussert wird, sind alle Beiträge nach dem gleichen Muster aufgebaut. Im Beitrag «Magdalena Martullo-Blocher zeigt ihre Winter-Oase»[4]wird die SVP natürlich erwähnt. Das ist aber logisch und zwingend, soll das Publikum die jeweiligen Protagonistinnen und Protagonisten doch entsprechend verorten können. Von einer Gratiswerbung, für die SVP ist – wie Sie in Ihrer Beanstandung monieren – ist nichts zu sehen. Auch die Anmoderation des Beitrags durch Herrn Salar Bahrampoori war völlig harmlos. Er erwähnt, dass Frau Martullo-Blocher die Ems-Chemie von ihrem Vater übernommen hat; das ist korrekt. Im Beitrag wird dann auch erwähnt, dass das Rothorn der Hausberg von Frau Martullo-Blocher sei. Es zeigt sich also auch hier, dass es nicht darum ging, der SVP eine Werbeplattform zu bieten. Das Publikum wurde in der Anmoderation ebenfalls nicht beeinflusst.
Dass dieser Beitrag Mitte Februar des Wahljahres 2019 ausgestrahlt wurde, tut nichts zur Sache. Die publizistischen Leitlinien von SRF[5]geben – wie Frau Paola Biason bereits dargelegt hat – die Fristen vor, während derer in einem Wahljahr Polit-Kandidaten oder -Kandidatinnen nicht mehr herausgehoben werden dürfen. Der Beitrag, in dem es – wie oben festgehalten – nicht um Politik, sondern um Winterorte und Prominente ging, wurde überdies acht Monate vor den Eidgenössischen Wahlen ausgestrahlt. Er liegt somit sehr weit von der «heiklen Phase» entfernt.
Ich gehe mit Frau Paula Biason einig, dass die Sendung «Glanz & Gloria» «alle Schweizer Persönlichkeiten gleich behandeln muss und sie nicht aufgrund einer politischen Ausrichtung oder Aktion ausgrenzen darf». «Glanz & Gloria» hat keine Gratiswerbung für die SVP gemacht. Ebenso hat der Moderator, Herr Salar Bahrampoori, den von Ihnen kritisierten Beitrag neutral angekündigt. Aus dem Gesagten ergibt sich, dass ich Ihre Beanstandung nicht unterstützen kann.
D. Diese Stellungnahme ist mein Schlussbericht gemäß Art. 93 Abs. 3 des Radio- und Fernsehgesetzes. Über die Möglichkeit einer Beschwerde an die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio- und Fernsehen (UBI) orientiert die beigelegte Rechtsbelehrung. Für Nachfragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Manfred Pfiffner, stellvertretender Ombudsmann
[1]https://www.srf.ch/play/tv/popupvideoplayer?id=90f68885-d05d-47dd-8f7c-0255246b8062&startTime=1.477
[2]https://www.srf.ch/sendungen/glanz-und-gloria/prominente-zeigen-ihre-winter-oasen
[3]https://www.srf.ch/sendungen/glanz-und-gloria/sendungsportraet
[4]https://www.srf.ch/play/tv/popupvideoplayer?id=90f68885-d05d-47dd-8f7c-0255246b8062&startTime=1.477
[5]https://m.srf.ch/unternehmen/unternehmen/qualitaet/publizistische-leitlinien-srf
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