«Mona mittendrin: Psychiatrie» beanstandet

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Mit Ihrer E-Mail vom 25. April 2019 beanstandeten Sie die Sendung «Mona mittendrin: Psychiatrie (4/4)» (Fernsehen SRF) vom 11. April 2019.[1] Ihre Eingabe entspricht den formalen Anforderungen an eine Beanstandung. Ich kann daher darauf eintreten.

A. Sie begründeten Ihre Beanstandung wie folgt:

«Ich beanstande, dass in der genannten Sendung wesentliche, essentielle Informationen wissentlich unterschlagen wurden. Dadurch wird ein völlig falsches Bild der Psychiatrie gezeigt. Selber arbeitete ich lange Zeit in der UPD als Pflegefachmann.

Im Bericht ging Mona auf die Station König. Es wurde im gesamten Bericht verschwiegen, dass es sich um eine PRIVATSTATION handelt. Das Klima und auch die Patienten unterscheiden sich massiv von jener auf Allgemein-Stationen. Die Therapieangebote sind durch die höheren finanziellen Mittel um ein vielfaches umfassender als jene auf einer Allgemeinpsychiatrie. Weiters Beispiel: Die Chips, welche, wie die Pflegeperson erklärt, benutzt werden, dass jeder individuell die Station verlassen kann, gibt es ausschliesslich auf der Privatstation.

Ein Verschweigen dieser Tatsache (Privatstation) verunmöglicht dem Zuschauer sich ein differenziertes und echtes Bild zu machen. Auf mich wirkt das Verschweigen zudem höchst unseriös.

Ich kann mir schlicht nicht vorstellen das die Sendungsmacher sich der Tatsache ‘Privatstation’ nicht bewusst waren.

Die Station wird zudem als Akutstation bezeichnet. Auch dies ist nicht korrekt da nur bekannte Privatpatienten direkt auf die Station König eintreten. Hier möchte ich jedoch nicht weiter insistieren. Jedoch anmerken das ich auch dies als unseriöse journalistische Arbeit betrachte.»

B. Die zuständige Redaktion erhielt Ihre Beanstandung zur Stellungnahme. Die Antwort stammt von Herrn Matthias Haemmerly, Senior Entwickler Jugend, Familie, Unterhaltung:

«’Mona mittendrin in der Psychiatrie’ zeigt den Alltag in der Psychiatrie. Mona Vetsch springt mitten rein und tastet sich während drei Tagen Stück für Stück nach aussen. Das Format ist keine umfassende Abhandlung der Institution Universitäre Psychiatrischen Dienste Bern. Der Patient, die Pflegenden und ihr Alltag, ihre Geschichten auf der Station König stehen im Mittelpunkt. Ob es sich bei dieser Station um eine Station für Zusatzversicherte oder um eine andere Akut-Station handelt, ist für das Format nicht relevant. Der Film ist ein punktuelles, subjektives Eintauchen in einen Psychiatrie-Alltag. Ungeschönt und authentisch. Die ethischen Standpunkte unterscheiden sich auf den einzelnen Stationen nicht. Laut Chefarzt Dr. Dr. Strik sind auch die medizinischen Fragestellungen die gleichen.

Es werden aus unserer Sicht weder essentielle Informationen unterschlagen, noch entsteht über dieses Format ein falsches Bild der Psychiatrie. Der Film wurde von den Verantwortlichen des UPD vor der Ausstrahlung abgenommen und auf inhaltliche Fehler, Unterlassungen oder Fehlinterpretationen überprüft. Von ihrer Seite her kam kein Einwand. Das Team der Station König und die Ärzte sprechen von der Akutstation. Das ist die offizielle Bezeichnung der Station König.

Die Reaktionen der portraitierten Personen und der Institution sind sehr positiv. Sie finden, dass ihr Alltag im Film sehr authentisch abgebildet wird.»

C. Damit komme ich zu meiner eigenen Bewertung der Sendung. Zunächst zum Strukturellen: Die «Privatstation König» ist Teil der Universitäten Psychiatrischen Dienste Bern[2], also eine staatliche und nicht eine private Klinik.[3] Was sie von den anderen Abteilungen der «Waldau» unterscheidet, ist, dass sie nur privat versicherte Patientinnen und Patienten aufnimmt, die von einer etwas großzügigeren Unterstützung in der Betreuung und von einem etwas feineren Essen profitieren. Prof. Dr. Werner K. Strik, Ordinarius für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Bern, ist sowohl Direktor der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie als auch Chefarzt der Privatstation König.[4] In der Gesamtklinik sind weitere sechs Chefärzte tätig. Die Patientinnen und Patienten der Privatstation König sind ausschliesslich Erwachsene. Aber deren Erkrankungen, Krisen und Probleme sind die gleichen wie die der Patientinnen und Patienten anderer Abteilungen. Insofern war es zwar ein Mangel, dass auf den Charakter der «Privatstation König» nicht hingewiesen wurde, aber es war ein Fehler in einem Nebenpunkt, der die freie Meinungsbildung des Publikums nicht einschränkte.

Die Sendung war im Gegenteil eine stimmungsvolle, einfühlsame Reportage aus der Psychiatrischen Universitätsklinik in Bern. Sehr eindrücklich die Gespräche von Mona Vetsch mit verschiedenen Patienten und Patientinnen, sehr authentisch die Persönlichkeit der Pflegerin Zamzan Abdi, sehr hilfreich die bilanzierenden Kommentare. Ich komme überhaupt nicht zum Schluss, dass ein falsches Bild der Psychiatrie gezeigt wurde. Ich kann daher Ihre Beanstandung nicht unterstützen.

D. Diese Stellungnahme ist mein Schlussbericht gemäß Art. 93 Abs. 3 des Radio- und Fernsehgesetzes. Über die Möglichkeit einer Beschwerde an die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio- und Fernsehen (UBI) orientiert die beigelegte Rechtsbelehrung. Für Nachfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüssen,
Roger Blum, Ombudsmann

[1] https://www.srf.ch/play/tv/mona-mittendrin/video/mona-mittendrin-in-der-psychiatrie-44?id=adb60dfd-22d8-416e-9d89-bb738a4c10ae

[2] https://www.upd.ch/de/

[3] https://www.upd.ch/de/angebot/erwachsenenpsychiatrie/privatstation.php

[4] https://www.upd.ch/de/ueber-uns/medizinische-leitungspersonen.php#anchor_e47698e1_Accordion-Prof.-Dr.-med.-Werner-Strik

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