Studie Digimonitor 2019: So nutzt die Schweiz digitale Medien
Die jungen Schweizer*innen wenden sich von Facebook ab. Der Streamingdienst Spotify ist die am stärksten wachsende digitale Plattform, gefolgt von Netflix. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie Digimonitor 2019 der Interessengemeinschaft elektronische Medien (IGEM) und der Wemf AG für Werbemedienforschung.
Die jungen Schweizer*innen zwischen 15 und 24 Jahren kehren Facebook den Rücken zu. Nutzten 2014 noch 82 Prozent der Jungen mindestens gelegentlich Facebook, tun dies 2019 nur noch 36 Prozent (siehe Grafik). Dafür wächst der Musik-Streamingdienste Spotify stark. Innert Jahresfrist hat Spotify 325.000 neue User*innen hinzugewonnen. 1.6 Millionen Personen hören nun mindestens gelegentlich Musik über Spotify, was einem Viertel der Gesamtbevölkerung entspricht.
Bei den Jüngeren zwischen 15 bis 24 Jahren ist der Anteil der Spotify- und Netflix-User mehr als doppelt so gross: Rund 60 Prozent der jungen Schweizer*innen hören ab und zu Musik auf Spotify oder schauen Netflix. Spotify wird intensiver genutzt als Netflix: Jede*r sechste Schweizer*in ab 15 Jahren hört täglich Spotify. Aber nur jede*r Zehnte schaltet täglich Netflix ein.
Die wichtigsten Resultate im Überblick
- Spotify wächst am stärksten. Rund 1.6 Mio. Personen nutzen Spotify. Aber 5.6 Mio. hören Radio.
- Netflix wächst nicht mehr so schnell. Knapp 1.8 Mio. schauen Netflix und 4.2 Mio. nutzen ab und zu YouTube. Aber 5.9 Mio. schauen Fernsehen und 3.4 Mio. waren im letzten Halbjahr im Kino.
- Facebook bricht bei den jungen Schweizer*innen ein. Dank WhatsApp und Instagram hat der Facebook-Konzern trotzdem eine grosse Nutzerbasis für die geplante Digital-Währung «Libra».
- Sprachgesteuerten Lautsprecher wie Amazon Echo sind zwar bekannt, die Smart Speaker werden aber in der Schweiz kaum genutzt.
- Frauen sind weniger präsent auf Twitter und der Karriereplattform LinkedIn.
- eSports als Männerthema: Fast alle Twitch-Nutzer sind Männer. Die Frauen sind auf Pinterest.
- Trotz Smartphone: Das gute, alte TV-Gerät bleibt Favorit fürs Fernsehen – in allen Altersgruppen.
2015 schauten nur 5 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren ab und zu Netflix. 2019 tut dies nun bereits mehr als jeder Vierte (28%). Das Wachstum von Netflix hat sich aber deutlich abgeschwächt. Netflix hat jetzt knapp 1.8 Millionen Nutzer*innen in der Schweiz. Das Netflix-Abo muss man sich leisten können: Mit steigendem Einkommen nimmt die Nutzung von Netflix zu.
Tik Tok ist die jüngste und Pinterest die weiblichste Plattform
Instagram wächst weiter. 27 Prozent der Bevölkerung sind gelegentlich auf Instagram. Instagram ist vor allem bei den Jungen beliebt: 80 Prozent der 15 bis 24-Jährigen nutzen Instagram, die Mehrheit davon sogar mehrmals täglich. Das Durchschnittsalter der Instagram-User*innen liegt bei 32 Jahren. Deutlich jünger sind nur noch die Nutzer*innen von Snapchat und Twitch mit rund 25 Jahren. Am jüngsten sind die Nutzer*innen des chinesischen Videoportals Tik Tok: Diese sind noch keine 16 Jahre alt. eSports auf der zu Amazon gehörenden Gaming-Plattform Twitch ist praktisch ein reines Männerthema: Knapp 90 Prozent der 260.000 Nutzer sind männlich.
Auch auf dem Kurznachrichtendienst Twitter und den Karriereplattformen LinkedIn und Xing sind Frauen deutlich weniger präsent als Männer. Dagegen hat Pinterest fast nur Nutzerinnen. Von den 1.1 Millionen gelegentlichen User*innen auf Pinterest sind über 800.000 Frauen.
TV, Radio und Kino weiterhin breit genutzt
Trotz der vielen neuen digitalen Angebote bleiben Fernsehen, Radio und Kino in der Schweiz beliebt. Mit 5.6 Millionen Hörer*innen überragt Radio die 1.6 Millionen Spotify-Nutzer*innen bei weitem. Auch jüngere Personen hören noch weit verbreitet Radio. Mehr als Dreiviertel der Personen unter 25 Jahren hören Radio, nicht ganz die Hälfte sogar täglich.
Auch Kinos werden trotz Netflix & Co. weiterhin besucht. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung war in den letzten 6 Monaten mindestens einmal im Kino. Noch beliebter ist Kino bei den Jüngeren: Über 80 Prozent der Personen unter 25 Jahren gehen pro Halbjahr mindestens einmal ins Kino, ein Grossteil davon mehrmals.
Die 5.9 Millionen TV-Zuschauer*innen überwiegen die knapp 1.8 Millionen Netflix-Nutzer*innen um mehr als das Dreifache. Auch im Vergleich zu YouTube weist klassisches Fernsehen knapp 1.7 Millionen mehr Zuschauer*innen auf. Mit 94 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren schaut die breite Masse fern. Zwei Drittel der Schweizer*innen schalten an einem Durchschnittstag den Fernseher ein. Auch bei den 15- bis 24-Jährigen schauen fast 40 Prozent täglich fern. Dank Smartphone und Computer wird Fernsehen auch vermehrt unterwegs und mobil geschaut. Der Grossteil der TV-Nutzung erfolgt aber immer noch zuhause vor dem klassischen TV-Gerät mit grossem Bildschirm. Gerade für die jüngeren Schweizer*innen ist Fernsehen ein «soziales Medium» und wird überdurchschnittlich oft zu Besuch bei Freunden, Bekannten oder Verwandten geschaut. Das klassische TV-Gerät bleibt denn auch in allen Altersgruppen mit deutlichem Abstand das beliebteste Gerät, um fernzusehen.
Grosse Nutzerbasis für die geplante Facebook-Digitalwährung «Libra»
Trotz dem Rückgang bei Facebook ist die Nutzerbasis für die Einführung der geplanten Digitalwährung «Libra» gross. Der Konzern von Mark Zuckerberg erreicht mit seinen Diensten Facebook, Instagram und WhatAapp 80 Prozent der Schweizer Bevölkerung ab 15 Jahren. Bei den unter 40-Jährigen nutzen fast alle (95%) mindestens eine Plattform aus dem Facebook-Universum. Der Nachrichtendienst WhatsApp macht den grössten Anteil aus. Nur schon WhatsApp nutzen mehr als Dreiviertel der Bevölkerung (77%). Instagram und Facebook bringen dem Facebook-Konzern kaum zusätzliche Reichweite.
Smart Speaker: Bekannt, aber kaum genutzt
Sprachgesteuerte Lautsprecher wie Amazon Echo, Google Home oder Apple HomePod sind zwar den Schweizer*innen bekannt: Knapp 40 Prozent wissen, was solche Smart Speaker sind. Wirklich nutzen tut das aber nur eine absolute Minderheit. Weniger als 3 Prozent der Bevölkerung sprechen wenigstens gelegentlich mit einem Smart Speaker. Das entspricht nicht einmal 170'000 Personen.
Über die Studie IGEM-DIGIMONITOR 2019
Die Studie Digimonitor erhebt seit 2014 jährlich die Nutzung von elektronischen Medien und Geräten in der Schweiz. Die Daten sind repräsentativ für die gesamte Bevölkerung in der Deutsch- und Westschweiz ab 15 Jahren, weil auch Offliner*innen und Personen ohne Festnetzanschluss befragt werden. Im Auftrag der Interessengemeinschaft elektronische Medien IGEM und der Wemf befragte das Link Institut 2019 telefonisch 1786 Personen, davon 1034 in der Deutschschweiz und 752 in der Romandie. Das Vertrauensintervall liegt bei maximal +/- 2.3 Prozentpunkten.
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