«Puls»-Beitrag «E-Zigaretten unter Verdacht: Lungenärzte fordern Register» beanstandet
6120-6129
Genauso wie neun andere Personen haben Sie mit Ihren Eingabe, die zwischen dem 25. und 29. September 2019 abgeschickt wurde, die Sendung «Puls» (Fernsehen SRF) vom 23. September 2019 und dort den Beitrag «E-Zigaretten unter Verdacht: Lungenärzte fordern Register» beanstandet.[1] Ihre Eingabe entspricht den formalen Anforderungen an eine Beanstandung. Ich kann daher darauf eintreten.
A. Sie und die anderen Personen begründeten ihre Beanstandungen wie folgt:
6120: «Ich hatte bis jetzt sehr grosses Vertrauen in die Puls Sendungen, ich bin davon ausgegangen das wahrheitsgetreue, hoch professionell und gewissenhaft recherchierenden und berichtet wird. Was aber in der Puls Sendung von diesem Montag berichtet wurde <E-Zigaretten unter Verdacht – Lungenärzte fordern Register> ohne jeglichen Beweise zu erbringen, dass die E-Zigarette (bei korrektem verwenden der E-Zigarette, kein Missbrauch der E-Zigarette um irgendwelche Flüssigkeiten zu dampfen die niemals in eine E-Zigarette gehören, wie in den USA) für die Erkrankung dieser Frau alleine verantwortlich ist. Der Bericht ist irreführenden und hat dem Zuschauer vermittelt das die E-Zigarette schuld sein soll ohne jeglichen Beweis dafür, nicht mal über die Vorgeschichte dieser Frau wurde berichtet, wie z. B. wie viel und lange die Frau schon vorher Tabakzigaretten geraucht hat, usw... Was ich für absolut fahrlässig finde ohne Beweise. Sind sich die verantwortlichen Personen von Puls eigentlich bewusst, als Gesundheitsmagazin finanziert von uns Bürger, was Sie mit solchen irreführenden Berichten über die E-Zigarette anrichten? Ich bin bis jetzt immer davon ausgegangen das die verantwortlichen Personen von Puls Berichte machen die für uns Bürger von nutzen sind und uns hilft mehr und gute Informationen zu erhalten über die Gesundheit. Aber mit diesem irreführenden Bericht hat Puls genau das Gegenteil erreicht und unzählige Menschen wo nicht von der Tabakzigaretten Sucht los kommen massivst verunsichert. So dass diese Menschen wo bis jetzt mit keinem anderen Mittel von der Tabakzigaretten Sucht los gekommen sind und die E-Zigarette als letztes Mittel die Hoffnung gibt, doch noch von der Tabakzigaretten Sucht los zu kommen und nach der Nikotinreduzierung auch die E-Zigarette nicht mehr benützen (was weltweit hunderttausende betätigen werden), bei diesen Menschen für eine Verunsicherung ausgelöst haben und die jetzt beim Tabakzigaretten Konsum bleiben. Wer steht öffentlich hin von Puls und übernimmt für diese Verunsicherung durch diesen irreführenden Bericht über die E-Zigarette die Verantwortung dafür? Es ist unglaublich was momentan für irreführende Berichte, falsche Informationen und Lügen über die E-Zigaretten verbreitet werden von Schweizer Medien. Fakt ist, niemand ist in den USA schwer erkrankt oder gestorben, der E-Zigaretten mit Liquid dampft welches in der korrekten Zusammensetzung hergestellt wird und weltweit in E-Zigaretten Geschäften erhältlich ist. Sonst würden ja jetzt Millionen E-Zigaretten Konsumenten im Spital oder im sterben liegen. Die E-Zigarette wurde von den betroffenen Menschen missbraucht! Das belegen sämtliche Untersuchungen in den USA (auch staatliche Behörden) und Aussagen von den betroffenen Menschen, dass die E-Zigarette von den betroffenen Menschen missbraucht wurde in dem diese Menschen irgend welche Flüssigkeiten (z.B. gepanschte Drogen, synthetisches THC Cannabis, Vitamin-E-Azetat, usw...) die ganz sicher nicht in eine E-Zigarette gehören, gedampft haben. Wie Sie sicher wissen, kann man fast alles missbrauchen, wie z.B. mit einem Ferrari mit 120 kmh durchs Dorf rasen und Menschen gefährden oder töten, deswegen kommt niemand auf die Idee Ferrari dafür verantwortlich zu machen, verschweigen dann Ferrari zu verbieten, die Beispiele könnte ich beliebig erweitern mit unzähligen Beispielen. Daher erwarte ich eine Richtigstellung von Puls, in der nächsten Puls Sendung, dass es absolut keinen Beweis gibt das die E-Zigarette an dem bedauernswerten Fall dieser Frau schuld ist.»
6121: “ Schon in der Ansage der Sendung wird anmoderiert, dass in den USA ü ber 900 Personen an E-Zigaretten erkrankten. Das CDC spricht von 530.[2] In der gleichen Anmoderation, wird gesagt, dass der Bundesstaat New York, Aromen in E-Zigaretten verboten hat. Diese Aussage ist nicht nur falsch, sondern es soll ein Link zwischen den Krankheitsf ä llen und Aromastoffen hergestellt werden. Der Bundesstaat New York hat s ü sse und Fruchtaromen verboten. Tabakaromen, die auch Aromen sind, bleiben erlaubt. Dies ist ein rein politischer Entscheid, wie es auch die BAG Sprecherin, sp ä ter in der Sendung best ätigt. Gleichzeitig wird im Hintergrund eine Blickschlagzeile gezeigt, mit der unwahren und reisserischen Überschrift ‘ Schon acht Tote durch E-Zigaretten in USA ’. Dies soll den Zuschauer zus ä tzlich subjektiv beeinflussen. Es gibt noch keine offizielle Best ä tigung, dass diese Toten, durch den normalen Gebrauch von E-Dampfger ä ten verursacht wurden, sondern es besteht der Verdacht der Konsumation illegaler Drogen. Dies wird in der Sendung nicht gesagt. [3]
Der in der Sendung befragte Arzt heisst Mac é Schuurmanns ist Mitglied der Eidgen ö ssischen Kommission f ür Tabakprä vention und kein Freund von E-Zigaretten. Die Puls Sendung ü bernimmt dessen Aussagen ohne eine kritische Nachfrage wie zB.:
- Wie lange hat diese Frau vorher geraucht?
- Wie lange dampft sie schon E-Zigaretten?
- Warum wurde das Liquid nicht in einem Labor überprü ft? Wird bei jeder Lebensmittelvergiftung gemacht.
- Warum wurde der Kantonschemiker nicht informiert?
Es kommt ein zweiter Arzt und Kritiker von E-Zigaretten zu Wort. Aber kein Bef ü rworter dieser besseren Form, Nikotin zu konsumieren. Unsere Ansicht nach, soll in diesem Fall ein klarer Link, zu den F ä llen in den USA und zu Aromen hergestellt werden. Dem Zuschauer soll suggeriert werden, dass die Produkte gef ä hrlich sind und man besser die Finger davon l ä sst. Auch ist der Zeitpunkt der Ausstrahlung so gew ä hlt, dass er in Herbstsession f ä llt, in der das neue Tabakproduktegesetzt im St ä nderat behandelt wird. Dies k ö nnte Politiker in ihrer Entscheidung beeinflussen. - Wir hoffen auf einen positiven Entscheid von Ihnen.“
6122: „ Wie soll es möglich sein zu einen direkten zusammenhang zu kommen wenn die 44 jährige Frau schon anfangs Jahr ins Spital gekommen war, wegen einem Asthma Anfall und die THC-Liquit Toten in den 2 USA-Nachbarsstaten, erst ca. mitte August festgestellt wurden? Das kann unmöglich der Wahrheit entsprechen! Das was der Arzt sagt ist nicht im sinne einer informationssendung und sollte dringend berichtigt werden. Zusatzlich wäre noch folgende fragen sehr wichtig gewesen... Wie lange hat diese Frau vorher geraucht? Wie lange dampft sie schon? Warum wurde das Liquid nicht in einem Labor überprüft? Wird bei jeder Lebensmittelvergiftung gemacht. Warum wurde der Kantonschemiker nicht informiert???»
6123: „ Dieser Arzt kämpft seit Jahren gegen die E-Zigis und genau bei Ihm wurde diese Frau eingeliefert? Wie lange hat diese Frau vorher geraucht? Wie lange dampft sie schon? Warum wurde das Liquid nicht in einem Labor überprüft? Wird bei jeder Lebensmittelvergiftung gemacht. Warum wurde der Kantonschemiker nicht informiert? Warum kommen keine Befürworter von E-Dampfen zu Wort? Existiert diese Frau überhaupt?»
6124: „ Wie lange hat diese Frau vorher geraucht? Wie lange dampft sie schon? Warum wurde das Liquid nicht in einem Labor überprüft? Wird bei jeder Lebensmittelvergiftung gemacht. Warum wurde der Kantonschemiker nicht informiert? Warum kommen keine Befürworter von E-Dampfen zu Wort? Existiert diese Frau überhaupt? Dieser Arzt kämpft seit Jahren gegen die E-Zigis und genau bei Ihm wurde diese Frau eingeliefert?»
6125: «Da ist ein Frau, die erkrankte nach dem Gebrauch einer E-Zigarette und wurde notfallmässig ins Spital eingeliefert. Der Befund, behauptet der Arzt ist klar: Der Auslöser war die E-Zigarette! Folgendes sollte doch jeden stutzig machen: Dieser Arzt kämpft seit Jahren gegen die E-Zigis und genau bei Ihm wurde diese Frau eingeliefert? Wie lange hat diese Frau vorher geraucht? Wie lange dampft sie schon? Warum wurde das Liquid nicht in einem Labor überprüft? Wird bei jeder Lebensmittelvergiftung gemacht. Warum wurde der Kantonschemiker nicht informiert? Warum kommen keine Befürworter von E-Dampfen zu Wort? Existiert diese Frau überhaupt? Viele Fragen und keine Antworten. Da wurden keine sachdienlichen Informationen weitergegeben, sondern die fatale Hetze gegen das Dampfen unterstützt. Die Suchthilfen überlaufen mit verunsicherten Ratsuchenden und sehen ihre langjährigen Bemühungen zerstört. Hiermit unterstelle ich dem Beitrag Hetze anstatt Sachlichkeit und reiche Beschwerde ein.»
6126: „ Wie Sie sicher vernommen haben, ist aktuell eine hitzige Debatte rund ums Dampfen im Gange. Die Tabaklobby verliert täglich mehr Umsatz von langjährige Kunden ans Dampfen, (weltweit werden rund 60 Mio Dampfer geschätzt) und die Pharmaindustrie sieht ihren 3 Milliarden Markt für Tabakentwöhnungsmittel gefährdet. Die WHO, zu einem Teil finanziert von der Pharma, bemüht die Ärzteschaft und Institutionen in den Kampf gegen das Dampfen um die Umsätze zu sichern. Das Journalisten auf die Meinungen der Experten, also auf Ärzte hören, ist nachvollziehbar. Dass eine Befangenheit vorliegen könnte aber auch. Der Spiegel hat diese Machenschaften der Lobbyisten längst aufgedeckt, bei den Vorfällen in den USA waren gepanschte Drogen vom Schwarzmarkt im Spiel, Gateway Effekt wurde widerlegt und trotzdem geht das Bashing gegen das Dampfen weiter.[4] Warum kommen die Journalisten nicht auf die Idee gewissenhafter zu recherchieren und zu hinterfragen? Man stelle die Folgen des Dampfens doch bitte in die Relationen zu den vernichtenden Folgen des Rauchens. Eine Schlagzeile zu einem möglichen ersten Dampfgeschädigten, ist reisserisch und nicht objektiv. Der ausgestrahlte Bericht führt hauptsächlich zu Verunsicherung. Wie lange hat die eingelieferte Person gedampft und wie lange hat sie geraucht? Hatte sie bereits vor dem Dampfen gesundheitliche Probleme? Viele weitere Fragen bleiben offen. Ich wende mich an Sie mit der Hoffnung, dass zukünftig das Thema Dampfen objektiver beleuchtet und die Medien entsprechend sensibilisiert werden. Keiner sagt oder behauptet, dass das Dampfen gesund wäre, aber dass es um ein Vielfaches weniger schädlich ist als das Rauchen, wurde mehrfach in Studien belegt und sollte auch aufgezeigt werden. Unter dem Hashtag #EZrL sind die meisten Links und Informationen zu finden. Mit der Verbreitung von negativen Berichten, die meist nur auf Vermutungen aufgebaut sind, machen sich die Medien und somit auch der erwähnte Beitrag vom SRF mitverantwortlich für die Verunsicherung, die bei den Dampfern und umstiegswilligen Rauchern stattfindet. In der Schweiz sterben täglich mehrere Menschen an den Folgen des Rauchens. Hier wäre es Zeit Gegensteuer zu geben (wie z.B. England) und die Raucher zum Umstieg aufs Dampfen zu ermutigen, statt zu verunsichern. Ich bitte Sie somit die Journalisten aufzuklären um zukünftig eine objektive Berichterstattung sicherzustellen und zu verhindern, dass die unnötige Hetze gegen das Dampfen weiter geht, auch wenn es nur eine Randgruppe betrifft. Es ist zu befürchten, dass es nur noch eine Frage der Zeit, bis der nächste „mögliche“ Fall, z.B. Notfall mit Pilzvergiftung aber zufälligerweise auch Dampfer, gross als Dampfopfer publiziert wird. Wenn die Journalisten weiterführende Infos von einem wirklichen Experten zum Thema Dampfen und Giftstoffen einholen wollen, ist im Internet Etliches vom Toxikologen Prof. Bernd Mayer von der Universität Graz zu finden. Besten Dank für das Prüfen meines Anliegens.
6127: «Ich bezweifle die Aussagen von Herr Macé Schuurmans und die fehlende Überprüfung seiner Aussagen seitens SRF. Dieser Arzt ist Mitglied der EKTP und kämpft seit jeher ideologisch gegen e-Zigaretten. Zu dem geschilderten Fall hätten ich gerne für folgende Fragen Antworten: - Wie lange hat diese Frau vorher geraucht? - Wie lange dampft sie schon? - Warum wurde das Liquid nicht in einem Labor überprüft? - Warum wurde der Kantonschemiker nicht informiert? - Warum wurde das BLV nicht informiert? - Weshalb wird der Fall 8 Monate NACH Ereignis kommuniziert, und ohne jegliche Quellen? - Existiert diese Frau gemäss der Schilderung überhaupt oder wurde Sie erfunden? - Wie wurde der Frau geholfen? - Hat SRF Einblick in die Krankenakte erhalten um die Aussagen zu überprüfen?»
6128: „ Unser Bund hat bereits ein kleines Update 26.09.19 gemacht.[5] Da steht, Informationen über ähnliche Krankheits- oder Todesfälle in der Schweiz oder in der EU liegen derzeit keine vor. So Ihr Halunken, wie wäre es mit einer RICHTIG STELLUNG!?»
6129: „ Herr Macé Schuurmanns zieht hier einen Fall aus dem Januar 2019 aus der Schublade. Dieser Fall hat absolut nichts mit den Fällen aus den USA zu tun. Diese sind aufgrund von ölhaltigen Cannabis-Pods verursacht worden. Herr Schurmanns versucht einmal mehr die Bevölkerung zu verunsichern und benutzt den Fall für seine eigenen Interessen (Rauchstopp-Beratung). Er fällt mir nun schon zum 3. Mal als sogenannter ‘Sachverständiger’ in SRF -Dokumentationen negativ auf, gehört wegen Interessenkonflikten nicht mehr auf den Bildschirm.»
B. Die zuständige Redaktion erhielt Ihre Beanstandung zur Stellungnahme. Die Antwort kam von Herrn Gerald Tippelmann, Redaktionsleiter von «Puls», in Zusammenarbeit mit Herrn Pascal Biber, Autor des Beitrags:
«Die Beanstandungen 6120-6129 beanstanden eine einseitige Meinungsmache gegen E-Zigaretten. Dass in diesem Zusammenhang vom Winterthurer Pneumologen Macé Schuurmans ein klinisch analoger Fall aus der Schweiz präsentiert wird, wird als unbewiesene, irreführende und nicht sorgfältig hinterfragte Manipulation kritisiert und der Pneumologe selbst als Mitglied der Eidgen ö ssischen Kommission für Tabakprävention als parteiisch und unglaubwürdig betrachtet. Die (zum Teil wörtliche) Übereinstimmung der Vorwürfe in Bezug auf fehlende Recherche und das gleichzeitige Eintreffen der Beschwerden macht für mich eine gemeinsame Beantwortung sinnvoll.
Puls hat bereits mehrfach über E Zigaretten berichtet (zuletzt am 4.März 2019) und sich dabei mit verschiedensten Aspekten dieser Thematik auseinandergesetzt (insbesondere der Schädlichkeit und dem Potenzial im Rahmen der Tabakprävention). In dem aktuellen und beanstandeten Beitrag vom 23. September 2019 ging es um die Frage, ob die Schweiz vorbereitet ist, Verdachtsfälle E-Zigaretten assoziierter akuter Lungenerkrankungen (es geht also nicht darum, wie gesund oder schädlich E-Zigaretten auf lange Sicht sind) überhaupt zu erkennen. Wörtlich sagt die Moderatorin: <Wie isch d'Situation bei eus? Isch d'Schwiiz vorbereitet, zum allfälligi Problem mit dä E-Zigarette z'erkenne? En erschte mögliche Fall laat Zweifel ufcho.> Anders als die Beanstander also monieren, geht es nicht darum, E-Zigaretten grundsätzlich schlechtzureden, sondern um die – aus unserer Sicht legitime – Frage, ob die Schweiz genügend kontrolliert und überwacht, um schädliche Einzelfälle – ob durch sachgemässen oder unsachgemässen Gebrauch – zu erkennen. Diese Frage wird auch den zuständigen Behörden gestellt.
Beanstandung 6121 wirft uns vor, bereits in der Anmoderation falsch zu berichten. Das trifft nicht zu. Wir beziehen uns auf wissenschaftlich erhobene Zahlen, publiziert am 20. September 2019 im New England Journal of Medicine. Dort steht: <As of September 20, 2019, we identified a total of 908 cases of vaping-associated severe pulmonary disease across 45 states and the U.S. Virgin Islands — 495 confirmed cases and 413 suspected cases.> Entsprechend sprechen wir von <8 Tote und über 900 Verdachtsfälle sind bisher gmeldet worde.> Mittlerweile schreibt auch das CDC: <As of October 8, 2019, 1,299 lung injury cases associated with the use of e-cigarette, or vaping, products have been reported to CDC.>
Weiter werfen uns die Beanstandungen 6120-6129 vor, den Beweis schuldig zu bleiben, ob der von Pneumologe Macé Schuurmans geschilderte Fall tatsächlich auf das Dampfen zurückzuführen sei. Einen Beweis dafür haben wir in der Tat nicht, wir behaupten ihn allerdings auch nicht. Wir berichten lediglich über den Verdacht eines Pneumologen, den dieser anhand seiner Untersuchung und der Röntgenbilder plausibel zu machen versucht. Wir fragen explizit: <Ein Fall wie in den USA also?> Und bekommen die Antwort: <Bei der Patientin sind Symptome und die Befunde, die wir bekommen haben von ihr, haben übereingestimmt mit den Fällen, die in den USA kürzlich festgestellt und untersucht worden sind. Und unser Fall ist ein wahrscheinlicher Fall für eine E-Zigaretten-assoziierte Lungenerkrankung.> Sogar der Pneumologe behauptet also nicht, mit Sicherheit zu wissen, ob die Lungenprobleme seiner Patientin vom Dampfen kommen.
In den Beanstandungen 6120, 6121, 6122 und 6129 wird uns zudem vorgeworfen, wir hätten verschwiegen, dass in den USA ölhaltige Cannabisprodukte schuld sein sollen. Das stimmt nicht. Wir heben sogar explizit hervor, dass der Verdachtsfall in der Schweiz ganz anders gelagert ist, indem wir sagen: <Die Patientin dampfte ein nikotinfreies Produkt mit Aromastoffen aus dem regulären Schweizer Handel. In den USA hingegen vermutet man vor allem selber gemischte Cannabis-Öle als Ursache der Lungenerkrankungen. Doch auch kommerzielle Aromastoffe stehen unter Verdacht. Die Behörden klären immer noch ab, was bei den meist jungen Menschen zu den Erkrankungen oder gar Todesfällen geführt hat.> Im New England Journal of Medicine wurde der Stand der Erkenntnisse am 2. Oktober 2019 unter der Überschrift ‘Pathology of Vaping-Associated Lung Injury’ so zusammengefasst: <Despite the accumulating data on the clinical and imaging features of vaping-associated lung injury, its pathology is poorly understood.> Und die Autoren kommen zum Schluss: <Although it is difficult to discount the potential role of lipid, we believe that the histologic changes instead suggest that vaping-associated lung injury represents a form of airway-centered chemical pneumonitis from one or more inhaled toxic substances rather than exogenous lipoid pneumonia as such, but the agents responsible remain unknown.> Es ist also nicht so, dass es bereits Entwarnung gäbe für herkömmliche Liquids. Das hat nichts mit ‘irreführenden Berichten’, ‘absolut fahrlässig’, ‘Lüge’ (6120), ‘der Herbstsession, in der das neue Tabakproduktegesetz im Ständerat behandelt wird’ (6121), ‘Hetze’ (6125) oder ‘Halunken’ (6128) zu tun, sondern mit dem Stand der Wissenschaft.
Weiter werfen uns Beanstandungen 6123, 6125, 6127 und 6129 vor, mit Macé Schuurmans einen E-Zigaretten-Gegner zu Wort kommen zu lassen. Dass Macé Schuurmanns sich wiederholt gegen E-Zigaretten geäussert hat und Mitglied der Eidgenössischen Kommission für Tabakprävention ist, scheint uns nicht dagegen zu sprechen, ihn zu einem Verdachtsfall in der eigenen Praxis zu befragen. Es gibt für uns keinen Grund, an der Echtheit und Vollständigkeit der uns vorgelegten und vom Pulmologen klinisch bewerteten Befunde zu zweifeln (noch an der Existenz der Frau). Zentral erscheint uns, dass solche Fälle, sollten sie mehr als vereinzelt auftreten, kaum erkannt würden. Das bestätigt ja auch die Vertreterin des BLV im Interview (in diesem Zusammenhang erstaunt es auch nicht, dass das BLV am 26. September immer noch auf der Website schrieb, dass in der Schweiz keine Fälle bekannt seien, ad Beanstandung 6128). Genau deshalb will ja der Berufsverband der Pneumologen nun ein Meldeverfahren via ToxInfo etablieren.
Schliesslich werfen uns alle Beanstander direkt oder indirekt vor, dampfende Ex-Raucher zu verunsichern und wieder in die Zigarettensucht zu treiben. Wir sind uns dieser Gefahr bewusst. Doch das kann und darf uns nicht daran hindern, gesundheitliche Aspekte auch der E-Zigarette zu thematisieren. Und wenn in Zusammenhang mit der – im Vergleich zur ‘normalen’ Zigarette – ohne Zweifel gesundheitlich weniger schädlichen E-Zigarette auch offene Fragen thematisiert werden, ist das nicht manipulativ. Gerade, wenn in der Printpresse ‘reisserische Überschriften’ zirkulieren. Das ist ja der Anlass, die Frage aufzuwerfen, wie sich die Situation in der Schweiz darstellt. Und da es sich in jedem Fall um ‘Verdachtsfälle’ handelt, steht bei uns die Frage im Zentrum: <Würde das bei uns auffallen> und <wer ist um die Inhaltsstoffe der Liquids besorgt?>.
Ein abschliessendes Wort zur Verunsicherung: Der Beitrag zu den E-Zigaretten wurde wie folgt abmoderiert: <Zu dä E-Zigarette händ mir hüt Abig än Chat ufgschalte. Die drü Lungeärztinne gänd Uskunft. Sie chönd Frage stelle oder eifach mitläse - alles uf srf.ch/puls.> Verunsicherte Zuschauerinnen und Zuschauer hatten also – so unsere Absicht – gerade die Möglichkeit, ihre Fragen zu stellen. Die drei Lungenärztinnen gaben unisono als Antwort, dass man ja nicht wieder zu Rauchen beginnen solle, dass Dampfen die sicherere Alternative sei, dass aber viele Fragen rund um die Fälle in den USA ungeklärt seien. Die Fragen und Antworten sind nach wie vor online einsehbar.
Insgesamt sind wir überzeugt, sachgerecht berichtet zu haben, so dass sich die Zuschauerinnen und Zuschauer selber eine Meinung bilden konnte. Wir bitten Sie deshalb, die Beanstandungen abzuweisen.»
C. Damit komme ich zu meiner eigenen Bewertung der Sendung. E-Zigaretten sind eine positive Alternative für Raucherinnen und Raucher. Es gibt sicherlich keinerlei Grund, jene, die vom Rauchen zum Dampfen gewechselt haben, wieder zum Tabak zurückzutreiben. Es gibt allerdings gute Gründe, genauer hinzuschauen, wenn auch E-Zigaretten gesundheitliche Probleme verursachen. Todesfälle in den USA, ein Verdachtsfall in der Schweiz: Da war es richtig, dass «Puls» Fragen zu stellen begann. Genau das ist die Aufgabe des Journalismus: Kritische Fragen stellen – Fragen an den Arzt, der die Patientin im Kantonsspital Lausanne behandelte, Fragen an wissenschaftliche Forscher, die Studien erstellen könnten, Fragen an das Bundesamt für Gesundheit (BAG), Fragen an den Präsidenten der Lungenärzte in der Schweiz, Fragen an das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). «Puls» hat gefragt und nachgefragt und teils befriedigende, vor allem aber unbefriedigende Antworten erhalten. Studien nimmt man nicht in Angriff, solange keine Behörde sie in Auftrag gibt; Studien gibt man nicht in Auftrag, solange man nicht konkrete Angaben über fragwürdige Substanzen hat. Man setzt auf die Selbstkontrolle der Pharma-Industrie. Immerhin wollen die Lungenärzte jetzt Verdachtsfälle sammeln. Das kann letztlich nur im Interesse all jener sein, die E-Zigaretten nutzen.
Deshalb verstehe ich Ihre Aufregung und Empörung nicht. Die Sendung war im Grunde eine Anwaltschaft für all jene, die darauf vertrauen, dass die Aromen in den e-Zigaretten nicht giftig sind und dass die Pharma-Industrie seriöse Kontrollen durchführt. Zu Ihren Fragen und Ihren Mutmassungen hat Herr Tippelmann meines Erachtens ausführlich und erschöpfend Stellung genommen. Aus meiner Sicht war der Beitrag ausreichend abwägend und relativierend, und das Gespräch, das Odette Frey mit Judith Deflorin, der Leiterin Marktzutritt im Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, führte, trug zusätzlich dazu bei, dass alle Fragen auf den Tisch kamen und dass die Einschätzung der Bundesbehörde deutlich wurde. Gesamthaft gesehen, war die Sendung sachgerecht. Ich kann daher Ihre Beanstandungen nicht unterstützen.
Und zusätzlich möchte ich mich gegenüber dem Beanstander von 6128 dagegen verwahren, dass er die Journalistinnen und Journalisten von SRF als Halunken betitelt. Das gehört nicht in einen zivilisierten Dialog.
D. Diese Stellungnahme ist mein Schlussbericht gemäß Art. 93 Abs. 3 des Radio- und Fernsehgesetzes. Über die Möglichkeit einer Beschwerde an die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio- und Fernsehen (UBI) orientiert die beigelegte Rechtsbelehrung. Für Nachfragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüssen,
Roger Blum, Ombudsmann
[1] https://www.srf.ch/play/tv/puls/video/e-zigaretten-unter-verdacht---lungenaerzte-fordern-register?id=10590a17-ac33-43f6-b6e1-2f380036e220
[2] https://www.cdc.gov/tobacco/basic_information/e-cigarettes/severe-lung-disease.html
[3] https://www.fda.gov/news-events/public-health-focus/lung-illnesses-associated-use-vaping-products
[4] https://magazin.spiegel.de/SP/2019/39/166040457/index.html ; https://www.handelszeitung.ch/unternehmen/was-big-pharma-zahlt-die-geldflusse-ins-gesundheitswesen
[5] https://www.blv.admin.ch/blv/de/home/gebrauchsgegenstaende/e-zigaretten.html
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