Nichtberichterstattung über WTC 7-Studie beanstandet
Anfangs September 2019 erschien eine wissenschaftliche Studie über die Ursachen des Einsturzes des Gebäudes WTC 7 am 11. September 2001. Ein Fernsehzuschauer kritisiert, dass weder die «Tagesschau» noch «10vor10» darüber berichtet haben. Er wirft SRF vor, wichtige Informationen unterschlagen zu haben. Ombudsmann Roger Blum kann nach Abwägung der Pro- und Contra-Argumente die Beanstandung nicht unterstützen.
Das Gebäude Nummer 7 war ein Gebäude in unmittelbarer Nähe der Twin Towers in New York. Es ist bei den Anschlägen vom 11. September 2001 ebenfalls eingestürzt. Umstritten ist, ob der Turm durch die Hitze des Feuers oder durch Sprengung eingestürzt ist. Die neu veröffentlichte wissenschaftliche Studie versucht durch Simulationen nachzuweisen, dass das Gebäude einzig durch Sprengung zum Einsturz gebracht werden konnte.
Dass SRF nicht über die neue Studie berichtet hat, bezeichnet der Beanstander als Unterschlagung äusserst wichtiger Informationen. Den Zuschauerinnen und Zuschauern werde verschwiegen, dass die offizielle Version der Anschläge nicht nur von «Verschwörungstheoretikern», sondern auch von Universitäten sowie Architekten und Ingenieuren angezweifelt werde.
Keine Dringlichkeit
In ihrer schriftlichen Stellungnahme berufen sich die kritisierten Redaktionen vor allem auf die durch die Bundesverfassung garantierte Programmautonomie. So kann niemand von einem Programmveranstalter die Verbreitung bestimmter Darbietungen und Informationen verlangen. Die «Tagesschau» befasst sich gemäss Franz Lustenberger, ehemaliger stellvertretender Redaktionsleiter, mit Themen aus verschiedenen Bereichen im In- und Ausland. Schwergewichtig richte sich die Sendung aber mit Schweizer Themen an ein Schweizer Publikum. «10vor10» müsse jeweils wenige Themen aus einer grossen Bandbreite auswählen, so Redaktionsleiter Christian Dütschler. In einer Sendung sei jeweils nur ein einziges Ausland-Thema vertreten. Zur Erscheinungszeit der Studie brachten beide Sendungen Themen wie Atomkonflikt im Iran, Brexit, aktuelle US-Politik etc. Der neuen Studie zu WTC 7 haben beide Redaktionen keine so grosse Dringlichkeit zugemessen, dass sie hätte erwähnt werden müssen. Lustenberger weist darauf hin, dass der Vereinigung von Architekten und Ingenieuren, welche die Studie finanziert hat, nur eine Minderheit der US-Architekten und -Ingenieure angehöre.
Ombudsmann Roger Blum erinnert daran, dass es auch im Rahmen der Programmautonomie Themen gebe, die aufgrund ihrer Relevanz aufgenommen werden müssten. Für Blum ist der Streit um den dritten Turm (WTC 7) jedoch ein Nebenschauplatz. Das Wissen um die genaue Einsturzursache ändere nichts an den schrecklichen Vorkommnissen des 11. Septembers und ihren Konsequenzen. Die neu veröffentlichte Studie zeige nichts wirklich Neues auf. Man hätte zwar eine kurze Meldung darüber machen können. Für Blum war dies jedoch nicht zwingend. Bei einer rückblickenden Berichterstattung über die Ereignisse des 11. Septembers 2001 – etwa anlässlich eines runden Jubiläums – müsste die Kontroverse um WTC 7 allerdings erwähnt werden.
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