SRG Insider auf Spurensuche

Ob Mord, Raub oder Brandstiftung: In den Fernsehkrimis bleibt dank modernster Techniken und kreativen Superbrains kaum ein Fall ungelöst. Geprägt von fiktionalisierten Handlungen, haben wir eine ungefähre Vorstellung davon, wie eine Ermittlung in einem Kriminalfall ablaufen könnte. SRG Insider wollte wissen, wie real solche Szenen in Filmen und Serien wirklich sind, und hat sich deshalb auf Spurensuche begeben.

Entsprechen blutige Tatwaffen in Plastiktüten, Blitzergebnisse bei DNA-Analysen und Detectives, die im Verhörraum dem mutmasslichen Täter mit der Schreibtischlampe ins Gesicht leuchten, wirklich der Realität? SRF hat schon einige Dokus über Krimi-Dreharbeiten und den Wahrheitsgehalt forensischer und kriminaltechnischer Ermittlungsarten gezeigt und ist dabei so manchen fiktiven Figuren auf die Schliche gekommen. Einige Beispiele gefällig?

Wenn sich eine Ermittlerin oder ein Ermittler in einem Krimi Zugang zum Tatort verschafft, dann darf etwas nicht fehlen: ein transparentes Säckli, in welchem sich ganz praktisch Beweismittel und Gegenstände mit DNA-Spuren versorgen lassen. Auf dem Bildschirm geben diese blutverschmierten Asservate in einem durchsichtigen Plastikbeutel auch optisch was her. In der Realität wäre ein solches Tütchen aber verheerend. Denn im Plastik vermögen nasse Gegenstände nicht zu trocknen und es könnte sich sogar noch zusätzliche Feuchtigkeit bilden. Und was haben wir in Krimis gelernt? Feuchtigkeit ist einer der grössten Killer von DNA-Spuren! Also packen die Kriminaltechnikerinnen und Kriminaltechniker im echten Leben die Beweisgegenstände lieber in unspektakuläre, blickdichte Papiertüten.

Da DNA-Spuren nicht sichtbar sind, können die Ermittlerinnen und Ermittler jeweils nur erahnen, wo sie beispielsweise Abdrücke sichern können, die bestenfalls zur Täterschaft führen. In den Krimis sind diese Menschen bei der Spurensicherung meistens in weisse Ganzkörper-Schutzanzüge gekleidet. Diese Einteiler sind aber nicht etwa eine Erfindung der Kostümabteilung, sondern Realität. Sie dienen einerseits als Schutz für die Kriminaltechnikerinnen und -techniker und sind andererseits auch dafür da, dass nicht weitere Spuren – wie Hautschuppen, Haare oder Speicheltröpfchen – am Tatort verteilt werden. Die waschechten Forensikerinnen und Forensiker versuchen übrigens, am Tatort möglichst wenig untereinander zu sprechen. Das kann im realen Leben mehrere stillschweigende Tage bedeuten – manchmal sind die Profis dabei derart angespannt, dass sie nicht mal was essen. Ganz im Gegensatz zu fiktionalen Krimis: Da futtern und trinken die Detectives ja ständig!

Kommende Krimis im Programm von SRF

  • «Tatort – Züri brännt»
    Sonntag, 18. Oktober 2020, 20.05 Uhr, SRF 1
  • «Advent, Advent»
    Vierteilige Serie, ab 29. November 2020, 20.05 Uhr, SRF 1
  • «Metta da fein»
    Vierteilige Serie, ab 13. Dezember 2020, rtr.ch und Play RTR
  • «Wilder III»
    Sechsteilige Serie, ab 5. Januar 2021, 20.05 Uhr, SRF 1

Ist die Arbeit am Tatort abgeschlossen, landen die gesicherten Spuren in der Fiktion schliesslich irgendwo in den Händen von jemandem im Laborkittel – umgeben von Hightech-Laborgeräten, unzähligen Reagenzgläsern, Pipetten und hypermodernen Computern. Meistens dauert es dann keine zwei Minuten und schon ist auf dem Bildschirm das Ergebnis der Analyse sichtbar inklusive Foto und Name des DNA-Trägers. Für eine etwas realistischere Szene müssten wir allerdings den Slowmotion-Modus aktivieren: So eine DNA-Analyse von genetischem Material zieht sich nämlich in Wirklichkeit gerne mal über zwei Stunden hin – vorausgesetzt, die Probe ist brauchbar. Und wenn dann endlich Ergebnisse vorliegen, bedeutet das noch lange keinen Treffer in der Datenbank. Aber schliesslich möchte ja niemand von uns Krimifans so lange vor dem Fernseher ausharren, bis eine verdächtige Person schliesslich zur Befragung auf dem Revier antraben darf.

Apropos, auch bei Verhören läuft es ein wenig anders ab, als es in fiktionalen Filmen und Serien dargestellt wird – nämlich weniger brutal. Auf den Tisch hauen und die verdächtige Person am Kragen vom Stuhl hochreissen macht sich vielleicht in einem Drehbuch ziemlich gut. Wenn eine Ermittlerin oder ein Ermittler im echten Leben aber erreichen will, dass ein Geständnis rauskommt, gilt es eine Art Vertrauensverhältnis aufzubauen. Das heisst, auf sein Gegenüber einzugehen und sich in seine Lage zu versetzen. Das «Good Cop, Bad Cop»-Spiel gehört dabei definitiv nicht zu den gängigen Verhörmethoden.

Ohne diese gewissen Tricks der Filmemacherinnen und Filmemacher wären die Krimis doch nur halb so unterhaltsam und spannend, nicht wahr? Auch wenn in den meisten fiktionalisierten Fällen das eine oder andere Täuschungsmanöver vorprogrammiert ist, muss der stellvertretende Chef des Forensischen Instituts Zürich, Jörg Arnold, in einer SRF-Reportage zugeben: «Die heutigen Krimis sind sehr gut gemacht und mit der Technik nahe an der Realität.»

Die Redaktion von SRG Insider ist noch etwas tiefer ins Thema eingetaucht. Weitere Artikel dazu sind hier zu finden.

Text: Vera Gächter

Bild: SRF/Nikkol Rot

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