Fokus Play Suisse: «Wir liefern lieber weniger, dafür in sehr guter Qualität»

Alle Serien und Filme der neuen Streaming-Plattform Play Suisse sind drei- oder vereinzelt auch viersprachig verfügbar. Das Übersetzen der Untertitel ist aufwändig – rund acht Arbeitsstunden fallen pro Titel an. Benoît Rebetez, Projektleiter der Untertitelung bei SWISS TXT, über Herausforderungen, hohe Qualitätsansprüche sowie das Zusammenspiel von Mensch und Maschine beim Übersetzen der Untertitel.

Benoît, vor mehr als einem Monat wurde Play Suisse lanciert. Was beschäftigte dich vor dem Launch am meisten?
Meine Hauptaufgabe bestand darin, die Aufgaben zu koordinieren: einerseits die Untertitelungsarbeit intern bei SWISS TXT, andererseits den Workflow zwischen den Unternehmenseinheiten, SWISS TXT und dem Content-Team von Play Suisse. Intern bei SWISS TXT musste ich den Überblick behalten, wie viele Titel fertig sind und welche hingegen Probleme beim Untertiteln bereiten. Extern ging es darum, dass wir den Workflow zwischen den UE, dem Content-Team und uns immer wieder anpassen und verbessern, denn unsere Aufgaben sind eng ineinander verwoben. Generell gilt: Die Produktionsmaschinerie der Untertitelung ist komplex und muss ständig überwacht werden.

Könnt ihr das Projekt mit internen Übersetzerinnen und Übersetzern bewältigen oder habt ihr auch Externe beigezogen?
Die Leute, die untertiteln, sind meist Freelancer. Wir haben zeitweise mit 120 Externen in der Übersetzung sowie 60 Externen im Korrektorat gearbeitet. Anders war das im Frühling während der Coronazeit: Da haben uns bis zu 45 SRG-Mitarbeitende bei der Untertitelung unterstützt, da sie Corona-bedingt freie Kapazitäten hatten. Von diesen wirkten später nur noch wenige aktiv mit.

Setzt ihr auch auf maschinelle Übersetzung?
Wenn ein Titel bereits über qualitativ gute Untertitel in der Originalsprache verfügt, setzen wir im ersten Schritt immer auf maschinelle Übersetzung. Danach korrigiert ein professioneller Übersetzer diese erste Version und fügt die fehlenden Untertitel oder Tafeln hinzu, die im Video eingebrannt sind und daher nicht vom System übersetzt werden. Anschliessend schaut sich eine zweite Person die Untertitel an, macht eine Revision und bringt letzte Korrekturen an. Dadurch stellen wir eine Kontrolle nach dem Vier-Augen-Prinzip sicher, merzen grobe Fehler aus und minimieren das Risiko von Unstimmigkeiten.

«Der Arbeitsaufwand für ein 50-minütiges Video beläuft sich auf 400 bis 550 Minuten.»

Welche Qualitätsansprüche habt ihr generell an die Untertitel?
Die Anforderungen haben wir von SWISS TXT zusammen mit dem Content-Team von Play Suisse definiert. Play Suisse hat nicht den Anspruch, dass die Untertitel über Broadcast-Qualität verfügen. Die Hauptanforderung ist, dass die übersetzten Untertitel fehlerfrei und gut verständlich sind. Um eine gute Qualität der Untertitel zu gewährleisten, haben wir ein Prüfverfahren etabliert, das durch das Content-Team ausgeführt wird. Für jeden fünften Titel wird eine leichte, stichprobenartige Kontrolle durchgeführt, für jeden zwanzigsten Titel eine vollständige Kontrolle.

Die Titel auf Play Suisse dauern im Schnitt 50 Minuten. Wie lange arbeitet eine Übersetzerin oder ein Übersetzer durchschnittlich an einem Titel?
Eine Übersetzerin oder ein Übersetzer benötigt in der Regel die drei- bis vierfache Laufzeit des Videos. Die Person, die Korrektur liest, benötigt für ihre Arbeit noch einmal zwischen der ein- bis eineinhalbfachen Länge des Videos. Wenn wir von einem 50-minütigen Video ausgehen, bei dem die Originaluntertitel vorliegen, rechnen wir mit 200 bis 275 Minuten pro übersetzte Sprache. Bei Play Suisse fertigen wir in der Regel Untertitel in zwei weiteren Sprachen an. Das heisst: Der Arbeitsaufwand für ein 50-minütiges Video beläuft sich auf 400 bis 550 Minuten.

Was ist die grösste Herausforderung beim Untertiteln der Inhalte für Play Suisse?
Für mich gibt es zwei wichtige Herausforderungen. Einerseits ist es das Volumen. Zur Erinnerung: Für 1000 Videos auf Play Suisse werden mindestens 3000 Untertitel-Dateien benötigt, die beschafft beziehungsweise produziert werden müssen – und das bei höchsten Ansprüchen an die Qualität. Eine zweite Herausforderung ist der Koordinationsaufwand, denn SWISS TXT steht in der Mitte der Produktionskette – das heisst zwischen der Unternehmenseinheit, die das Video produziert hat, und dem Content-Team, das den Inhalten den letzten Schliff gibt.

«Nur mit einem grossartigen Team konnten wir diese Herkulesaufgabe meistern.»

Was ist dein persönliches Fazit aus dem Untertitelungsprojekt?
Das Projekt war und ist eine schöne, aber anspruchsvolle Challenge, eine Mischung aus menschlicher und maschineller Arbeit. Sehr schnell ist eine einzigartige Zusammenarbeit entstanden. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei allen Beteiligten für ihre Professionalität, ihre Ideen und ihre Unterstützung beim Untertiteln bedanken. Denn nur mit einem grossartigen Team konnten wir diese Herkulesaufgabe meistern!

Text: SRG SSR

Bild: SRG SSR

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