Kein «Freikirchen-Bashing» in Radiosendung «Perspektiven»
Zwei junge Menschen berichten im Radiobeitrag «Perspektiven» und in zwei Online-Beiträgen von ihrem Leben nach dem Austritt aus einer Freikirche. Ein Beanstander betrachtet die Beiträge als unausgewogen und als «Freikirchen-Bashing». Zudem vermisst er positive Erfahrungsberichte von Menschen in Freikirchen. Die Ombudsleute können die Beanstandung nicht unterstützen.
In den kritisierten Beiträgen seien nicht «die» Freikirchen gestanden, erklärt die Fachredaktion Religion Radio in ihrer schriftlichen Stellungnahme. Vielmehr sei es um persönliche Lebenswege und die innere Entwicklung gegangen – um das, was komme, wenn der Glaube an Gott gehe. Aktueller Anlass für diese Berichterstattungen sei das Online-Netzwerk der Glaubensaussteiger:innen gewesen, das während der Pandemie stark gewachsen sei.
Am ausführlichsten mit dem Thema beschäftigt hat sich der knapp 30-minütige Radiobeitrag «Perspektiven» vom 7. August 2021, in dem auch ein Religionswissenschafter zu Wort kommt. Im Online-Artikel vom 11. August und besonders im Webvideo vom 9. August vermisst der Beanstander diese einordnende und neutrale Stimme.
Breite Berichterstattung über Freikirchen
Im kurzen Webvideo kommt eine der Protagonistinnen aus dem Radiobeitrag zu Wort. Das Video sei persönlich gehalten, wie das dem Social-Media-Genre entspreche, schreibt die SRF-Redaktion. Auch im Video gehe es um den individuellen Weg einer einst sehr gläubigen Person hin zu einer nichtgläubigen Person. Es finde darin kein «Freikirchen-Bashing» statt. Betreffend Ausgewogenheit dürfe man nicht nur einzelne Beiträge sehen. Vielmehr müsse man das Gesamtangebot von SRF überprüfen, hält die Redaktion fest. Sie verweist auf zahlreiche weitere Beiträge, die seit den beanstandeten Beiträgen hinzugekommen seien. Darin werde etwa über das hohe soziale Engagement freikirchlicher Christ:innen berichtet, über die freikirchliche Umweltschutzbewegung und die Lobpreismusik oder über evangelikale theologische Leistungen. Auch im Radiopredigtteam von SRF werde künftig eine Person aus den Freikirchen vertreten sein. Das seien Belege, dass SRF die Freikirchen weder ignoriert noch «basht».
Kritische Auseinandersetzung erlaubt
Die Ombudsstelle verweist ergänzend zu den Ausführungen der Redaktion auf den seit 1850 bestehenden Religionsfrieden. Um ein friedvolles Zusammenleben der verschiedenen Religionen und religiösen Institutionen zu erreichen, seien Dialog, Toleranz, Gerechtigkeit und gegenseitiger Respekt unerlässlich. Das heisse aber nicht, dass keinerlei Kritik an den verschiedenen Religionen und Glaubensrichtungen geäussert werden dürfe. Im Gegenteil gehöre eine ernsthafte Auseinandersetzung dazu. Dies hätten die beanstandeten Beiträge getan. Die Ombudsleute sehen keinen Verstoss des Radio- und Fernsehgesetzes.
Kommentar