«Das Imperium schlägt zurück» – gehen solche Vergleiche zu weit?
Wortspiele, Redensarten und Vergleiche werden auch in journalistischen Artikeln häufig verwendet. Ein Beanstander stört sich an zwei konkreten Wortspielen aus Online-Beiträgen. Die Vergleiche, die darin verwendet wurden, seien unsachlich.
Wie kreativ dürfen journalistische Texte geschrieben sein? Wortspielereien, Redensarten und Symbole sind Teil unserer Sprache und werden auch im Journalismus verwendet. Dazu gehören auch Vergleiche. Ein Beanstander sieht den Nutzen von solchen Vergleichen, um Geschehnisse und Sachverhalte besser verstehen zu können, appelliert dabei jedoch an die Sachlichkeit. Er beanstandet zwei Vergleiche in konkreten Beiträgen.
In einem Online-Artikel zu den Bundesratswahlen steht: «Nach der sportlichen Tristesse in Katar sprang in Bern die Politik in die Bresche» und «Schweizer Politik mag nicht immer Prime-Time-Unterhaltung bieten. Doch heute schwang ein Hauch Hollywood mit.» Der Beanstander moniert, Politik sei kein Spiel und springe nicht in die Bresche. Des Weiteren sei Politik auch keine Traumwelt à la Hollywood. Zudem stört sich der Beanstander an der Bezeichnung Tristesse im Zusammenhang mit dem Ausscheiden des Schweizer Teams in Katar.
Im zweiten kritisierten Beitrag geht es um Marco Odermatts Sieg im zweiten Riesenslalom von Alta Badia. Der Beanstander stört sich am Titel: «Das Imperium schlägt zurück: Odermatt siegt in Alta Badia». Er verweist auf Star Wars, wo das Imperium die Guten seien, welche das Böse zurückschlagen. Damit werde impliziert, dass die Schweizer Athlet:innen den Guten angehörten und die Ausländer:innen den Bösen.
«Wortspielereien und Redensarten sind ‹die Würze› des Erzählens»
Die Ombudsleute können bei keinem der Vergleiche einen Verstoss gegen die Sachgerechtigkeit gemäss des Radio- und Fernsehgesetzes feststellen. Die Sachlichkeit sei an das Sprachgefühl gekoppelt, dem intuitiven, oft unbewussten Erkennen dessen, was sprachlich als korrekt und als situativ und kontextuell angemessen oder aber als falsch beziehungsweise unangemessen empfunden werde.
Das Wort «Bresche» werde oft redensartlich verwendet, wenn man jemanden unterstütze oder seine/ihre Aufgaben übernehme. Weiter habe die Redaktion davon ausgehen dürfen, dass die Schweizerinnen und Schweizer, die die Fussball-WM verfolgten, der Schweizer Nationalmannschaft die Daumen drückten. Entsprechend gross sei die Enttäuschung nach der hohen Niederlage gegen Portugal gewesen. «Tristesse» beschreibe diese Stimmung gut. Da bei Bundesratswahlen die Personen in den Vordergrund rücken, sei auch der Ausdruck «Ein Hauch Hollywood» nachvollziehbar.
Im kritisierten Beitrag werde «Imperium» als Superlativ für Odermatt verwendet und Odermatt sinngemäss als ein Skifahrer von einem anderen Stern gewürdigt. Weiter führen die Ombudsleute aus, der Begriff Imperium stamme vom lateinischen Wort «imperare» ab, auf Deutsch «herrschen». Ob im Guten oder Schlechten lasse das Wort offen. Es bedeute auch «die Kontrolle einer Kraft besitzen» und Odermatt habe mit seinem Sieg die «Kontrolle über seine Gegner» wiedererlangt.
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