Das älteste und eines der jüngsten Sendeformate von SRF: Publikumsrat bespricht «Tagesschau» und «Studio 404»

Klassische Information vs. News-Satire: An seiner Februarsitzung diskutierte der Publikumsrat der SRG.D mit den Sendungsverantwortlichen über die «Tagesschau» sowie das Satire-Format «Studio 404» und den Podcast «Debriefing 404».

Die älteste Sendung der SRG war in der Februarsitzung des Publikumsrates ebenso Thema wie eine der jüngsten: Die Ratsmitglieder befassten sich eingehend mit der «Tagesschau», seit 1953 das Flaggschiff des Schweizer Fernsehens, sowie dem 2023 gestarteten Satire-Format «Studio 404» und dem Podcast «Debriefing 404», in denen ein junges Produzent:innen-Team tabufrei die täglichen Schlagzeilen und den Lebensalltag der 18- bis 34-Jährigen aufs Korn nimmt.

Tagesschau: Grosses Vertrauen in fundierte Nachrichten

Die tägliche Nachrichtensendung mit Mittags-, Abend-, Haupt- und Spätausgabe wird selbst von den härtesten Gegnern der SRG niemals in Frage gestellt. Der Publikumsrat attestiert der «Tagesschau» eine hervorragende Qualität, höchste Professionalität, und grosse Glaubwürdigkeit. Geschätzt werden insbesondere der authentische und dabei immer sachbezogene Auftritt des Moderationsteams sowie das weitverzweigte und sowohl thematisch als auch regional und international bestens verankerte Korrespondent:innennetz. Gerade in Zeiten der Verunsicherung, wo es immer schwieriger wird, zwischen fundierten Nachrichten und Fake-News zu unterscheiden, erachtet es der Rat als entscheidend, dass die Zuschauenden auf die Verlässlichkeit der SRF-Nachrichten vertrauen können.

Mehr Sendezeit und konstruktiver Journalismus

Mehrere Ratsmitglieder wünschten sich darum, dass die «Tagesschau»-Hauptausgabe um 19:30 Uhr länger dauern würde. Der Publikumsrat sähe gerne häufiger Berichte aus anderen Sprachregionen und Landesteilen oder auch aus geopolitischen Randregionen. Man könne nicht davon ausgehen, dass das TV-Publikum die Regionalnachrichten bei «Schweiz aktuell» oder die vertiefenden Berichte in anderen Informationsformaten gesehen hätten.

Neben mehr Sendezeit wünscht sich der Rat auch mehr «Good News». Konstruktiver Journalismus, wie er bei «10vor10» bereits Einzug gehalten hat, liesse sich beispielsweise in der Berichterstattung aus Wissenschaft, Forschung und Kultur unterbringen. Es brauche vermehrt auch «Motivationsfelsen» in den sonst eher deprimierenden Nachrichtenflüssen.

«Studio 404»: Wo liegen die Grenzen des Humors?

Auch die Satiresendung «Studio 404» befasst sich mit Nachrichten, die für Schlagzeilen sorgen. Dies allerdings kurz, frech und mit dem Ziel, die Zuschauenden mit lockeren Sprüchen und tabulosen Veräppelungen für ihre Themen zu interessieren. Der Fokus liegt weniger auf der Relevanz als auf der Absurdität der meist im Internet gefundenen Meldungen. Der Publikumsrat schätzt sowohl die grosse Frische und Spontaneität der jungen Sendungsmacher:innen als auch ihr spürbares Engagement, sich als «Hofnarren von SRF» zu präsentieren. Wo allerdings die Grenzen des Humors liegen, wird unter den Ratsmitgliedern kontrovers diskutiert. Viele empfinden die Witze als oberflächlich und teilweise auch geschmacklos, während andere es schätzen, dass SRF mit «einem cool gemachten Format, das sich auch mal traut, zu polarisieren» neue Zielgruppen erschliesst.

«Vitamine in Gummibärli spritzen»

Auf die Bemerkung eines Ratsmitglieds, dass er in den seiner Ansicht nach belanglosen Witzeleien kein Ziel und keine Botschaft erkennen könne, erklärte Produzent David Meury: «Wir wollen Vitamine in Gummibärli spritzen: das heisst, auf unterhaltsame Weise News zu jenen tragen, die sich sonst kaum mit diesen Themen befassen». Dass dies immer wieder gelingt, zeigen die Kommentare der Online-Community ebenso, wie die Anerkennung jener Ratsmitglieder, die sich als Fans der furchtlosen Unterhaltung erwiesen. Die gegenseitigen Anregungen und Erklärungen wurden beidseits sehr geschätzt. So wurde durch die Besprechung unter anderem klar, dass es sich bei «Studio 404» und «Debriefing 404» um zwei unabhängig voneinander gestaltete Sendungen handelt, die in den Augen des Publikumsrates gerne stärker verknüpft oder namentlich besser unterschieden werden dürften. Einigen Rät:innen erschien der rund 75-minütige Podcast als zu lang, die Hördauer des Stammpublikums spricht aber eine andere Sprache. Dafür fiel der Wunsch nach einer etwas ruhigeren Schnittkadenz und einer klareren Struktur bei den Produzent:innen auf fruchtbaren Boden: Auch wenn die Algorithmen von YouTube schnelle Schnitte bevorzugten, habe man bereits beschlossen, etwas Tempo rauszunehmen, um den Scherzen eine bessere Bühne zu geben Die Ratsmitglieder freuen sich, den beiden 404-Sendungen auch in Zukunft im SRF-Angebot zu begegnen, zumal sich die Sendungsmacher:innen dem Credo verschrieben haben, die Formate ständig weiterzuentwickeln.

Text: Publikumsrat SRG.D

Bild: SRG.D/Illustration Cleverclip

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