Gelungener Einstieg von «Late Night Switzerland» und bewährte Qualität bei «Mona mittendrin»

An seiner Maisitzung diskutierte der Publikumsrat SRG.D mit den Sendungsverantwortlichen über die neue Comedy-Show «Late Night Switzerland» und das Reportage-Format «Mona mittendrin», in der die Journalistin Mona Vetsch bereits über 50 Mal in fremde Welten eintauchte.

In «Late Night Switzerland», der neuen Comedy-Show von und mit Stefan Büsser, seziert und kommentiert dieser gemeinsam mit seinem Team mit viel Humor und pointierten Beobachtungen das wöchentliche Geschehen in der Schweiz. Immer mit dabei ist sein Weggefährte und Sidekick Michael Schweizer.

Late Night Switzerland: Gute Comedy, künftig aber gerne mit mehr Reibung

Die Sendung versteht sich als Comedy-Format – und die Beobachtenden sind sich einig, dass die Show diese Vorgabe erfüllt. Im Vergleich zur Vorgängersendung «Deville» ist «LNS» weniger bissig, weniger böse und letztlich auch weniger politisch. Im Vordergrund soll leichte, gute Unterhaltung stehen. Der Publikumsrat hat sich mehrheitlich gut unterhalten gefühlt. Und er schätzt nicht nur die Möglichkeit, am Sonntagabend auf lustige, freche und erfrischende Weise auf die vergangene Woche zurückblicken zu können, er findet auch, dass es dies braucht.

Wie so oft bei Late Night Shows, in Bezug auf die Moderation scheiden sich die Geister: Die einen Ratsmitglieder finden, Stefan Büsser ist nach anfänglichen Schwierigkeiten auf gutem Weg zum perfekten Host und Talkmaster. Andere wiederum wünschen sich mehr Spontaneität von ihm, mehr Lockerheit, weniger Berührungsängste, etwas mehr Pfeffer – gerade auch im Gespräch mit dem wöchentlichen Talkgast. Michael Schweizer, so die einen, füge sich gekonnt in die Rolle des Sidekicks, dränge sich nicht auf und überlasse Stefan Büsser die Bühne. Andere Ratsmitglieder sehen das gar nicht so. Michael Schweizer verkaufe sich unter Wert und brauche ganz unbedingt mehr Sendezeit. Wie viel Michael Schweizer ist zu viel für Sidekick, zu wenig für Co-Host?

Die Comedians Stefan Büsser und Michael Schweizer sowie Tom Schmidlin, Leiter Comedy & Satire, diskutierten diese Frage intensiv mit dem Publikumsrat. Stefan Büsser betonte, wie wichtig die Rolle von Michael Schweizer für ihn sei: «Ich brauche einen Anspielpartner, für mich hat Michael eine Hybrid-Funktion zwischen Sidekick und Co-Moderator.» Grundsätzlich sei es ein Geschenk, wenn zwei Personen von Anfang an so gut zusammen funktionierten, fügt Tom Schmidlin hinzu. Sicherlich aber würde man am einen oder anderen Rad noch drehen und für die zweite Staffel auch Anpassungen hinsichtlich Michael Schweizers Rolle vornehmen.

Durchwegs positiv wertete der Publikumsrat, dass es in den Sendungen immer wieder Beiträge gab, in denen Wissen vermittelt und das Publikum zum Nachdenken angeregt wurde («Facts & Figures»). Die Verbindung von Comedy und Wissenswertem zum Hauptthema, das sich wie ein roter Faden durch die Sendung zieht, wird geschätzt und als grosser Mehrwert empfunden.

Der Einstieg, so sind sich die Ratsmitglieder einig, ist gelungen. «Late Night Switzerland» bietet kurzweilige Unterhaltung. Struktur und Konzept sind erkennbar, der Bezug zur Aktualität ist gegeben. Auch wenn die eine oder andere Rubrik und deren Protagonisten – seien es die Aussenreporter Hügi und Milanski oder auch das Duo Goedhart/Galfetti – nicht nur Gefallen gefunden haben, schreibt der Publikumsrat der Sendung grosses Potential zu und freut sich auf die 2. Staffel «Late Night Switzerland».

Mona mittendrin: Vielfältige Einblicke in Schweizer Lebensentwürfe

Für eine zweite Besprechung hatten die Ratsmitglieder die letzten vier Sendungen von «Mona mittendrin» beobachtet – inklusive der Jubiläumssendung zu 50 Ausgaben, die auf vergangene Sendungen Rückschau hielt. Grundsätzlich sind alle Beobachtenden voll des Lobs. Hervorgehoben wird neben der Vielfalt der Geschichten und Schicksale und der breiten Themenpalette vor allem Mona Vetschs authentische und einfühlsame Moderation. Eine Rätin zeigt sich beeindruckt, «wie viel man in den Sendungen über eine Realität erfährt, von der man zuvor gar nicht wusste, dass sie existiert». Das sei «bester Service public», heben mehrere Ratsmitglieder hervor: Die Sendung schaffe Verständnis für unterschiedliche Lebensentwürfe und -situationen, sie sei unterhaltsam und trage gleichzeitig zur (Meinungs-)Bildung und Information über die soziale und kulturelle Vielfalt unseres Landes bei.

Manche Sendungen, wie beispielsweise der Beitrag über zwei Pornodarstellerinnen, kratzten an persönlichen Grenzen und werden von einem Teil der Beobachtenden als «an der Grenze zum Voyeurismus» eingestuft. Andere Ratsmitglieder formulieren Bedenken, dass Mona Vetsch mit ihrer Redegewandtheit und Offenheit ab und zu Gefahr laufe, die Protagonist:innen zu überfahren, wenn die Porträtierten eher introvertierte Persönlichkeiten aufwiesen.

Die Sendungsverantwortlichen und Mona Vetsch nahmen auch diese Inputs offen und interessiert entgegen. «Für uns ist es ein grosses Kompliment, wenn die Sendung auf so unterschiedliche Weise interpretiert wird», erklärte Mona Vetsch: «Wir wissen, dass jeder Mensch einen anderen Blick auf unsere Gesellschaft wirft, und wollen mit unseren Sendungen zum Nach- und Weiterdenken anregen.» Es sei Teil des Konzeptes, dass Mona Vetsch neben den Protagonist:innen ebenfalls im Zentrum stehe, ergänzte Produzent Markus Storrer, der «Mona mittendrin» von Anfang an mitgestaltet. Mona Vetsch komme unvorbereitet in die unterschiedlichsten Situationen und spiegle mit ihrer Reaktion immer auch ihre eigene Erfahrungswelt, um so dem TV-Publikum einen persönlichen Zugang zu eröffnen. Sie habe als Moderatorin oft die Erfahrung gemacht, dass es besser sei, wenn sie ihrem Gegenüber gegebenenfalls auch sehr explizite Fragen stelle, beantwortete Mona Vetsch die Frage, wie viel Konfrontation in der Sendung über das Erotikgewerbe beabsichtigt gewesen sei: «Die Porträtierten gewinnen an Stärke, wenn man sie nicht schont.» Die Sendungsverantwortlichen betonten, dass es ihnen auch bei schwierigen Themen sehr wichtig sei, das gezeigte Umfeld wertfrei aufzuzeigen. Dass dazu im Vorfeld ebenso wie im Verlauf der Dreharbeiten ein enormer Rechercheaufwand betrieben wird, wird vom Publikumsrat sehr geschätzt. Der Rat ist sich bewusst, dass diese hohe Qualität nicht kostenlos zu haben ist und er wünscht sich, dass Sendungen wie «Mona mittendrin» weiterhin die nötige Wertschätzung erhalten und Bestand haben.

Text: Publikumsrat SRG.D

Bild: SRG.D/Illustration Cleverclip

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