Viel Anerkennung für die SRF-Auslands- und die Sportberichterstattung
Die Latten lagen hoch an der Sitzung des Publikumsrats SRG.D. Analysiert wurden die internationale Berichterstattung der Hintergrundmagazine «Echo der Zeit» sowie «International» und die Leistungen der Sport-Redaktion während der Eishockey-Weltmeisterschaft in Tschechien. Neben viel Hochachtung gab es für die Sendungsverantwortlichen auch konstruktive Kritik.
Drei Paradedisziplinen von SRF standen im Mittelpunkt der Junisitzung des Publikumsrats SRG.D. Vertiefende Berichte aus dem In- und Ausland gehören ebenso wie der Sport zu den meistbeachteten Formaten bei Radio und Fernsehen, deren hohe Qualität kaum je infrage gestellt wird. Entsprechend viel Anerkennung bekamen die Sendungsverantwortlichen vom Publikumsrat. Unter den detaillierten Feedbacks fanden sich aber auch Verbesserungsvorschläge.
Unverzichtbares am Radio: «Echo der Zeit» und «International»
Die tägliche Radiosendung «Echo der Zeit» berichtet seit 1945 über das aktuelle Zeitgeschehen und gehört unbestritten zu den wertvollsten Sendungen von SRF. Ebenso wie die wöchentlichen Auslandreportagen der SRF-Korrespondentinnen und -Korrespondenten von «International», die seit 1978 ausgestrahlt werden und von der ersten Ausgabe auch online verfügbar sind.
Einige Mitglieder des Publikumsrats hören «das Echo» seit frühester Kindheit, zunächst gezwungenermassen am Familientisch, inzwischen längst aus eigenem Interesse an der vielfältigen Themen- und Formenpalette. Die traditionsreiche Sendung brilliert mit hochwertigen Reportagen, spannenden Interviews, umfassenden Berichten und vertiefenden Analysen aus der Schweiz und aller Welt. Sie gehört für viele zum, wenn nicht täglichen, so doch regelmässigen Medienkonsum. Ähnliches gilt für die wöchentliche Sendung «International», die nicht zuletzt aufzeigt, wie wertvoll das grosse Korrespondent:innennetz von SRF für die gehaltvolle Berichterstattung aus dem Ausland und somit für die Glaubwürdigkeit des Senders ist. Obwohl alle Ratsmitglieder die ausserordentliche Qualität und Einordnungsleistung der beiden politischen Hintergrundsendungen – gerade auch aus Regionen, in denen Mitarbeitende vor Ort sein können – hervorheben, erscheint einigen ihr eher behäbiger und ernsthafter Duktus etwas altbacken. An der Länge der Sendungen liege dies nicht, betonen die Ratsmitglieder: die halbe bis dreiviertel Stunde wird als absolut adäquat empfunden. Beide Sendungen seien zentral für die individuelle Meinungsbildung und darum demokratierelevant. Angesicht dieses Stellenwerts mahnt der Rat, das junge Publikum nicht aus den Augen zu verlieren.
Die Sendungsverantwortlichen erläuterten, wie sie mit neuen Formen des Storytellings ein jüngeres Publikum anzusprechen versuchen, ohne das meist deutlich ältere Stammpublikum zu vergraulen. Man sei sich bewusst, dass das Radio-Programm mit der Zeit gehen müsse und verändere die Formate fortlaufend. Der Publikumsrat begrüsst diese Bemühungen und schlägt vor, häufiger auch auf Themen einzugehen, die für jugendliche Lebensrealitäten relevant sind – und vermehrt auch jüngere Menschen selbst zu Wort kommen zu lassen. Das gleiche gilt für Angehörige der Migrationsgesellschaft, die rund 40% der Schweizer Bevölkerung ausmachen. Ihr Blick fehle weitgehend: «Welche internationalen Themen beschäftigen unsere Arbeitskolleg:innen mit Migrationsgeschichte? Und wie verändern sich deren Schwerpunkte aus ihrer Perspektive?» Einige Ratsmitglieder empfinden die beiden Radiosendungen deshalb als eurozentrisch, weil meist aus schweizerischer oder auch westlicher Perspektive berichtet werde, – während andere genau diesen Ansatz für unabdingbar halten, denn nur so werde die kulturelle Übersetzungsleistung der Redaktion sinnvoll und nachvollziehbar.
Trotz der vielfältigen Berichterstattung aus geopolitischen Randregionen, stellt der Publikumsrat einen Überhang bei der Berichterstattung aus den USA, dem umliegenden Europa und von aktuellen Krisenherden fest. Die Sendungsverantwortlichen geben zu bedenken, dass die Bedeutung der aktuellen Nachrichtenlage für die Schweiz nicht zu unterschätzen sei. Ausserdem werde es tatsächlich zunehmend schwieriger, in entfernteren Weltregionen vertrauenswürdige Informationsquellen zu finden, sei es aufgrund wachsender Restriktionen, wegen zunehmend strengerer Zensurbehörden, willkürlichen Visumsverweigerungen oder schlicht fehlender Infrastruktur.
Auch wenn sich der Rat manchmal wünschen würde, «Echo der Zeit» und «International» kämen etwas «peppiger» und geopolitisch noch vielfältiger daher, betont er seine grosse Wertschätzung: «Echo der Zeit» und «International» gehören zu den besten und wichtigsten Programmangeboten im Radio und online. Er wünscht beiden Sendungen weiterhin ein grosses – und möglichst auch jüngeres – Publikum.
Spannend und informativ, nicht nur für Fans: Die Eishockey-WM
18 Live-Spiele der Eishockey-Weltmeisterschaft hat SRF übertragen; kommentiert vor Ort und aus dem Studio von einem erfahrenen Moderationsteam und mehreren Experten. Allabendlich berichtete zudem das «WM-Magazin» während 30 Minuten über sämtliche Spiele sowie die wichtigsten Ereignisse des Tages und lieferte Hintergrundgeschichten. Auch multimedial war das Sportereignis auf der Website und in den Sozialen Medien, vor allem aber auf der App bestens abgedeckt. «Herausragend» urteilt der Publikumsrat über die Leistung der Sportredaktion: Nicht nur die Schweizer Eishockey Mannschaft habe gut gespielt, auch das Fernseh-, Radio- und Webteam von SRF habe beim Publikum gepunktet.
Dies vor allem, weil nicht nur eingefleischte Fans abgeholt wurden, sondern auch Hockey-Muffel, die sich erst zögerlich zuschalteten, als sich ein Erfolg des Schweizer Teams abzuzeichnen begann. Selbst für Laien seien die Kommentare und Erläuterungen stets interessant und verständlich gewesen. Einige Ratsmitglieder hätten sich dennoch ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen und Regeln auf der App gewünscht. Zudem hätte sich der Publikumsrat auch für eine stärkere Analyse der gegnerischen Mannschaften und ihrer Taktik interessiert.
Besonderes Lob erhielten die Livemoderationen und Expertengespräche von Annette Fetscherin und Sascha Ruefer im Studio sowie von Reto Müller bzw. Christoph Sterchi, Silvan Schweizer und Lukas Ninck im Stadion vor Ort. Dem kleinen SRF-Team sind spannende Einblicke gelungen, Analysen und Kommentare fanden stets die Balance zur Spielbeobachtung und die Begeisterung wirkte auf alle ansteckend. Auch das Analyse-Tool und die Beiträge in der SRF-Sport-App wurden enorm geschätzt. Live-Stream und Live-Ticker im Netz, vor allem aber auch die Radioberichterstattung werden als unverzichtbar hervorgehoben: Nicht alle haben Zeit, sich während der Spiele daheim vor den Fernseher zu setzen.
Darauf angesprochen, dass einige Ratsmitglieder die mittlerweile obligaten Kurzinterviews mit den Spielern vor der Pause und nach Spielende als kaum aussagekräftig und schlimmstenfalls sogar aufdringlich empfinden, erklärten die Sendungsverantwortlichen, dass diese Kurzstatements bei fast allen Sportarten zum etablierten Ablauf gehören. Es gehe um die Vermittlung von Emotionen und weniger um analytische Antworten. Dabei werde aber immer berücksichtigt, welche Spieler bereit seien, Auskunft zu geben, und wer sich lieber vom Mikrophon fernhalte. Als grossen Mehrwert hingegen empfand der Publikumsrat die Interviews vor Ort mit Familienangehörigen, Fans, Schweizer Politikern, etc. – mitten in den Zuschauerrängen der Stadien und somit mitten im Geschehen.
SRF habe mit viel Kompetenz und innovativen Angeboten geglänzt, so der Publikumsrat. Es sei gelungen, den atmosphärischen Funken aus dem Stadion auf die Zuschauenden vor dem Bildschirm überspringen zu lassen. Die «fan»tastische Stimmung und Gänsehaut-Momente bleiben ebenso positiv in Erinnerung wie die reibungslose Organisation und die beeindruckenden Kamerafahrten.
Sowohl der Publikumsrat als auch die Redaktionen schätzten die gehaltvollen Diskussionen und Feedbacks. Auch wenn die grosse Anerkennung für die im Juni besprochenen Sendungen die wenigen kritischen Inputs weit überstrahlte, kann der scharfe Blick der Publikumsvertreter:innen immer auch blinde Flecken aufdecken und Verbesserungen bewirken.
Über den Publikumsrat:
Über den Publikumsrat:
Die Publikumsräte und Programmkommissionen des Vereins SRG sind Schnittstellen zwischen den Programmschaffenden und dem Publikum. Alle vier Regionalgesellschaften und swissinfo.ch haben je einen eigenen Publikumsrat. Als Vertreter verschiedener Bevölkerungskreise beurteilen deren Mitglieder die publizistischen Leistungen der SRG.
www.publikumsrat.ch
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