Flavio Bundi: «Wenn die Einfalt regiert, wird es still»

Flavio Bundi schreibt in der LINK-Apropos-Kolumne über die Solidarität zwischen den vier Sprachregionen der Schweiz. Was bedeutet es, sprachliche Minderheit zu sein? Und welche Stärken erwachsen daraus?

Die Viersprachigkeit der Schweiz kostet – das ist unbestreitbar. Geld und Arbeit – alles Ressourcen, die für die Aufrechterhaltung dieses einzigartigen kulturellen und sprachlichen Mosaiks investiert werden (müssen). Auch die SRG lässt sich die Mehrsprachigkeit etwas kosten. Zu viel? Zu wenig? Zu Recht? Zu Unrecht?

Minderheitenförderung ist in aller Munde und wird oft (nur) dann politisch ausgeschlachtet, wenn es opportun erscheint. Oft werden dabei allerdings die Vielfalt und ihr effektiver Mehrwert schlicht vergessen, ja gar nicht erkannt. Vor lauter Lärm gerät eines schnell in Vergessenheit: Wenn die Einfalt regiert, wird es schnell still.

Minderheit zu sein, bedeutet immer auch, Bittstellerin zu sein. Das ist frustrierend, nervt oft und hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack. Doch es gibt zwei Wege damit umzugehen: sich in Frustration zu ergeben und die Faust im Sack zu machen oder aber aufzuzeigen, was möglich ist mit weniger Ressourcen. Hier liegt unsere Stärke: in der Erfahrung, dass Kreativität und schnelle Entscheidungen automatisch gefördert werden, wenn die Mittel begrenzt sind. Wir lernen, schnell zu sein, smart und clever zu agieren – proaktiv und reaktiv.

Natürlich sind wir als kleine Unternehmenseinheit (sind wir die vierte Unternehmenseinheit oder eine der vier?) dankbar für jede Unterstützung, die wir erhalten. Doch wir sind uns auch unseres Wertes bewusst, für die SRG, für die Gesellschaft und für das kulturelle Zusammenleben. Denn wir tragen dazu bei, die Kohäsion dieses Landes effektiv zu stärken, indem wir die Vielfalt feiern und die Stimmen einer Minderheit hörbar machen. Smart, clever und einzigartig. Und das ist unbezahlbar.

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Text: Flavio Bundi

Bild: RTR

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