Publikumsrat befasste sich mit Quizsonntag sowie mit News auf Social-Media

Vier verschiedene Quizsendungen stehen sonntagnachmittags im Programm von Radio SRF 1. Der Publikumsrat nahm sie im November ebenso differenziert unter die Lupe wie die SRF-News-Kanäle auf Instagram und TikTok.

Wer am Sonntagnachmittag bei Radio SRF 1 Rätsel löst, befindet sich meist schon in der zweiten Lebenshälfte. Deutlich jünger ist das Zielpublikum auf Instagram und TikTok, wo SRF News einen niederschwelligen Zugang zu den wichtigsten Nachrichten des Tages anbieten will. An seiner Sitzung im November diskutierte der Publikumsrat SRG.D mit den Programmverantwortlichen über die Eindrücke, die die sehr verschiedenen Formate bei den Ratsmitgliedern hinterliessen, und platzierte da und dort auch Verbesserungsvorschläge.

«Quizsonntag»: Unterschiedliche Konzepte, verschiedene Meinungen

Vier Quiz-Formate werden seit Sommer 2024 jeweils abwechselnd am Sonntagnachmittag von 14 bis 16 Uhr auf Radio SRF 1 ausgestrahlt. Nur ein Drittel der Ratsmitglieder hatte vor der Sendungsbeobachtung bereits einmal mitgerätselt, dennoch war man sich einig: Eine interaktive Radiosendung, die mit Quizfragen unterhält und auch herausfordert, passt sehr gut zu einem gemütlichen Sonntagnachmittag. Man nahm wahr, dass vor allem ältere Zuhörende Zeit zum Anrufen und Miträtseln fanden. Das Publikum ab 60 Jahren mache denn auch den Grossteil der Hörerschaft des reichweitenstärksten Radiosenders SRF 1 aus, erklärten die Macher:innen.

Die Abwechslung mit den vier gänzlich unterschiedlichen Konzepten gefiel. Musikfans kamen beispielsweise beim «Musikdomino» auf ihre Kosten, wo sie mit eigener Kreativität zu einem überraschungsreichen Verlauf der Sendung beitragen können. Dass allerdings nicht klar wurde, ob jeweils auch Musikvorschläge erfolglos eingereicht wurden, fand man schade: Begründungen, weshalb gegebenenfalls etwas abgelehnt wurde, könnten der Sendung noch mehr Spannung verleihen.

Sowohl beim musikalischen Oldies-Ratespiel «Let’s Quiz Again» als auch beim klassischen Quiz «3 vo 5 Spezial» würden einige Ratsmitglieder gerne über ein paar Fragen mehr rätseln; der Musikanteil erschien im Vergleich zum Quizanteil recht hoch. Dies ganz im Gegensatz zur «Radio Bingo Show», in der Beat Schlatter und Christian Zeugin als bestens eingespieltes Moderationsteam das Publikum mit teils zusammengeflunkerten Informationen und Zahlen regelrecht «überschütten», was die Verständniskapazität neuer Zuhörer:innen herausforderte. Während sich ein Teil des Publikumsrates glänzend unterhalten fühlte, waren für andere die humoristischen Anteile der erfundenen Geschichten nur schlecht abgrenzbar von den ernstgemeinten.

Über die Attraktivität der Preise in den verschiedenen Formaten wurde ebenfalls rege diskutiert: Diese schienen oft etwas (zu) ulkig oder aus der Zeit gefallen. Dafür gab es für die Moderator:innen, die allesamt sympathisch, wertschätzend und locker mit dem Publikum in Verbindung treten, viel Lob. Je nach individueller Vorliebe stiessen die vier Quiz-Sendungen bei den Rät:innen auf mehr oder weniger Gefallen, wobei jedes der Formate seine eigene Fangemeinde fand. Laut den Macher:innen ist die Bündelung der Quizformate am Sonntagnachmittag gelungen; man habe jetzt mehr Publikum als zuvor beispielsweise am Montagabend und freue sich über die treue lineare Hörerschaft.

SRF News auf Instagram und TikTok: Wichtig und gut, aber nicht genug

Kurze Nachrichtenbeiträge in Bewegt- oder Standbild, prägnant, unterhaltsam und visuell attraktiv, laden auf den SRF News-Kanälen bei Instagram und TikTok zum Blick auf das Wichtigste des Tages ein. Die Beiträge richten sich primär an ein jüngeres Publikum, das zunehmend soziale Netzwerke als Hauptquelle für Nachrichten nutzt. Mit einer Mischung aus relevanten, aktuellen Themen und unterhaltsamen Formaten spricht SRF News diese Gruppe gezielt an.

Der Publikumsrat ist überzeugt, dass es zu den Aufgaben von SRF gehört, auch jüngeren Zielgruppen ein qualitativ hochstehendes Nachrichtenangebot zur Verfügung zu stellen. Und dies möglichst auch dort, wo sich die Zielgruppe informiert. Dazu gehören nachweislich vor allem Social-Media-Plattformen. Gerade in öffentlichen Verkehrsmitteln nutzen aber auch ältere Semester gerne das unterhaltsame und ohne Ton konsumierbare Nachrichten-Kurzfutter.

Der Publikumsrat schätzt es, dass es der Redaktion sehr gut gelingt, relevante Informationen knapp und kanalgerecht zu vermitteln. Die Inhalte sind sorgfältig produziert, thematisch ausgewogen und sympathisch präsentiert, aufgrund ihrer Kürze aber gezwungenermassen unvollständig. In der Diskussion erläuterten die Programmverantwortlichen, dass sie diesem Umstand insofern begegnen, als zu den verschiedenen Themenaspekten meist mehrere Beiträge produziert werden.

Der Rat bemerkte denn auch anerkennend, dass es SRF News und den moderierenden Hosts gelingt, Nachrichten in einer Art zu vermitteln, die auf die Lebensrealität junger Menschen Bezug nimmt, ohne sich dabei auf «junge Themen» zu beschränken. Die Mehrheit der Beobachtenden empfindet die Beiträge als glaubwürdig und lobt deren Qualität – ganz besonders im Vergleich zu anderen Social-Media-Inhalten. Damit werden Personen erreicht, die sich sonst kaum noch für die Nachrichten interessieren. Umso wichtiger wäre dem Publikumsrat eine stärkere Verbindung zu vertiefenden Sendungen, da die oft kurz gehaltenen Beiträge den Ansprüchen der Ratsmitglieder an eine mediale Grundversorgung nicht genügen, und man hofft, mehr Publikum für gehaltvollere Hintergrundformate begeistern zu können.

Viele Ratsmitglieder bemerkten, dass in den Kommentarspalten häufig empörte und polarisierende Meinungen zu finden sind, wobei SRF nur selten darauf reagiert. Diese Zurückhaltung wird als verpasste Chance gesehen. Man wünscht sich, dass SRF in diesen Diskussionen präsenter ist und mehr Kontext bietet, insbesondere bei kontroversen Themen. Es gibt jedoch auch Verständnis für die Zurückhaltung, da die Moderation zeitintensiv ist und entsprechend Ressourcen bindet.

Das Feedback des Publikumsrats stiess zum wiederholten Mal auf grosses Interesse bei den zur Diskussion eingeladenen Sendungsverantwortlichen, die die Anregungen jeweils zurück in die Bereiche und Redaktionen tragen.

Über den Publikumsrat:

Die Publikumsräte und Programmkommissionen des Vereins SRG sind Schnittstellen zwischen den Programmschaffenden und dem Publikum. Alle vier Regionalgesellschaften und swissinfo.ch haben je einen eigenen Publikumsrat. Als Vertreter verschiedener Bevölkerungskreise beurteilen deren Mitglieder die publizistischen Leistungen der SRG.
www.publikumsrat.ch

Text: Publikumsrat SRG.D

Bild: SRG.D/Illustration Cleverclip

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