Kein Regelverstoss in «Passage» über Friedhöfe im Wandel

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Veränderte Nutzungen von Grünflächen in Stadtfriedhöfen waren Thema in der Audiosendung «Passage» vom 13. Dezember 2024. Ein Zürcher Quartierverein beanstandet Teile der Sendung als tendenziös und fehlerhaft. Die Ombudsleute unterstützen die Beanstandung nicht.

Darum geht es in der beanstandeten Sendung

«Passage», eine Radiosendung und ein Podcast von Radio SRF 2 Kultur, beschäftigte sich am 13. Dezember 2024 mit Friedhöfen in der heutigen Zeit. Im Zentrum stehen Stadtfriedhöfe, bei denen immer mehr Grünflächen frei werden, da die zunehmende Feuerbestattung weniger Platz braucht als die Erdbestattung. «Passage» geht besonders der Frage nach, was mit den wertvollen Grünflächen in den weitläufigen Stadtfriedhöfen geschehen soll. Mit verschiedenen Fachleuten, Friedhofsangestellten, Friedhofsbesucher:innen, Anwohner:innen, Quartiervertreter:innen usw. wird über die Vor- und Nachteile der neuen Nutzungsformen gesprochen.

«Passage» von SRF 2 Kultur vom 13. Dezember 2024:

Was wird beanstandet?

Der Beanstander ist der Quartierverein Zürich Wiedikon, in dessen Quartier der Friedhof Sihlfeld, der grösste Friedhof in Zürich, liegt. Der Verein kritisiert nicht den Beitrag als Ganzes, sondern vor allem die Sendungsteile zum Friedhof Sihlfeld. Er moniert, der Beitrag sei tendenziös und enthalte zu viele Falschaussagen. Zudem stört er sich an der Auswahl der Gesprächspartner:innen.

Beispielsweise hätte gemäss dem Beanstander besser der Chef des Bestattungs- und Friedhofamtes Zürich interviewt werden sollen als der Leiter des Friedhof-Forums der Stadt Zürich. Das Friedhof-Forum betreibt im ehemaligen Krematorium Sihlfeld eine Ausstellung und organisiert kulturelle Anlässe rund um die Themen Sterben, Tod, Trauer, Erinnern. Weiter moniert der Beanstander, der Präsident des Quartiervereins Zürich Wiedikon käme weniger lange zu Wort als die Vertreter:innen des Friedhof-Forums oder des Bestattungs- und Friedhofamtes. Ausserdem habe die Redaktion emotionale O-Töne des Quartiervereinspräsidenten gebracht und ihm die fertige Sendung nicht zur Abnahme vorgelegt. Der Quartierverein sei als hinterwäldlerisch dargestellt worden, der nur für Ruhe und Ordnung eintrete und «partout eine nächtliche Schliessung des Friedhofs wolle».

Anders als in «Passage» beschrieben, habe der Quartierverein Wiedikon nicht die Auszonung eines Teils des Friedhofs als Park verlangt, sondern nur erläutert, dass er ein solches Anliegen nicht bekämpfen würde. Zudem habe der Quartierverein bei einer Umzonung auf erhebliche denkmalpflegerische Hürden hingewiesen.

Auch betreffend Signalisationstafeln im Friedhof Sihlfeld habe die Redaktion nicht alles richtig dargestellt. Der Quartierverein habe den Austausch der Signalisationstafeln kritisiert und dass die neuen Tafeln vage und praktisch unlesbar seien. Er habe die Wiederherstellung der alten klaren Regeln verlangt.

Was sagt die Redaktion?

Die Sendung behandle den Wandel von Friedhöfen – eine gesellschaftliche Entwicklung die unbestritten sei, so die verantwortliche Redaktion. Der aktuelle «Wandlungsschub» sei derart stark, dass sich die Friedhöfe wandeln müssten, wenn sie überleben wollten. Vor allem bei Friedhöfen in grossen Schweizer Städten wie Bern und Zürich sei der Druck auf den Friedhof als Naherholungsgebiet gross.

Die SRF-Journalistin habe sich umfassend auf der Homepage des Quartiervereins Wiedikon informiert und Interviews geführt, um den Konflikt darzustellen. Die Auswahl der Expert:innen und Gesprächspartner:innen sei nach publizistischen Kriterien geschehen. Die Sendung stelle den Konflikt zwischen der Stadt Zürich und dem Quartierverein Wiedikon in den Grundzügen dar. Der Konflikt sei jedoch nur eines von mehreren Themen in der Sendung und nicht das Hauptthema auf dem Friedhof Sihlfeld.

Die Redaktion weist darauf hin, dass die Auswahl der Interview-Passagen im Ermessen der Redaktion liegt. Das Vorlegen der fertigen Sendung zur Korrektur sei bei SRF nicht üblich.

Betreffend Auszonung eines Teils des Friedhofs Sihlfeld als Park sei der Wortlaut in der Sendung nicht optimal präzis gewesen, räumt die Redaktion ein. Ein Vorstoss des Quartiervereins habe zwar einen Erholungspark schaffen wollen, es fehle in der Sendung jedoch der Hinweis darauf, dass der Quartierverein auf die rechtlichen Hürden bei einer Umzonung aufmerksam gemacht habe. Auch hätte man bei den Signalisationstafeln erwähnen können, dass die neuen Schilder zwar ein allgemeines Fahr- und Hundeverbot enthielten, jedoch generell als Leitsystem für die Friedhofbesuchenden dienten.

Die Redaktion ist der Auffassung, das Dilemma zwischen der Totenruhe und der Öffnung des Friedhofs sowie den Konflikt zwischen den unterschiedlichen Ansprüchen an den Friedhof in der Sendung adäquat beschrieben zu haben. Nicht nachvollziehen kann sie den Vorwurf, der Quartierverein sei als «hinterwäldlerisch» dargestellt worden.

Was sagt die Ombudsstelle?

Die Ombudsleute erleben bei ihrer Arbeit immer wieder, dass sich Auskunftspersonen für ein bestimmtes Thema nach Anschauen bzw. Anhören der Sendung missverstanden oder inhaltlich unvollständig wiedergegeben fühlen. Bei der Umsetzung des gewählten Themas und bei deren Beurteilung durch die Ombudsstelle sei jedoch die Wahrnehmung der Sendung durch das Publikum massgebend, erklären die Ombudsleute.

Am Beispiel des Friedhofs Sihlfeld werde ausführlich über die Vor- und Nachteile der Nutzung der Leerflächen gesprochen und von der schweizweit einmaligen Nutzung des «Friedhof Forums» als kulturellem Veranstaltungsort. Es ist für die Ombudsleute nachvollziehbar, dass sich der Leiter des «Friedhof-Forums», einem schweizweit einmaligen Angebot solcher Veranstaltungen, ausführlich über die Art der Veranstaltungen und seine Beobachtungen im Friedhof äussern könne.

Der Forumsleiter stufe die unangenehmen Vorkommnisse im Friedhof Sihlfeld als überschaubar und nicht gravierend ein, während der Präsident des Quartiervereins und eine Friedhofsbesucherin dies anders sehen würden. Im Gegensatz zum Quartierverein nehmen die Ombudsleute die Ausführungen des Vereinspräsidenten in der Sendung als nachvollziehbar und verständlich wahr. Dabei sei nicht entscheidend, ob der Vereinspräsident quantitativ weniger zu Wort komme als der Forumsleiter. Massgebend sei, dass der Forumsleiter nebst der Frage nach den Immissionen vor allem seine Institution vorstelle und dass der Quartiervereinspräsident seine Vorbehalte in verständlicher Art und Weise vorbringen könne.

Die nicht präzise wiedergegebenen Teile der Sendung seien für den Gesamteindruck der «Passage» nicht entscheidend, da es in der Sendung nicht um die Schilderung spezifischer planerischer Fragen rund um den Friedhof Sihlfeld gehe, sondern generell um die Nutzung von Friedhöfen heute und in Zukunft, so die Ombudsleute. Sie erachten die beanstandete Sendung als aufschlussreich und vielfältig.

Die Ombudsleute sehen somit keinen Verstoss gegen das Sachgerechtigkeitsgebot.

Text: SRG.D/dl

Bild: SRF/bearbeitet durch SRG.D

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