«Rundschau» berichtete sachgerecht, aber unausgewogen
In der «Rundschau» ging es am 3. Oktober 2018 unter anderem um Goldhandel, die Vergabe von Aufträgen am Genfer Flughafen sowie um die Frage, ob Staatsrat Pierre Maudet in diesen Themen eine andere Rolle spielt, als er sollte.
Der Genfer Regierungspräsident Pierre Maudet wurde zu einer Luxusreise nach Abu Dhabi geladen – weshalb nun die Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelt. Maudets Gastgeber, die Scheichs, verbindet vor allem der Goldhandel mit Genf. Das Milliardengeschäft wird über den Genfer Flughafen abgewickelt. Täglich landen zwei Flugzeuge aus den Arabischen Emiraten in Genf, die hauptsächlich Gold transportieren. Entladen werden die Flugzeuge von zwei Firmen. Eine davon ist DNATA, die den Emiraten gehört. 2015, zur selben Zeit, als sich die Firma um eine Verlängerung ihrer Lizenz für Genf bewarb, wurde Maudet nach Abu Dhabi eingeladen. DNATA erhielt den Zuschlag, obwohl weder die Angestellten noch die Fluggesellschaften dieses Unternehmen bevorzugt hätten. Aufhänger des «Rundschau»-Beitrags war die Frage, ob und wenn ja, inwiefern Pierre Maudet in die Vergabe von Aufträgen verwickelt gewesen ist.
Wertvoller, seriöser Beitrag
In der Beanstandung wurde eine Reihe von Vorwürfe erhoben und der «Rundschau» tendenziöse Berichterstattung vorgeworfen. Die «Rundschau»-Redaktion kommt in ihrer Stellungnahme zum Schluss, dass diese Vorwürfe unbegründet seien. Auch Roger Blum betont, «dass die Kritik im Einzelnen nicht zutrifft». Denn die in der Beanstandung formulierten Vorwürfe an Staatsrat Maudet sind so in der Sendung nicht formuliert worden.
Die Sendung «Rundschau» vom 3. Oktober 2018 war gemäss Blum eine «gut dokumentierte, seriöse und nötige Reportage über die Rolle der Vereinigten Arabischen Emirate (und der Schweiz) im Goldhandel». Die Sendung enthielt wertvolle Informationen: Zum Beispiel, dass die Emirate mit ihren staatlichen Fluglinien nicht nur den Transport des Goldes vom Persischen Golf nach Genf, sondern mit der ihnen gehörenden Firma DNATA auch die Abfertigung in der Schweiz kontrollieren.
Maudets Sicht kam zu kurz
Dass Staatsrat Pierre Maudet in diesem Bericht erwähnt wird, ist logisch. Ihm wurde die Möglichkeit geboten, sich ausführlich zu diesem Thema zu äussern. Maudet hat diese jedoch ausgeschlagen. Roger Blum stellt fest, dass im Bericht insgesamt ein durchzogenes, zweifelhaftes Bild von Pierre Maudet vermittelt wird, obwohl an keiner Stelle behauptet wird, Maudet habe im geheimen Abmachungen getroffen, die vor der Öffentlichkeit verborgen bleiben sollten.
Blum unterstützt schlussendlich die Beanstandung teilweise. Die Redaktion habe zwar sachgerecht berichtet, aber Maudets Sicht der Dinge im gesamten Beitrag zu wenig Gewicht gegeben.
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